Unbekannter wirft am Starweg in Ahrensburg verdorbene Essensreste in Gärten von Hundebesitzern. Jetzt droht der Täter auch noch damit, die Tiere zu vergiften. Die Polizei ist informiert, kann im Moment aber wenig machen.
Ahrensburg. Es passiert immer im Ahrensburger Starweg, und nur auf einer Straßenseite: Unbekannte werfen verdorbene Essensreste über den Zaun in die Gärten von Hundebesitzern. Jetzt droht der Täter auch noch damit, die Tiere zu vergiften. So hing am Gartenzaun von Familie Schneider ein Zettel, der am Computer geschrieben und ausgedruckt worden war. Seniorenbeirats-Mitglied Walter Schneider, der früher auch Stadtverordneter war, las die folgende Botschaft: „Ihr Hund hat giftige Teile gefressen, die hier über den Zaun geworfen wurden. Wenn Sie nicht einen Tierarzt aufsuchen, ist Ihr Hund in Kürze innerlich verblutet und stirbt.“
„Das ist der Gipfel der ganzen Geschichte“, sagt Walter Schneider. Er machte sich auf den Weg zur Polizei, um den Vorfall zu melden. Die Beamten klärten ihn auf, dass ein Hund rein rechtlich als Sache behandelt werde und eine angedrohte Sachbeschädigung keine Straftat sei. „Sie meinten, sie könnten erst was machen, wenn der Hund schon tot wäre“, sagt Schneider. Und bei den Essensresten handele es sich um „illegale Abfallentsorgung“.
„Der Hund ist nach deutschem Recht tatsächlich eine Sache“, sagt Holger Meier, Sprecher der auch für Ahrensburg zuständigen Polizeidirektion Ratzeburg. „Daran ändert auch das neue Tierschutzgesetz nicht.“
Und es muss erst eine Straftat vorliegen, damit die Polizisten ermitteln können. Das heißt im Klartext: Es muss erst einem Hund etwas passieren. Meier: „Angenommen, der Hund der Schneiders wäre krank geworden oder gestorben und dies könnte man auf die Essensreste zurückführen: Dann ist das Tierschutzgesetz anwendbar.“ Denn Wirbeltiere dürfen nicht ohne Grund getötet werden. Dem Täter drohe eine zivilrechtliche Bestrafung, außerdem müsste er Schadensersatz zahlen.
Schon seit Jahren finden die Anwohner der Starweg-Straßenseite mit ungeraden Hausnummern immer wieder verfaulte Essensreste in ihren Gärten, meistens in der Nähe des Zauns. „Es geschieht immer in der Dunkelheit“, sagt Anne Schneider. „Wir vermuten, dass der Täter mit dem Fahrrad unterwegs ist. So kann er schneller flüchten. Außerdem muss es jemand aus der Gegend sein, der die Bewohner kennt.“ Denn nur Familien, die einen Hund halten, werden heimgesucht.
„Das ist ganz auffällig“, sagt Thomas Johannsen. „Denn bei uns wurden die Essensreste erst über den Zaun geworfen, nachdem wir uns einen Hund angeschafft hatten.“ Die Schneiders erinnern sich noch an ihren ersten Vorfall im Jahr 2004 – dem Jahr, in dem sie ihren Hund gekauft hatten.
Und bei Familie Dewner hat der Spuk aufgehört, als sie ihren Hund vor zwei Jahren einschläfern lassen mussten. „Als das bei uns das erste Mal vorkam, sind wir mit dem Hund und den ekligen Resten zum Tierarzt gegangen“, sagt Thomas Dewner. „Wir wussten ja nicht, ob der Hund etwas davon gefressen hatte.“ Der Abfall wurde im Labor untersucht. Dewner: „Es kam heraus, dass darin Strychnin war: Rattengift.“ Der unbekannte Täter könne sich vermutlich gar nicht vorstellen, dass die Hunde Familienmitglieder seien, die ihren Besitzern sehr am Herzen liegen.
„Wir nennen den Unbekannten nur den Hundehasser“, sagt Walter Schneider. „Wir gehen davon aus, dass es es immer dieselbe Person ist.“ Seine Nachbarin Trudi Oster ergänzt: „Mir ist wichtig, dass der Täter diesen Appell hört: Sprecht doch mit uns! Dann können wir auch reagieren und vielleicht etwas verändern.“ Sie könne verstehen, wenn sich Anwohner über Hundekot auf den Gehwegen ärgern. „Das tue ich auch. Die Haufen müssen von den Tierhaltern weggemacht werden. Aber mit Aktionen wie denen in unserer Straße lösen sich doch die Probleme nicht, was auch immer das für welche sind.“
Thomas Dewner macht sich mittlerweile auch Sorgen um seine und andere Kinder in der Nachbarschaft. „Wenn da Rattengift drin ist und ein Kind das doch mal in den Mund nimmt: Das mag ich mir nicht ausmalen.“ Seine Nachbarn sind derselben Meinung. „Das muss aufhören“, sagt Schneider. Traudi Oster meint: „Wenn den Hunden was passiert, ist das auch furchtbar für die Kinder. Für die sind Hunde am allerwenigsten eine Sache, vor allem, wenn sie mit ihnen groß werden.“