Landwirte wünschen Sonderbedingungen für Schleswig-Holstein. Ziel der Novelle ist weniger Stickstoff im Boden
Rethwisch. Der Ärger über eine neue Verordnung trübt die Freude der schleswig-holsteinischen Bauern über eine in diesem Jahr überdurchschnittlich ertragreiche Ernte. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch auf dem Hof der Familie Poppinga in Rethwisch, zu der die Landwirtschaftskammer eingeladen hatte, klagte Werner Schwarz, Präsident des Landesbauernverbandes, über die anstehende Novelle der Düngeverordnung. Er erklärte Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), der ein Spitzenjahr in Sachen Ernteertrag verkündet hatte, dass der Verband die Bedingungen, die an die Verordnung geknüpft seien, für „völlig überzogen“ halte.
Bei der Novelle geht es darum, dass die Europäische Union bestimmte Richtlinien vorgibt, die den Grundwasserschutz gewährleisten, indem sie bestimmen, wie hoch der Nitratgehalt sein darf, der über Düngemittel in den Boden gelangt. „Deutschland hat in der Vergangenheit zu wenig Anstrengungen gezeigt, um diese Richtlinien einzuhalten“, sagte Habeck. Das sei nicht nur seine persönliche Meinung, sondern auch die der EU. Die hat deshalb im vergangenen Jahr sogar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet. Mit der Novelle der Düngeverordnung soll der Nitratgehalt im Grundwasser eingedämmt werden.
Laut Werner Schwarz produzieren Schleswig-Holsteins Landwirte derzeit einen Überschuss von etwa 60 Kilogramm Stickstoff pro Hektar Land. Der Präsident des Bauernverbandes kritisierte, dass einheitliche Richtlinien für Landwirte in ganz Deutschland gelten sollen. „Die Düngeplanung muss sich am regionalen Bedarf orientieren“, sagte Schwarz. „Schleswig-Holstein hat ein überdurchschnittliches Ertragspotenzial. Das hängt mit Temperatur, Niederschlag und Sonneneinstrahlung zusammen.“ Es sei nötig, dass die Bauern den Pflanzen die notwendigen Nährstoffe in Form von Düngemitteln gäben.
Schwarz verwies in diesem Zusammenhang auch auf den in diesem Jahr mit teilweise weniger als zwölf Prozent relativ niedrigen Proteingehalt des Weizens. Der könne durch die Novelle weiter sinken, auf einstelliges Niveau. „Das ist dann nicht mal mehr Schweinefutter“, so Schwarz. Der Präsident betonte, Bauern wirtschafteten unter freiem Himmel: „Die Witterung ändert sich nicht nur jährlich, sondern täglich. Deshalb können wir nicht garantieren, dass es in Ausnahmefällen erhöhte Bilanzüberschüsse an Stickstoff gibt“, sagte Schwarz.
Habeck erklärte, er sei „bei Herrn Schwarz“, was den letzten Punkt angehe. Es erfordere jedoch Kraft und Zeit, eine unterschiedliche Behandlung der Bundesländer anzustrengen. „Ziel ist der standortangepasste, effiziente Einsatz von Nährstoffen und Düngemitteln und dadurch die Reduzierung und Vermeidung von Nährstoffeinträgen.“ Dafür sei man gemeinsam mit dem Bauernverband in der Allianz für Gewässerschutz auf einem guten Weg.
Claus Heller, Präsident der Landwirtschaftskammer, erklärte in diesem Zusammenhang, er sehe die Kammer als wichtigen und zuverlässigen Partner für Politik und Landwirtschaft. Für eine Zusammenarbeit seien mit dem „flächendeckenden und schlagkräftigen Versuchs- und Beratungswesen“ der Kammer hervorragende Voraussetzungen gegeben.
Habeck sagte, dass jede Erntesaison vor Augen führe, wie Landwirtschaft und Umwelt zusammenhängen. „Ziel einer leistungs- und zukunftsfähigen Landwirtschaft muss sein, umweltschonend zu wirtschaften.“ Man schulde künftigen Generationen eine gewässerschonende Landwirtschaft, die Nährstoffeinträge deutlich reduziere.