Ahrensburg will wieder mit Delingsdorf über Umgehungsstraße sprechen. Famila-Umzug ermöglicht andere Trasse
Ahrensburg. Die Stadt Ahrensburg will die Planung für eine Nordtangente wieder aufnehmen. Die Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses beauftragten Bürgermeister Michael Sarach, die vor Jahren abgebrochenen Gespräche mit der Gemeinde Delingsdorf wieder aufzunehmen. Er soll herausfinden, ob alternative Trassenverläufe für die Umgehungsstraße zur B 75 möglich wären und welche Bedingungen Delingsdorf daran knüpfen würde.
„Eine Nordtangente ist dringend notwendig“, sagt Hartmut Möller, Fraktionsvorsitzender der SPD in Ahrensburg. Die Verkehrssituation an der Beimoorkreuzung sei jetzt schon kritisch. Bürgermeister Sarach bringt auch den Umzug des Famila-Marktes ins Spiel. „Die Voraussetzungen für die Gespräche und die Trassenverläufe haben sich geändert“, sagt er.
Eine mögliche Trasse könnte jetzt über das Grundstück des Supermarktes und vorbei an dem ebenfalls geplanten S-Bahn-Betriebswerk verlaufen. „Wir begrüßen, dass die Nordtangente wieder im Gespräch ist“, sagt auch Michael Voigt, Geschäftsführer des Hela-Gewürzwerks und zugleich Vorsitzender des Verbands Südholsteinische Wirtschaft (VSW). Die Verkehrsbelastung habe erneut stark zugenommen. Wenn dann noch die Bewohner des Neubaugebiets Erlenhofs hinzukommen, sei eine Ortsumgehung unerlässlich.
Delingsdorfs Bürgermeister ist zu Gesprächen bereit
Seit zwölf Jahren steht eine Ortsumgehung für Ahrensburg auf dem Programm, die zum Teil über Delingsdorfer Gebiet führen müsste. Mehrere Trassenverläufe wurden untersucht. Die Delingsdorfer sprachen sich schon 2011 für die von ihren Wohngebieten am weitesten entfernte Variante aus. Doch die Ahrensburger Stadtverordneten lehnten das mehrheitlich ab. Seitdem ruhen die Gespräche und Planungen. „Es gab seinerzeit einen Beschluss, und den werden wir erst einmal weiterverfolgen“, sagt Delingsdorfs Bürgermeister Randolf Knudsen (Wählergemeinschaft). Er sei aber zu Gesprächen bereit: „Wir werden abwarten, was da auf uns zukommt.“
Dass Delingsdorf einem neuen Trassenverlauf zustimmt, hoffen SPD und Ahrensburger Wählergemeinschaft (WAB). Schließlich gebe es durchaus Vorteile für Delingsdorf. „Sie könnten ihr Gewerbegebiet erweitern“, meint Hinrich Schmick (WAB). Der Bürgermeister sollte nichts unversucht lassen, die Trasse auf den Weg zu bringen. Ob es am Ende einen Durchbruch gibt, bezweifelt der Fraktionsvorsitzende der WAB allerdings.
Eine Trasse über das Famila-Gelände käme auch den Gegnern der Umgehungsstraße aus dem Ahrensburger Gartenholz entgegen, so Hartmut Möller (SPD): „Die Straße wäre viel weiter vom Wohngebiet entfernt.“ Tobias Koch, Fraktionsvorsitzender der CDU: „Der Umzug von Famila macht eine neue Trassenführung möglich.“ Die CDU hofft auf ein Vorankommen. Ähnlich sieht es Thomas Bellizzi von der FDP: „Die Trasse sollte jetzt vernünftig geplant werden.“
Die Unternehmen in Ahrensburg warten schon lange auf ein Ende der täglichen Stau-Zeiten. „Die Wirtschaft unterstützt alles, was die Realisierung der Nordtangente vorantreibt“, sagt Nils Thoralf Jarck, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck.
Nur die Grünen sind unglücklich mit der Entwicklung. Jörg Hansen: „Wir waren und sind sowohl gegen eine Nordtangente als auch gegen eine Südumfahrung.“ Das Verkehrsproblem in Ahrensburg, gerade in der Lübecker Straße und der Innenstadt, sei nicht so einfach zu lösen. „Die Investitionen sind im Vergleich zum Nutzen viel zu hoch“, so Hansen. Er plädiert für den Umstieg aufs Rad und auf öffentliche Verkehrsmittel.
Die Südumgehung wird erst einmal nicht konkreter verfolgt
Eine mögliche Südtangente ist nach einem Antrag der SPD-Fraktion im Bau- und Planungsausschuss nicht konkret im Gespräch. Peter Egan (WAB) forderte eine Machbarkeitsstudie für die südliche Ortsumgehung. Uwe Grassau (WAB) ergänzte: „Wir müssen wissen, was beide Tangenten für uns bedeuten würden.“ SPD und Grüne hielten dagegen. „Diese Straße ist nachgewiesenermaßen nicht sinnvoll“, sagte Rafael Haase von der SPD. Es sei alles bereits von Fachleuten bewertet worden, sagte Jörg Hansen (Grüne). Fünf der neun Ausschussmitglieder folgten schließlich dem SPD-Antrag.