An Norbert Nowaks Grillmobil stärken sich die Arbeiter für Ahrensburgs größtes Bauprojekt. Im Erlenhof, dem Neubaugebiet im Norden der Stadt, entstehen derzeit Wohnungen und Häuser für 1000 Menschen.
Ahrensburg. Wer an Nobbis Grillmobil steht, lernt zwei Lektionen: Bratwurst schmeckt schon zum Frühstück, und das Leben ist gut. Seit knapp einem Jahr versorgt Nobbi, der eigentlich Nobert Nowak heißt und aus Hamburg-Volksdorf kommt, die Bauarbeiter im Ahrensburger Neubaugebiet Erlenhof mit Essen und Getränken – und schaut dabei ganz nebenbei Ahrensburgs größtem Bauprojekt täglich beim Wachsen zu. Auf einem ehemaligen Feld im Norden der Schlossstadt entstehen zurzeit Häuser und Wohnungen für rund 1000 Menschen.
„Als ich von dem Neubaugebiet hörte, habe ich sofort bei der Bauleitung einen Standplatz beantragt“, sagt der 61-Jährige. Seitdem öffnet er montags bis freitags von 8.30 bis 14 Uhr die Klappe seines Grillmobils, das sozusagen am Eingang des Neubaugebietes am Pomonaring parkt. Hinter der Klappe gibt es mit Deftigem gefüllte Töpfe, einen Grill, auf dem Würste und Frikadellen brutzeln, und Kühlschränke, befüllt mit noch mehr Würsten, selbst gemachten Nudel- und Kartoffelsalaten, Getränken und einer Dose Obstcocktail. Mittendrin steht Norbert Nowak und bindet sich eine weiße Schürze um die Hüften. „Am liebsten essen die Bauarbeiter meine Erbsensuppe“, sagt er. An diesem Tag gibt es aber Spaghetti Bolognese.
„Ist auch lecker“, sagt ein Bauarbeiter und greift nach dem Suppenteller aus Plastik. Der ist bis an den Rand mit Nudeln und anscheinend überaus fleischiger Fleischsoße befüllt. Ein anderer Mann trägt ein Brötchen, zwischen dessen Hälften eine wirklich große Wurst steckt, zu den Bierbänken vorm Grillmobil. Über die Sitzgelegenheit hat Nowak ein Partyzelt gespannt. Im Grillmobil dudelt ein fröhlicher 60er-Jahre Rocksong aus dem Küchenradio. Nowak stimmt ein („Singin’ Do Waa Diddy“).
„Ich war auch mal Sänger“, erzählt er. Genauer gesagt war Nowak ein Part des Alster-Duos und stand mit seinem Partner unter anderem bei der NDR-Silvesterparty 1993 im Fernsehen auf der Bühne – im roten Anzug. „Dann ist mein Kollege leider gestorben“, sagt er. Danach habe es noch ein zweites Projekt gegeben. „Der Partner ist allerdings auch bald verstorben“, erzählt Nowak, „dann wollte ich nicht mehr.“ In der Zeit hat er auch als Hausmeister in einer großen Hamburger Werbeagentur gearbeitet. Bis es nach einer Fusion auch dort zu Ende ging. Von der Abfindung hat er das Grillmobil gekauft. „Ist schon viel passiert, aber eigentlich ist das Leben schön“, fasst Nowak seinen Werdegang zusammen und zieht an seiner Elektrozigarette.
Seine erste Baustelle wurde vor rund zehn Jahren der Hamburger Flughafen. „Das war was“, sagt Nowak. Am zweiten Tag hätten die Bauarbeiter in einer 40 Meter langen Schlange vor seinem Mobil gestanden. Doch auch der Erlenhof sei spannend: „Das ist schon Wahnsinn, wie schnell das heute geht, so’n Hausbau.“ Und die Bauarbeiter seien auch sehr nett. Einige kennt er bereits von anderen Baustellen. Nowak: „Manchmal hat man nur so Stinker.“ Allgemein seien die Bauarbeiter, Elektriker und Installateure aber vor allem eines: unkompliziert („Etepetete gibt’s hier nicht“).
Nobbi meint: „Meine Preise sind der Hammer“
Ein großer Lastwagen fährt am Grillimbiss vor, wirbelt den Sand am Rand der unbefestigten Straße auf. Vom Fahrersitz klettert ein 1,90 Meter großer Mann mit Vokuhila-Haarschnitt und Wikinger-Tätowierung am Oberarm, sein Kollege, blond, kräftig und mit einem beachtlichen Schnurrbart, folgt ihm – gestikulierend. „Ja, die Krakauer ist lecker, aber die Bratwurst auch.“ Der Kollege legt die Stirn in Falten und ordert dann nach Zögern die Krakauer und einen Kaffee. 2,50 Euro muss der Bauarbeiter zahlen, worüber der sich sichtlich freut. Nobbi nickt zufrieden. „Ja, meine Preise sind der Hammer.“
Und eine Ausnahme ist Norbert Nowak auch. „Normalerweise gibt es bei großen Baustellen keinen Imbiss“, sagt Tiefbauer Axel Borowski, „da muss man sich dann etwas mitbringen.“ Bei Nowak dürfen sich die Arbeiter aber noch mehr, als nur zu essen. „Ich höre gern zu, wenn sie Dampf ablassen müssen.“ Und wenn sie ihre Wünsche äußern – Essenswünsche versteht sich. „Dann koche ich das, sofern es sich umsetzen lässt.“
Noch auf einer weiteren Baustelle will der 61-Jährige arbeiten. „Dann tausche ich das Grillmobil gegen ein Wohnmobil und reise mit meiner Frau durch die Welt“, sagt er. In den Süden soll es gehen – und in den Norden. „Ich will zuallererst nach Norwegen zum Angeln“, sagt Nowak.
Angeln ist seine große Leidenschaft. Auch noch nach dem dummen Zwischenfall kürzlich an der Ostsee. „Ich habe ich mit meinem Kumpel geklönt und nicht aufgepasst“, sagt er, „da hat mir doch ein Dorsch die Angel geklaut.“ Aber das ist eine andere Geschichte.