Bargteheide sorgt sich um Vollendung des Westrings. Der Grund: Das Land will stärker in den Öffentlichen Personennahverkehr und in die Straßensanierung investieren. Die Finanzierung ist daher unsicher.
Bargteheide. So ganz geziemte sich das Wort für einen Bürgermeister nicht. Aber es kam von Herzen. „Geil“, sagte Henning Görtz auf die Frage, wie es sich anfühle, auf der neuen Straße zu fahren. Der Bargteheider Verwaltungschef freute sich sichtlich, dass der 1,3 Kilometer lange zweite Abschnitt der Westumgehung jetzt für den Verkehr freigegeben werden konnte. Und das nach einem Jahr Bauzeit punktgenau und obendrein günstiger als gedacht – auch wenn ein 3,1 Millionen Euro teures Projekt kein Schnäppchen ist.
„Anvisiert war der 30. September“, sagte Jens Sommerburg, Leiter der bauausführenden Lübecker Niederlassung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr, beim offiziellen Festakt. Nun konnte knapp eine Woche früher Einweihung gefeiert werden. Angesichts oft nicht eingehaltener Termine für öffentliche Bauten herrschte gute Laune bei der Festgemeinde. Der frohen Botschaft nicht genug, kam auch noch diese Nachricht: „Wir sind unter dem Kostenrahmen geblieben“, sagte der aus Kiel angereiste Staatssekretär des Verkehrsministeriums Frank Nägele. Der Staat könne nicht bauen und gebe zu viel Geld aus? „Nein“, antwortete Nägele selbst.
100.000 Euro weniger habe der Bau der Strecke zwischen dem Buckel und dem neue Kreisel an der Jersbeker Straße gekostet. Nägele: „Ich sage nicht, wir haben gespart. Denn wir haben ja was ausgebaut.“ Das Ergebnis sei gelungen. Der Nachsatz des Staatssekretärs, dass Kiel in Zukunft mehr in den Erhalt der Straßen investieren wolle, löste bei der Festgemeinschaft dagegen keine Freude aus. Denn das beutet weniger Geld für neue Straßenprojekte. Und die Westumgehung ist erst zu zwei Drittel fertig. Rund 1,7 Kilometer fehlen noch.
Der dritte Abschnitt soll zur B 75, der vierte dann über einen neuen Kreisverkehr weiter Richtung Fischbek führen. Ohne die finanzielle Unterstützung aus Kiel ist das Projekt gefährdet. Nach bisherigen Schätzungen belaufen sich die Kosten für die Fertigstellung auf rund vier Millionen Euro. Bürgermeister Görtz nahm daher die Gelegenheit wahr, dem Abgesandten der Landesregierung seinerseits eine Botschaft mitzugeben. „Wir dürfen nicht nachlassen. Die Umgehung muss fertig werden.“
Dritter und vierter Abschnitt seien keine Neubauten, sagt der Bürgermeister
Wie die Chancen dafür stehen, ist schwer abzuschätzen. Das neue Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz regelt drei Bereiche: die Sanierung von Straßen, den Neubau und den Öffentlichen Personennahverkehr. Den möchte die Landesregierung stärken – und offenbar eben auch den Bereich Sanierung, wie Nägele ja verkündete.
Beim dritten und vierten Abschnitt der Westumgehung handele es sich nicht im eigentlichen Sinn um einen Neubau, sondern um die Fortsetzung eines bereits begonnenen Projekts, argumentierte Bürgermeister Görtz. Die Straße dürfe nicht unfertig bleiben. „Der Antrag auf Förderung kann allerdings erst gestellt werden, wenn das Planfeststellungsverfahren läuft“, sagte er. Das soll Anfang 2015 anlaufen. Dann kann Bargteheide nur abwarten und hoffen.
Bisher ist das Straßengroßbauprojekt problemlos gelaufen. Die knapp drei Millionen Euro für den ersten, 800 Meter langen Abschnitt von der Hamburger Straße bis zum Buckel hat das Land zu 100 Prozent bezahlt. Den jetzt fertigen zweiten, 1,3 Kilometer langen Abschnitt teilen sich Stadt und Land, wobei Kiel mit 60 Prozent den größeren Anteil übernimmt.
„Wir brauchen die Westumgehung als Entlastung für die Innenstadt“, sagte Bürgermeister Görtz. „Bargteheide wächst jedes Jahr um 250 Einwohner. Dazu kommt das Wachstum in der Region. Wir können den Verkehr nicht mehr auf den bestehenden Straßen abwickeln.“
Im Kampf um die Finanzen stehen stürmische Zeiten bevor. Denn Stormarn werde sich auch nicht mit dem Finanzausgleichsgesetz und jährlichen Mindereinnahmen von zehn Millionen Euro abfinden, gab Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) dem Staatssekretär deutlich zu verstehen, während die erste heftige Herbstböe über die Einweihungsfeier hinwegfegte. Das Zelt für Pult und Mikrofon flog zum Glück erst nach allen Reden in den Graben. Danach kam, einem Hoffnungsschimmer gleich, die Sonne wieder raus.