Am U-Bahnhof Großhansdorf besetzt eine Männergruppe stundenlang die zwei Buswartehäuschen, trinkt und raucht. Auch in anderen Orten in Stormarn gibt es eine kleine Szene.
Großhansdorf. An den zwei Bushaltestellen am U-Bahnhof Großhansdorf ist der Platz beizeiten knapp. Etwa bei schönem Wetter, wenn die Sonne die Sitzbänke der Häuschen rechts und links des Eilbergwegs wärmt. Das liegt nicht daran, dass dann besonders viele Großhansdorfer mit dem Bus fahren wollen. Es liegt daran, dass sich an solchen Tagen dort eine Gruppe Männer niederlässt – zum Trinken, Rauchen und Klönen. Nicht alle Großhansdorfer wollen diese Nutzung der Wartehäuschen tolerieren.
Kronkorken und Zigarettenkippen liegen in den Wartehäuschen
„Es gibt bei uns im Rathaus regelmäßig Beschwerden“, sagt Bürgermeister Janhinnerk Voß. Die Anrufer seien oft richtig ärgerlich. Insbesondere dann, wenn es nicht warm und sonnig ist, sondern sie bei Regen und Wind neben dem Häuschen auf den Bus warten müssen, während sich die Männer im Trockenen amüsieren. Den Polizisten der Großhansdorfer Wache ist die Situation am U-Bahnhof ebenfalls bekannt. Genauso wie die Männer selbst, die sie regelmäßig kontrollieren. Polizeisprecherin Sonja Kurz: „Bei der Wache in Großhansdorf melden sich auch vereinzelt Anrufer, die sich belästigt fühlen.“ Dabei gehe es unter anderem um Geruchsbelästigung.
In der Tat: Den Bushäuschen, die unter anderem stündlich vom 369er-Bus (Trittau, Vorburg, bis Ahrensburg, Schulzentrum Am Heimgarten) angefahren werden, ist die Doppelnutzung anzusehen. Auf dem Boden des hölzernen Unterstands in Fahrtrichtung Ahrensburg liegen ungezählte Zigarettenkippen und Kronkorken. Ein Flachmann steht auf der Sitzbank. Es stinkt nach Zigarettenrauch und Bier. Im Mülleimer des gegenüberliegenden Häuschens, an dem der Bus in Richtung Trittau hält, stapeln sich leere Bierflaschen. Im Gebüsch hinter dem Wartehäuschen liegen Flachmänner und Zigarettenpäckchen, der Gestank von Urin steigt dem Wartenden dort unweigerlich in die Nase.
Für die verärgerten Großhansdorfer kann Janhinnerk Voß wenig machen. Warum das so ist, erklärt er ihnen meist in einer langen E-Mail. „Alkohol in der Öffentlichkeit zu trinken ist nicht verboten“, sagt er. So lange die Männer – derzeit seien es vier bis fünf, die einen festen Wohnsitz in Großhansdorf beziehungsweise Hoisdorf haben – mit ihrem Alkoholkonsum niemanden gefährden, können keine Platzverweise ausgesprochen werden. Und Übergriffe oder Belästigungen ausgehend von den Trinkern in den gemeindeeigenen Bushäuschen seien nicht dokumentiert. Über seine Gespräche mit den Männern sagt Voß: „Appelle meinerseits erbrachten keine Lösungen, sondern führten zu Forderungen, wo man sich sonst treffen könne.“ Janhinnerk Voß hat mittlerweile sein Fazit gezogen: Es sei wohl einfach so, dass eine Gesellschaft so etwas aushalten können muss, sagt er.
Einige Großhansdorfer sorgen sich, dass die Männer vertreiben werden
Das sieht offenbar auch die andere große Gruppe Großhansdorfer so, die wegen des kleines Trinktreffs am U-Bahnhof im Rathaus anruft. „Es gibt Bürger, die wünschen sich, dass wir uns besser um die Trinker kümmern“, sagt Voß. So werden Vorschläge geäußert, die Bushaltestelle angenehmer zu gestalten. Ebenso kämen Bitten, die Männer nicht zu vertreiben. Das würde das Problem sowieso nur verlagern.
Diese Einstellung teilt Ahrensburgs Bürgermeister Michael Sarach. Auch in der Schlossstadt gibt es einige Orte, an denen sich Bürger treffen, um Alkohol zu trinken. So sitzt bei schönem Wetter unter anderem eine Gruppe Männer und Frauen mit Bier und Schnaps im Gepäck auf den Bänken vorm Einkaufszentrum CCA an der Großen Straße. Andere Ahrensburger, meist jüngere, trinken in der Klaus-Groth-Straße Mixgetränke und Dosenbier. „Es gibt auch immer mal wieder Beschwerden im Rathaus“, sagt Sarach, „aber das Problem hält sich in überschaubaren Grenzen.“ Maßnahmen wie Platzverweise kann und will Sarach genau wie sein Großhansdorfer Kollege nicht ergreifen. „Unser Jugendpfleger besucht aber regelmäßig die Jugendlichen und jungen Erwachsenen an ihrem Treffpunkt.“ Prävention gegen drohenden Alkoholismus sei sein Ziel.
Mit anderen Maßnahmen hat die Verwaltung in Bad Oldesloe die Trinkerszene der Kreisstadt zeitweise in Griff bekommen. Bürgermeister Tassilo von Bary: „Wir haben unter anderem die Qualität der Treffpunkte gesenkt“, sagt er und fügt hinzu: „Da wurden dann beispielsweise die Sitzbänke abmontiert.“ Derzeit sei es friedlich in der Kreisstadt, sagt er.
Dass die Situation in Großhansdorf friedlich bleibt, davon geht Janhinnerk Voß derzeit aus: „Es gibt zumindest eine stillschweigende Übereinkunft, dass die Gruppe, die sich dort zum Trinken trifft, nicht größer werden darf.“