Die Glinder Bürgerinitiative gegen rechts hat etwas geschaffen: ein kollektives Bewusstsein in der Bevölkerung für die Problematik Rechtsextremismus an sich. Nun gibt es eine zweite Initiative. Warum bloß?

Glinde. Die rechtsextremistische Szene in Glinde ist schwer zu fassen. Gibt es überhaupt eine? Nicht mal das ist klar, die Meinungen könnten widersprüchlicher nicht sein. Greifbarste Indizien: eindeutige Schmierereien. Und ein Geschäft, in dem Anhänger der Szene offenbar gern Kleidung kaufen.

Ausgerechnet dieses Geschäft hat in den vergangenen Jahren eine beispiellose Initiative auf den Plan gerufen. Deren Mitglieder wollen durch hartnäckigen Protest die Schließung des Ladens erzwingen. Bis heute ist ihnen das nicht gelungen. Dafür haben sie etwas anderes geschaffen: ein kollektives Bewusstsein in der Bevölkerung für die Problematik Rechtsextremismus an sich. Exemplarisch ist das unvergessene Bild aus der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes 2013, als Politiker von der CDU bis zur Linken im Wortsinn Seite an Seite demonstrierten, dass sie Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft nicht tolerieren. Ein eindeutiges Signal.

Dem wäre eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Und doch gibt es nun plötzlich eine zweite Initiative, größtenteils hervorgegangen aus der ersten. Warum bloß? Weil es in Glinde so viele Nazis gibt, dass eine Initiative zu wenig ist? Weil sich auch in der vorbildlichsten Bürgerbewegung Vereinsstrukturen etabliert haben mögen, die allzu oft internen Widerstand nach sich ziehen? Auch das ist schwer zu fassen. Was bleibt, ist abermals ein Signal: Zwei Initiativen bedeuten nicht doppelte, sondern halbe Schlagkraft. Und der Widerstand gegen rechts, er wächst nicht, sondern zerfasert womöglich. Es ist kein gutes Signal.