Etwa 1200 Schulabgänger beginnen dieses Jahr ihre Ausbildung. Einige starten im August, andere einen Monat später. Das Abendblatt hat fünf Azubis an ihrem ersten Tag besucht.
Ahrensburg. Mit dem Beginn des Ausbildungsjahres hat am Freitag für viele Schulabgänger in Stormarn auch der Ernst des Berufslebens begonnen. 280 unterschriebene Lehrverträge sind allein bei der Kreishandwerkerschaft in Bad Oldesloe registriert worden, sie betreffen aber nur den handwerklichen Ausbildungsbereich. In allen Branchen zusammen dürften es mehr als 1200 sein.
In etlichen Betrieben beginnen die neuen Auszubildenden erst am 1. September. Wer jetzt noch keine Stelle hat, könnte daher kurzfristig noch eine bekommen. Adelbert Fritz, Geschäftsführer der Kreishandwerkergesellschaft Stormarn, sagt: „Es gibt noch ausreichend Plätze.“ Er ist zuversichtlich, dass bis zum September noch einige Stellen besetzt werden können.
Dirk Ehlers, Chef eines Sanitärbetriebs in Ahrensburg, der sich ehrenamtlich bei der Kreishandwerkerschaft engagiert, sagt: „Die Zahl der Ausbildungen in Handwerksberufen ist deutlich zurückgegangen. Ich vermute, dass es daran liegt, dass junge Menschen heutzutage unendlich viele Möglichkeiten haben.“
...beim Optiker
Ansgar Janssen, 22, ist um 6.50 Uhr aufgewacht, zehn Minuten vor dem Klingeln des Weckers. Er ist aufgeregt gewesen, hat sich ein weißes Hemd und einen dunklen Nadelstreifenanzug angezogen und hat um kurz nach acht das Haus in Brunsbek verlassen.
Inzwischen hat er seine Kollegen in der Ahrensburger Fielmann-Filiale kennengelernt, dann hat ihm Niederlassungsleiter Nico Felsberg seine Ausbildungsbox überreicht. Die enthält eine Schutzbrille, eine Acetatplatte zur Fertigung einer Brillenfassung aus Kunststoff, verschiedene Brillen, Feilen und einen Schraubstock. Janssen probiert die neuen Werkzeuge gleich aus und schleift einen Brillenbügel. „Wichtig ist, dass Sie die Materialien kennenlernen“, sagt Felsberg. Als Janssen erfährt, dass er in wenigen Wochen seine erste eigene Brille herstellen darf, gleitet ein Lächeln über sein Gesicht.
Der Abiturient, der in Praktika schon verschiedene handwerkliche Berufe ausprobiert hat, ist begeistert: „Ich möchte mit den Händen arbeiten, Kundenkontakt haben. Und ich trage gern Anzüge. Da ist der Augenoptikerberuf genau das Richtige.“
... im Rathaus
Daniel Drahotta hat seine Ausbildung als Fachkraft für Abwassertechnik bei den Stadtbetrieben Ahrensburg begonnen. „Ich habe bereits sehr interessante Praktika in Laboren für Wasseranalytik und in einer Kläranlage gemacht“, sagt der 22-Jährige. Nachdem er zunächst Volkswirtschaftslehre in Kiel studiert hatte, entschied er sich kurzfristig für eine andere Richtung. „Ich wollte auf keinen Fall einen Bürojob machen. Das Praxisorientierte ist mir sehr wichtig“.
Vivien Boje hatte zunächst eine Ausbildung bei der Agentur für Arbeit begonnen, allerdings war ihre Stelle befristet. „Daher habe ich mich sehr schnell umorientiert“, sagt die 20-Jährige, die nun im Ahrensburger Rathaus Verwaltungsfachangestellte lernt. Sie sagt: „Ich mag Verwaltung.“
... im Kaufhaus
Jasmin Buchholz ist eine von sieben neuen Auszubildenden beim Kaufhaus Nessler in Ahrensburg. Die 20-Jährige macht eine zweijährige Ausbildung zur Verkäuferin. Wenn es gut läuft, möchte sie noch ein weiteres Jahr bleiben und die Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau abschließen. „Ich bin sehr aufgeregt gewesen, aber zum Glück bin ich ja nicht die einzige Neue hier“, sagt Jasmin. Sie hat bereits einige Zeit in einem Modegeschäft als Aushilfe gejobbt und somit schon praktische Erfahrungen gesammelt. An ihrem neuen Arbeitsplatz fühlt sie sich jedenfalls sehr wohl. „Ich fühle mich hier gut aufgenommen, die anderen Mitarbeiter sind total hilfsbereit“. Ihre nächste Hürde ist ihr erster Tag in der Berufsschule Ahrensburg am 27. August.
... beim Friseur
Lilit Simonyan, 33, hat am Freitag mit ihrer Ausbildung zur Friseurin bei Friseur Klinck im Eingangsbereich des Ahrensburg Famila-Supermarkt begonnen. Sie stammt aus Armenien und lebt seit neuneinhalb Jahren in Deutschland. Lilit Simonyan ist eine fröhliche Frau mit langen, gepflegten Haaren. Nun sitzt sie neben ihrer Ausbildungsleiterin Carolin Stürmer, 27. „Mit meinen Haaren beschäftige ich mich immer gern“, sagt die Auszubildende. „Dadurch kam mir dann auch die Idee, den Friseurberuf zu lernen.“
Nach ihrem Realschulabschluss in Armenien arbeitete Lilit Simonyan unter anderem als Assistentin im medizinischen Bereich. Erste Berufserfahrungen hat sie also schon hinter sich. Daher sei sie auch nicht aufgeregt gewesen, als der erste Arbeitstag vor der Tür stand. „Ich habe mich sehr auf den Start der Ausbildung gefreut“, sagt die 33-Jährige und lächelt zufrieden. „Sie macht einen ausgesprochen freundlichen und lernwilligen ersten Eindruck“, sagt Ausbilderin Carolin Stürmer.
Nachdem ihre Bewerbung bei der Hauptstelle der Friseur Klinck GmbH in Kiel eingegangen war, musste Lilit Simonyan bei einem Test ihre Allgemeinbildung unter Beweis stellen. Kurz darauf hatte sie den Ausbildungsvertrag in der Tasche. Parallel hatte sie sich auch als Rechtsanwaltsgehilfin und Zahntechnikerin beworben, um am Ende nicht mit leeren Händen dazustehen.
Schneiden darf Lilit in den ersten Monaten nur an Modellen. Vorher übt sie sich im freundlichen Umgang mit Kunden, wäscht Haare, fegt Haare auf dem Boden zusammen. „Im Laufe der ersten Monate wird sie dann einige praktische Prüfungen absolvieren müssen, wie zum Beispiel eine Kopfmassage oder eine Haar- und Kopfhautdiagnose zumachen“, sagt Stürmer. „Dann wird sie mit Pinzette und Rasiermaschine und schließlich mit der Schere am Kunden arbeiten können.“
Diese Prüfungen sind nicht Teil der Friseurausbildung allgemein, sondern werden von der Friseur Klinck GmbH intern organisiert.