Sieben Stormarner Talente können beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ die Jury überzeugen. Sie kommen aus Lütjensee, Ahrensburg, Hoisdorf, Großhansdorf, Bargteheide und Bad Oldesloe.
Ahrensburg. Mehr als 2000 Jugendliche aus Deutschland sind mit Riesenerwartungen nach Braunschweig und Wolfenbüttel gefahren – zum Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Darunter sieben stolze und überglückliche Stormarner, die ihre Nervosität überwinden und die Fachjury überzeugen konnten. Sie gehören zu den besten Talenten, die bereits in den Regionalausscheidungen und auf Landesebene überzeugen und sich nun auch in der letzten Runde durchsetzen konnten – gegen die starke Konkurrenz.
Mit den sieben Stormarnern hatten sich weitere 90 Nachwuchstalente aus Schleswig-Holstein auf die Reise gemacht. Das monatelange Üben und der aufreibende Nervenkitzel haben sich gelohnt. Die Nordlichter kehrten mit 74 Preisen nach Hause zurück.
Seit 1964 wird der Wettbewerb „Jugend musiziert“ in wechselnden Städten ausgerichtet und hat als größter deutscher Nachwuchswettbewerb schon manchen namhaften Künstler hervorgebracht. Ausgeschrieben war er diesmal für die Kategorien Harfe, Gesang, Drum-Set (Pop) und Gitarre (Pop) Akkordeon-Kammermusik und Neue Musik sowie für Klavier, Streicher- und Bläserensembles. Und in den letzten drei Disziplinen konnten die jungen Stormarner Künstler glänzen.
Geigen
Rosa Pantaenius, 13, wusste, wie der Hase läuft. „Ich war schon im vergangenen Jahr beim Bundeswettbewerb dabei. In der Kategorie Geige-Solo“, sagt die Lütjenseerin. Aufregend war es trotzdem wieder.
„Kurz vor dem Vorspiel war ich schon sehr nervös“, sagt Rosa. „Aber als es losging , hat es mir einfach nur total viel Spaß gemacht.“ Vor allem deshalb, weil sie diesmal nicht allein vor der Jury stand. Mit dabei waren Alste Schroeder, 11, aus Großhansdorf, Elisa Rehren, 13, aus Ahrensburg, und Anna Luisa Holtkamp, 12, aus Lütjensee. „Beim Vogelquartett von Haydn konnten wir richtig kommunizieren. Das war cool.“ Lohn der Mühe: der dritte Preis.
Seitdem sie sechs ist, spielt Rosa Geige. „Wenn es geht, übe ich jeden Tag.“ Auf jeden Fall will sie mit den anderen weiterspielen. „Ob wir noch mal zum Wettbewerb fahren, weiß ich nicht“, sagt Rosa. Aber sie und die anderen jungen Damen wollen es wissen und das ganze Stück von Grazyna Bacewicz spielen. Rosa: „Das ist sehr moderne Musik.“ Und auch die ist cool.
Klarinetten
Die Eltern sind stolz. Der Leiter der Musikschule ist stolz. Und natürlich auch die junge Künstlerin selbst. Die heißt Franziska Schug, wohnt in Bad Oldesloe ist vergangene Woche 16 Jahre alt geworden, spielt seit ihrem sechsten Lebensjahr Klarinette und hat sich beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ in Braunschweig nach vorn gespielt. Nicht allein. An ihrer Seite: der Duo-Partner Janek Stadie.
Dass der nun ausgerechnet im fernen Dithmarschen wohnt und die Stormarnerin für die Proben ganz schön weit fahren musste, ließ sich nicht ändern. Und das wollte Franziska auch gar nicht. Was bedeuten schon lange Wege, wenn man harmoniert. Franziska: „Alle haben gesagt, dass man uns anmerkt, wie viel Freude uns die Musik macht.“
So vergaßen die beiden die Jury, spielten Musik von Brüninghaus, Kreutzer und als Rausschmeißer einen Satz des Österreichers Kubizek. Überschrift: „Schnell und flüchtig.“ Und raus waren sie und hatten einen Preis geholt.
„Franziska ist voller Energie. Es ist eine Freude, mit ihr zu arbeiten“, sagt der Leiter der Oldesloer Musikschule, Alireza Zare, der Theorie unterrichtet. Und Instrumentallehrer Richard Ferret aus Heide konnte nach dem gelungenen Wettbewerb nur noch strahlen.
„Ich will Musik studieren. Auf Lehramt, mit Mathe“, sagt Franziska, die schon jetzt eine studienvorbereitende Ausbildung macht, zu der Kammermusikwochen gehören. Im vergangenen Jahr in Dänemark wurde der Plan geschmiedet, am Wettbewerb teilzunehmen. Mutter Britta Schug: „Das war eigentlich eine Schnapsidee.“
Klavier
Zum Luftholen hatte Dorothee Louise Natorp keine Zeit. Gleich nach dem Bundeswettbewerb kam die mündliche Abitur-Prüfung und obendrein die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule in Lübeck. „Ich glaube, ich habe einen guten Eindruck gemacht“, sagt die Bargteheiderin.
Bei „Jugend musiziert“ ganz sicher. Dort holte sich die Pianistin den dritten Preis. Das Abi hat sie ebenfalls in der Tasche. Und Anfang Juli wird sie Bescheid bekommen, ob es auch mit Lübeck geklappt hat. Die Aufnahmeprüfung an den Hochschulen in Leipzig und Rostock hat sie schon hinter sich. Denn für die 18-Jährige steht fest: Sie will Musikpädagogin werden.
Dass sie mit ihrer Musik überzeugen kann, hat sie beim Bundeswettbewerb mit Beethoven, Schönberg und Schumann bewiesen. „Ich war das erste Mal dabei – und wohl auch das letzte Mal“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Vor der Jury war ihr nicht so zum Lächeln zumute. „Ich war sehr aufgeregt. Aber das geht wohl jedem so.“
Die Bargteheiderin spielt seit ihrem siebten Lebensjahr Klavier. Ihr Großvater hat die Begeisterung für das Instrument auf sie übertragen. Jetzt will Dorothee Louise studieren, um später andere an das Instrument heranzuführen. „Rauf auf die Bühne“, das ist nichts für sie. „Ich möchte in Richtung Instrumentalpädagogik gehen. Da fühle ich mich sehr gut aufgehoben.“
Celli
Für Maximilian David Ferst war die Teilnahme am Bundeswettbewerb so aufregend, dass er ein Minuten-Protokoll der Ereignisse zu Papier gebracht hat. Es liest sich fast wie ein Krimi. Und genauso aufregend war es für den 14-jährigen Großhansdorfer auch, der mit seinem Cello im Gepäck nach Wolfenbüttel reiste – und mit den Lübecker Mitstreitern seines Cello-Quartetts.
„Es gibt keine Minute zum Reflektieren“, beschreibt der Stormarnschüler die Situation. „Die zeitlich sehr begrenzte Einspielzeit muss gut genutzt werden.“ Damit die Instrumente in der Sonne nicht zu warm werden und verstimmen, ziehen die Jungs die Vorhänge zu. „Ein gedehntes Schweigen liegt im Raum.“ So steht es in Maximilians Protokoll. 30 Minuten später ist es so weit. „Wir betreten den Wertungsraum. Hinter uns wird die Tür geschlossen.“
Als es vorbei ist, stehen die Cellisten im Flur, „mit dem Gefühl im Bauch, keinen großen Patzer gemacht zu haben“. Mehr als das. „Ich erfahre, dass wir einen zweiten Bundespreis erhalten habe. Ich bin glücklich.“ So endet das Protokoll. Aber die Erfolgsstory geht weiter: Maximilians Quartett darf am am 10. Juli im Schleswig-Holstein-Saal des Landtags ein Konzert geben.