Giuseppe Dellavecchia und Claudio Paleologo starten mit einem italienischen Groß- und Einzelhandel plus Bistro-Betrieb an der Hermann-Körner-Straße. Qualität statt Massenware ist die Devise – und das zu moderaten Preisen.
Reinbek. Es ist ein vielversprechendes Kind, das Giuseppe Dellavecchia an diesem Freitag im Reinbeker Gewerbegebiet zur Welt bringt: das Lorenzino, ein italienischer Groß- und Einzelhandel. Der Vater wollte auf Nummer sicher gehen, deshalb hat er sich viel Zeit für die Geburt genommen. „Seit vier Jahren bin ich mit der Idee schwanger gegangen“, sagt Dellavecchia. Besonders zuletzt war es harte Arbeit: „Seit sechs Monaten war ich fast jeden Tag morgens um sieben Uhr auf der Baustelle. Ich war hier eine Art Mädchen für alles, habe viel mit anfassen müssen, mit dem Bagger den Fußboden aufgerissen, selbst gefliest und viele andere Arbeiten erledigen müssen, die neu für mich waren. Wir haben den Eröffnungstermin mehrfach verschoben, damit es wirklich so wird, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagt er und fügt sofort die rhetorische Frage hinzu: „Ist alles gut geworden, oder?“
Lorenzino ist bellissimo. Auf eine andere Art als sein älterer Bruder, das edle Ristorante San Lorenzo, das Giuseppe Dellavecchia und seine Ehefrau Iris vor 16 Jahren in einer Villa am Glinder Kupfermühlenteich eröffnet haben und das mit 15 von 20 Punkten im Gault-Millau nicht nur für den einflussreichen Gastro-Führer als das Top-Restaurant in Stormarn gilt.
Das Lorenzino soll einen neuen Weg gehen. Sein Zuhause ist eine umgebaute 1200 Quadratmeter große Lagerhalle in der Hermann-Körner-Straße48/50 mit 25 Parkplätzen davor. Raum genug, um vielen Besuchern gerecht zu werden. Mit denen ist zu rechnen, denn unterschiedlichste Kunden werden angesprochen. Das Geschäft für italienische Weine und Spezialitäten ist ein Großhandel für Selbstabholer und mit Auslieferung an Restaurants und Hotels im norddeutschen Raum. Es bietet auf 400 Quadratmetern einen Einzelhandel mit Verkauf frischer Produkte. Und schließlich ist Lorenzino ein Bistro, in dem Gerichte in einer Showküche individuell zubereitet werden. Es zielt vor allem auf Kunden zur Mittagszeit und im After-Work-Betrieb ab, ist aber auch auf größere Veranstaltungen ausrichtet.
Wen das alles an einen anderen expandierenden Groß- und Einzelhandel erinnert, der liegt nicht vollkommen falsch. Doch es gibt einige Unterschiede, die Lorenzino einzigartig machen und typisch Dellavecchia sind.
Wie im San Lorenzo setzt der Norditaliener, der aus Novara im Piemont stammt, auf erstklassige Zutaten. „Wir wollen hier hochwertige Produkte bieten, keine Massenware. Uns ist klar, dass wir nicht mit anderen konkurrieren könnten, wenn unser Angebot das gleiche wäre.“ Deshalb soll das Lorenzino besondere Importe bieten, die überwiegend von qualitätsbewussten Manufakturen stammen, und daneben Selbstproduziertes, das den hohen Ansprüchen des Kochs Giuseppe Dellavecchia gerecht wird, wie zum Beispiel glutenfreie Nudeln aus dem Urgetreide Kamut, die portionsweise frisch gekocht werden. Es gibt ein Salatbüfett, eine Grillstation und Pizzaöfen. Die Preise für einzelne Gerichte auf der Bistro-Karte werden von gut fünf Euro bis etwa 20 Euro reichen.
„Das Lorenzino soll ein Ort sein, an dem die Gäste unkompliziert essen und trinken können oder etwas für zu Hause mitnehmen, ohne auf Qualität zu verzichten und viel Geld zu bezahlen“, sagt Dellavecchia. „Eine Art von Restauration, mit der wir die Leichtigkeit des Lebens betonen – keine steife Geschichte mit fünf Gängen über drei, vier Stunden, was auch mal ganz schön ist, aber nichts für den Alltag.“ Dellavecchia verspricht zudem etwas, das er im San Lorenzo nicht anbietet: „Ich bin ein Pizza-Fan und möchte das Lorenzino mit der besten Pizza der Region schmücken.“
Dafür, dass alles gut gelingt, stehen Namen wie Barbara Martelli, Aris Mantagiosis und Vincenzo Pollicino – Mitarbeiter, die Dellavecchia nicht ihrer klangvollen Namen wegen verpflichtet hat, sondern weil er schon früher mit ihnen zusammengearbeitet hat und sie schätzt. So wie den Küchenchef Markus Meyer, den er aus dem Vierjahreszeiten kennt. Ein alter Bekannter ist auch Claudio Paleologo, mit dem zusammen eine Handelsfirma gegründet wurde, die das Geschäft an der Hermann-Körner-Straße betreibt. Deren Markenname ist ein Kürzel aus den Namen der Eigentümer: Depal. „Ich wollte diese wunderbare Reise mitmachen“, sagt Paleologo, der seit mehr als 20 Jahren im Weinhandel tätig ist. „Deutschland mag ein Bierland sein, aber es gibt hier viele Endverbraucher, die große Ahnung haben von Anbaugebieten und Weingütern“, sagt der Florentiner, der auf kleine Familienbetriebe mit eigener Herstellung setzt. „Uns ist die persönliche Beziehung zu den Winzern wichtig, die menschliche Seite hinter den Produkten“, sagt er.
Für Dellavecchia ist die Suche nach besonderen Produkten ein besonders sinnlicher Teil seiner Arbeit. Er schwärmt von Entdeckungsreisen durch die Campagna, die Marken und die Toscana, von extracremigem Mozzarella, von Schinken und Salami aus Parma, von Trüffeln aus Alba, von Olivenölen und von dem Kaffee der kleinen, hierzulande unbekannten Rösterei Mogi. „Wir werden extrem frische Ware anbieten, die wir wöchentlich aus Italien importieren“, verspricht Dellavecchia. Er beherrscht die Kunst der kulinarischen Verführung so sehr, dass er nur von Produkten reden muss, um den Appetit zu wecken.
Wie sehr das Lorenzino bereits Vorfreude weckt, wurde in den vergangenen Wochen klar, als immer wieder Passanten fragten, wann denn nun eröffnet werde. „Eine Bestätigung dafür, dass ich nicht ganz falsch liege“, sagt Giuseppe Dellavecchia und grinst. Bislang musste er alle frühen Besucher vertrösten. Am heutigen Freitag aber beginnt die Dolce Vita in Reinbek: montags bis sonnabends von 10 Uhr bis zum frühen Abend.