Autohaus bietet jetzt auch zertifizierten Service für Volkswagen an. 28 Mitarbeiter können aufatmen
Ahrensburg. Die Herren sind gut gelaunt. Aus gutem Grund. Immerhin stehen sie inmitten hübscher Limousinen, Cabrios und Geländewagen, die so stark nach frischem Gummi, Leder und Kunststoff riechen, wie nur Neuwagen duften können. Und hübsche sowie duftende Autos, das ist bekannt, lassen nicht nur Männer-, sondern auch viele Frauenherzen höher schlagen.
Doch Jürgen Deforth, Geschäftsführer des Audi-Zentrums Hamburg, und Thomas Arnold, Standortleiter in Ahrensburg, sind auch aus ganz anderen Gründen bester Dinge: Denn nach monatelanger Unsicherheit ist der Ahrensburger Standort des konzerneigenen Audi-Autohauses nun gesichert. Auch für VW-Fahrer in der Schlossstadt sowie aus dem Umland ist das eine gute Nachricht. Denn das Autohaus an der Straße Gänseberg bietet ab sofort zertifizierten VW-Werkstatt- und Ersatzteileservice für Polo, Golf, Passat und Co. an.
Im Februar dachte die Konzernleitung noch über Betriebsschließung nach
Noch Anfang des Jahres waren die Aussichten für Fahrer von VW und Audi in Ahrensburg überaus trübe. Im Februar bestätigte die Volkswagen Automobile GmbH Hamburg auf Abendblatt-Anfrage, dass der Standort an der Hamburger Straße in Ahrensburg geschlossen wird. Damit gingen nicht nur 40 Arbeitsplätze verloren, sondern die die VW-Fahrer aus Ahrensburg mussten sich auch eine neue Werkstatt suchen.
Bei einem Gespräch wenige Tage später verwendete der für die konzerneigenen Autohäuser von VW und Audi zuständige Sprecher der Porsche Holding Salzburg (Österreich), Richard Mieling, auch bezüglich des Ahrensburger Audi-Autohauses das Wort „Betriebsschließung“. Noch einmal 28Jobs, die auf der Kippe standen. Nach Einschätzung der Porsche Holding hatte der Standort Ahrensburg mit einen Verkauf von jährlich etwa 200 Neuwagen und 3000 Gebrauchtwagen keine große Bedeutung mehr.
Am 1. Oktober 2013 hatte bereits das VW-zertifizierte Unternehmen Russmeyer, das in Trittau, Bargteheide sowie in Schwarzenbek (Kreis Herzogtum Lauenburg) Autohäuser hatte, Insolvenz angemeldet. Die Hälfte der ehemals sechs VW-Häuser in Stormarn ist somit vom Markt verschwunden.
„Es ist derzeit allgemein schwierig, das Geschäft so zu betreiben, dass es sich lohnt“, sagt Jürgen Deforth. „Wir sind uns aber sicher, dass wir mit der Zusammenlegung mit dem VW-Service gute Voraussetzungen für den Erhalt des Audi-Standortes Ahrensburg geschaffen haben“, fügt er an.
Deforth spricht darüber, dass das Autohaus in der Schlossstadt in den vergangenen Monaten betriebswirtschaftlich überprüft worden sei, dass die Qualität hoch und die Kunden zufrieden seien. „Die Kombilösung ist nun das Ergebnis unserer Überlegungen“, sagt er. Keine neue Verbindung übrigens: Bis Anfang der 2000er-Jahre waren VW und Audi in Ahrensburg ganz offiziell eine Firma: die Autohäuser Warnke.
29 Unternehmen in Ahrensburg verdienen ihr Geld mit Autohandel
Am Donnerstag hat das Audi-Autohaus nach dem Kontrollgang – einer sogenannten Auditierung – eines Experten die Zertifizierung von Volkswagen bekommen. Zuvor hatte das Autohaus zwei entsprechend geschulte VW-Mechatroniker eingestellt, das erforderliche Spezialwerkzeug angeschafft (es kostet rund 250.000 Euro) und erste Ersatzteile geordert. VW-Fahrer können ab sofort ihre Autos zu Reparatur und Inspektion vorbeibringen. Jürgen Deforth: „Jetzt müssen wir sehen, ob sie das Angebot annehmen.“
Bis Ende Oktober sollen einige große Schilder mit dem Volkswagen-Logo geliefert und an die Fassade des 2000Quadratmeter großen Gebäudes angebracht werden. Nicht nur, damit die Kunden den Weg zu Thomas Arnold und seinen 28 Mitarbeitern – Verkäufer, Mechatroniker und Servicekräfte – finden, sondern auch, damit die Konkurrenz Bescheid weiß. 29 Unternehmen mit dem Attribut „Handel mit Kfz“ gibt es laut der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck in Ahrensburg. Geschätzt etwa 320 Mitarbeiter hat die Branche, die damit ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der 32.000-Einwohner-Stadt ist. Dazu gehören beispielsweise Stadac mit BMW und Mini, die in Sichtweite des Audi-Händlers im Gewerbegebiet liegen, aber auch B&E Automobile, die Volvo anbieten, die Lüdemann&Zankel Gruppe, die unter anderem Renault-Fahrzeuge verkauft, wartet und repariert, sowie Auto-Kraska für Mitsubishi und Mazda-Fahrzeuge.
Der Volkswagen-Händler an der Hamburger Straße hat unterdessen bereits am 30. Juni dieses Jahres seinen Neuwagenverkauf und die Reparaturwerkstadt geschlossen. Noch bis Ende des Jahres halten zwei Autohändler dort die Stellung mit dem Ziel, möglichst viele der fast 100 Gebrauchtwagen zu verkaufen, die noch auf dem Gelände stehen. Fahrzeuge, die – so sei es ihren neuen Eigentümern gewünscht – äußert selten zur Reparatur zu dem gut gelaunten Herrn Arnold und seinen Mitarbeitern müssen …