Fahrzeug kommt auf Sachsenwaldstraße in Schönningstedt von der Fahrbahn ab, reißt einen Ampelmast um und kippt zur Seite. Mädchen wird getroffen – ob vom Ampelmast oder vom Lkw, ist noch unklar.

Reinbek. Als sich Oliver Selke auf den Weg zum Einsatz macht, ahnt er nichts Schlimmes. „Betriebsstoffe“ seien ausgelaufen und müssten „aufgenommen“ werden. So heißt es in der Feuerwehrsprache, so lautet der Auftrag. Routine für den Wehrführer aus Reinbek-Ohe und seine Kameraden.

Es ist Mittwochmittag. Als die Helfer um fünf Minuten vor halb zwei an der Kreuzung Sachsenwaldstraße/Schönningstedter Straße eintreffen, sind sie aber wie vom Blitz getroffen. „Ein Trümmerfeld“, sagt Selke später, noch hörbar aufgewühlt, was er gesehen hat. „Wir wissen zwar nie, was uns erwartet, aber damit haben wir wirklich nicht gerechnet.“

Ein schwarzer Lastwagen einer Speditionsfirma liegt auf der Fahrbahn, er ist auf seine linke Seite gestürzt. Rechts daneben ein Ampelmast und ein Verkehrsschild – kombinierter Fuß- und Radweg –, umgeknickt. Notarzt und Sanitäter kümmern sich im hohen Gras abseits der Straße um ein zehn Jahres altes Mädchen. Neben dem Kind liegt ein blaues Fahrrad. Und ein weißer Helm. Die Männer kämpfen um das Leben des Mädchens, das zwischenzeitlich keinen Pulsschlag mehr hat.

Ihre Reanimierungsversuche haben nach 20 Minuten Erfolg. An Bord des Rettungshubschraubers Christoph 29 wird das Kind ins Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf geflogen. Es hat „schwerste innere Verletzungen“, so die Diagnose des Notarztes.

Oliver Selke und seine Kameraden, die Beobachter der Szenerie geworden sind, machen sich unterdessen daran, Betriebsstoffe aufzunehmen. Sie streuen die Fahrbahn rings um den Lastwagen herum mit Bindemittel ab. Es ist viel ausgelaufen.

Das Kind war auf dem Heimweg von der Schule

Der furchtbare Unfall hat sich um 13.05 Uhr ereignet. Auch Stunden später lässt sich darüber nur eines mit Sicherheit sagen: dass Hergang und vor allem Ursache im Wesentlichen unklar sind. Aus Sicht der Polizei stellt sich die Lage etwa so dar: Das Mädchen, auf dem Heimweg von der Grundschule nach Hause, wartet darauf, dass die Fußgängerampel auf grünes Licht umspringt. Da naht aus Richtung Aumühle der schwarze Laster heran. Kurz vor der Kreuzung kommt das schwere Fahrzeug nach rechts von der Fahrbahn ab. Davon zeugen tiefe Spuren im Seitenstreifen, die an der Kreuzung enden. „Der Lastwagen ist dann gegen die Ampelanlage geprallt und infolge dessen auf die Seite gekippt“, sagt Eggert Werk, der Chef der Reinbeker Polizei.

Mit Sicherheit lässt sich sagen, dass das Mädchen erfasst wird. Wovon, das können allerdings auch Stunden nach dem Unfall selbst Polizisten nicht sagen. „Wir wissen nicht, ob es der Ampelmast oder der Lastwagen gewesen ist“, sagt Werk. Aufschluss darüber dürfte unter anderem das Gutachten eines DEKRA-Sachverständigen geben, der zum Unfallort gerufen worden ist.

Er wird möglicherweise auch klären können, weshalb der Lastwagenfahrer von der Straße abgekommen ist. „Das Fahrzeug ist sichergestellt worden“, sagt Polizeisprecherin Sonja Kurz. Nun müsse der Fahrtenschreiber ausgewertet werden. Dass der Fahrer womöglich alkoholisiert gewesen sei, kann Reinbeks Polizeichef Werk bereits jetzt ausschließen.

Einige Feuerwehrleute kennen das verletzte Mädchen

Für einige Feuerwehrleute wird der Einsatz am Rande Reinbeks unterdessen zu einer schweren Belastungsprobe. Auch Kameraden der Neuschönningstedter Wehr sind zur Hilfe gerufen worden. Einige von ihnen müssen feststellen, dass sie das Mädchen aus ihrer Nachbarschaft gut kennen.

Der Kreuzungsbereich bleibt bis in die Abendstunden gesperrt. Ehe der DEKRA-Gutachter mit seiner Arbeit fertig ist, darf an der Unfallstelle überhaupt nichts verändert werden. Erst im Anschluss daran darf das große Aufräumen beginnen.

Über den Zustand des Mädchens ist unterdessen ebenfalls wenig bekannt. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe war das Kind am Leben, wenngleich, so Polizeichef Werk, sein Zustand sicherlich kritisch sei.