Rund 200 Bürger besuchten am Mittwoch eine vom Amt Trittau organisierte Infoveranstaltung zum Thema Fracking. Auch die Firma PRD Energy, die das Erlaubnisfeld Schwarzenbek beantragt hat, äußerte sich.

Trittau. Bei einer Informationsveranstaltung zum Thema Fracking haben Abgeordnete aus dem Bundes- und Landtag, Bürger und Vertreter des Bergbauamtes sowie eines Unternehmens in der Trittauer Amtsverwaltung diskutiert. Die Veranstaltung diente vornehmlich dem Zweck, über das Erlaubnisfeld Schwarzenbek, das die Firma PRD Energy aus Berlin beantragt hat, zu sprechen.

„Unser Ziel ist es, die Risiken des Verfahrens aufzuzeigen und über den Stand der Dinge zu informieren“, sagte Amtsvorsteher Ulrich Borngräber, der die Podiumsdiskussion leitete. Im Hinblick auf das stark umstrittene Verfahren zur Erdöl- und Erdgasgewinnung ahnte Borngräber offenbar Unstimmigkeiten unter den Rednern. „Wir wollen zeigen, dass es auch möglich ist, mit einem strittigen Thema öffentlich so umzugehen, dass sich jeder äußern kann. Die Diskussion soll deutlich machen, wie Demokratie ohne Diffamierungen spannend und kontrovers gelebt werden kann“, sagte Borngräber.

Dass das Bedürfnis der Bürger nach einer kontroversen Diskussion groß war, zeigte sich schon bei Betreten des großen Sitzungssaals in der Verwaltung: Rund 200 Besucher waren erschienen, viele wollten sich später mit Wortbeiträgen in die Debatte einbringen.

Anlass für die Veranstaltung war vor allem die Tatsache, dass die Firma PRD Energy, die in Berlin sitzt, beim Bergbauamt ein sogenanntes Erlaubnisfeld Schwarzenbek beantragt hat, das auch Teile des Stormarner Südens von Reinbek und Glinde bis Trittau umfasst. Gabriele Junker, Unternehmensjuristin und Sprecherin von PRD Energy, beteiligte sich ebenfalls an der Diskussion.

„Wir haben für fünf Jahre die Berechtigung erhalten, vorhandene Daten für das Erlaubnisfeld auszuwerten und gegebenenfalls selbst Messungen durchzuführen“, sagte Junker. Sollte die Analyse der Bodenschichten ergeben, dass dort möglicherweise Erdöl zu finden sei, werde man eine gesonderte Genehmigung für eine sogenannte Erkundungsbohrung anfordern. Junker: „Wir planen, nicht zu fracken.“ Auf Nachhaken mehrerer Anwesender, die die Wirtschaftlichkeit eines Erlaubnisfeldes in Frage stellen, wenn dort nicht gefrackt werden sollte, sagte sie: „Jeder von ihnen, der ein Unternehmen hat oder in einem arbeitet, weiß, dass sich die Arbeit letztlich rechnen muss.“

Viele Teilnehmer wünschen sicheine Änderung des Bergrechtes

Carl-Heinz Schulz, Fachbereichsleiter beim Kreis Herzogtum Lauenburg, der einen Vortrag hielt, warf die Frage auf, welches Mutterunternehmen hinter PRD Energy stehe. Er zeigte Verbindungen nach Kanada und zu dem US-amerikanischen Mineralölkonzern Exxon auf. Junker betonte, das Erlaubnisfeld Schwarzenbek sei Sache der PRD Energy, die mit zehn Mitarbeitern in Berlin sitze. Die Firmenorganisation stieß im Publikum auf Unverständnis. „Wenn ich mir vorstelle, dass sie solch ein Thema mit nur zehn Mitarbeitern behandeln, wird mir Angst und Bange“, sagte eine Besucherin.

Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass viele der Anwesenden eine Änderung des Bergbaurechts wünschen. Das sei antiquiert, hieß es von mehreren Seiten.

Klaus Söntgerath, der als Ingenieur seinen Arbeitgeber, das Landesbergbauamt, vertrat, wies darauf hin, dass 1990 die Öffentlichkeitsbeteiligung eingeführt worden sei. „Eine Diskussion wie in Grande wäre sonst gar nicht möglich gewesen“, sagte Söntgerath zu Heinz Hoch, der als Bürgermeister von Grande die Gemeinden des Amtes Trittau vertrat. Hoch hatte sich während der vergangene Jahre vehement gegen Kiesabbau in Grande eingesetzt und immer wieder mit dem Bergbauamt zu tun gehabt. Die Bürger hatten rund 1100 Einwendungen gegen den Kiesabbau auf einer Fläche von 81Hektar erhoben. Anfang dieses Jahres zog das Glinder Unternehmen Koops seinen Antrag schließlich zurück. Auf seine in Trittau gestellte Frage „Warum tut man sich so schwer, das Bergrecht zu ändern?“ bekam Hoch aber keine richtige Antwort.

Die Bundestagsabgeordneten Nina Scheer (SPD), Norbert Brackmann (CDU) und Konstantin von Notz (Grüne) sollten den Besuchern einen Einblick geben, wie in Berlin mit dem Thema umgegangen werde. Scheer sagte, die von den Ministern Barbara Hendricks und Sigmar Gabriel erarbeiteten Eckpunkte sähen unter anderem vor, dass Schiefergasfracking ausgeschlossen werden solle. „Wir wissen allerdings recht wenig wirklich Handfestes“, sagte Scheer. Sie persönlich könne mit Blick auf die Energiewende nicht erkennen, dass man die durch Fracking erschlossenen Ressourcen brauche.

Die Diskussion verlief ruhig,einige Fragen blieben offen

Norbert Brackmann bestätigte, er sehe „überhaupt gar keinen Grund“ für Fracking, sei aber dafür, die Möglichkeiten zu erforschen. Hohn erntete der CDU-Abgeordnete aus dem Publikum für seinen Hinweis: „Wenn im Winter irgendwann alle frieren, wird die Meinung in der Bevölkerung sicher eine andere sein als heute.“ Konstantin von Notz erklärte die Fracking-Methode zur „Perversion der Ausbeutung“.

Obwohl die Diskussion, wie von Amtsvorsteher Ulrich Borngräber gewünscht, weitgehend sachlich ablief, blieben beim Publikum auch nach mehr als dreistündiger Debatte noch einige Fragen bezüglich des sie direkt betreffenden Erlaubnisfeldes offen. Vor allem die Stellungnahmen des Bergbauamtes bezeichneten viele als undurchsichtig.