Jakobskreuzkraut hat sich in den vergangenen 15 Jahren schnell verbreitet. Experten warnen vor den Gefahren vor allem für Nutztiere. Die Giftstoffe können sogar zur Leberzirrhose führen.

Ahrensburg. In Kürze beginnt das Jakobskreuzkraut zu blühen. Das Kraut hat sich in den vergangenen 15 Jahren besonders schnell und in ganz Schleswig-Holstein verbreitet. Obwohl die Pflanze heimisch ist, betrachten Experten die Ausbreitung mit Sorge. Denn Jakobskreuzkraut enthält sogenannte Pyrrolizidinalkaloide – Giftstoffe, die bei Aufnahme über die Nahrung besonders für Pferde und Rinder, aber auch für Menschen gefährlich werden können.

Die Alkaloide selbst sind akut nicht giftig, doch werden sie vorzugsweise in der Leber verarbeitet. Die Stoffwechselprodukte können dann die Leber schädigen. Bei Nutztieren kann es damit zu Zellschäden bis hin zur Leberzirrhose kommen. Es besteht zudem bei einer großen Menge an aufgenommenem Jakobskreuzkraut eine Vergiftungsgefahr. Normalerweise fressen Pferde und Rinder das Kraut nicht, da es Bitterstoffe enthält. Häufig ist jedoch der Weg über das Tierfutter: Wächst Jakobskreuzkraut auf Mähwiesen, gelangt es oft in Heu und Silage, wo die Bitterstoffe durch den Trocknungsprozess verschwinden. In der Folge nehmen die Tiere das Kraut über das Futter auf.

Ein Pferd müsste so etwa 24 bis 48 Kilogramm Jakobskreuzkraut zu sich nehmen, um eine tödliche Menge zu erreichen, eine Kuh 98 Kilogramm. Das klingt viel, doch ein besonderes Problem der Pyrrolizidinalkaloide ist, dass sie nicht vom Körper entgiftet werden können. Einmal aufgenommen, bleibt das Gift im Körper und kann sich so nach und nach anhäufen. Die Gefahr für die Tiere besteht also auch, wenn sie kleine Mengen über einen langen Zeitraum zu sich nehmen.

Klaus Thormählen vom Kreispferdesportverband bestätigt das Problem: Im vergangenen Jahr hatten einige Pferde Magenschmerzen und Koliken. Für ihn liegt der Verdacht nahe, dass dies am Jakobskreuzkraut liegt. „Es ist mittlerweile sehr verbreitet. Wir stechen die Pflanzen aus oder gehen mit Spritzmitteln dagegen vor, aber es kommt jedes Jahr wieder.“

Auch für Menschen stellt das Jakobskreuzkraut eine, wenn auch kleine, Bedrohung dar. Die Giftstoffe können über Bienen, die das Kraut als Pollen- und Nektarlieferant anfliegen, in den Honig gelangen. Besonders jetzt nach dem Ende der Raps- und Obstblüte ist die sonstige Blütenvielfalt gering. In diesem Fall fliegen Bienen entgegen ihrem sonstigen Verhalten verstärkt auch Jakobskreuzkraut an. Die Sommerhonige könnten folglich die Giftstoffe enthalten.

Entwarnung gibt es jedoch seitens der hiesigen Imker. „Gefahr besteht nur, wenn große Bestände der Pflanze direkt neben Bienenstöcken sind“, so Armin König, Vorsitzender des Imkervereins Ahrensburg. Dies sei im Kreis Stormarn nicht der Fall.

Aufgrund der Gefahren der Pflanze gilt es laut Inke Rabe, Expertin beim Landeamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, jedoch, die Ausbreitung des Jakobskreuzkrauts auf jeden Fall zu stoppen. „Der erste Schritt ist, Einzelpflanzen zu eliminieren. Bei Massenbeständen müssen die Inhaber der Landfläche mulchen oder mähen.“

Mehr Details gibt es in einer Broschüre des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, die auf der Homepage unter www.schleswig-holstein.de/LLUR zu erhalten ist.