Mitarbeiter der Sozialstation machen bei bundesweitem Aktionstag der Diakonie mit. Patienten schreiben Postkarten mit politischen Forderungen an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

Barsbüttel. Es ist fünf vor zwölf – und damit höchste Zeit, etwas an den unhaltbaren Arbeitsbedingungen in der Pflegebranche zu ändern. Das ist die Botschaft der Pflegefachkräfte in der Sozialstation Barsbüttel, die sich am gestrigen Internationalen Tag der Pflege an dem bundesweiten Aktionstag der Diakonie beteiligten.

„Der Adressat unserer Aktion ist Gesundheitsminister Hermann Gröhe“, sagt Barbara Woelke, kaufmännische Leiterin der Sozialstation. Die Patienten von Sozialstation und Pflegeeinrichtungen im ganzen Bundesgebiet wurden gebeten, auf Postkarten mit der Aufschrift „Wir fordern das Rettungspaket Altenpflege“ ihre Forderungen an die Politik zu formulieren. „Die Karten schicken wir dann an das Gesundheitsministerium“, so Woelke.

Ein Blick auf die Postkarten verrät, dass die Mehrheit der Kunden der Sozialstation sich mehr Zeit mit den Pflegern wünscht. „Die Patienten merken natürlich, dass wir überlastet sind und kaum Zeit für ihre persönlichen Belange haben. Oft sind wir der einzige Ansprechpartner für sie“, sagt Silke Bluhm, Altenpflegerin in der Sozialstation. Die zeitlichen Vorgaben für Pflegeleistungen, die der Medizinische Dienst der Krankenversicherung festlege, seien häufig nicht umsetzbar. Das gehe auf die Kosten anderer Patienten und verursache Frust bei den Pflegern. „Ich habe oft das Gefühl, dass ich zu langsam arbeite, habe ein schlechtes Gewissen gegenüber den Patienten“, sagt die 51 Jahre alte Pflegerin Bluhm.

Umfangreiche Dokumentation reduziert die Zeit für die eigentliche Arbeit

Die Zeit, die Pfleger mit der Dokumentation ihrer Arbeit verbringen müssen, sei enorm gestiegen. „Der komplette Gesundheitszustand der Patienten soll protokolliert werden“, sagt Bluhm. Die eigentliche Pflege verkürze sich dadurch. „Die vorgegebenen Richtzeiten überschreiten wir immer. Ein Viertel unserer Leistung wird deswegen nicht bezahlt.“ Die Leiterin der Sozialstation, Kirstin Beenders, sagt: „Wir werden unsere Patienten nicht abfertigen. Die Politik muss dafür sorgen, dass unser Beruf gesellschaftlich anerkannt und gerecht bezahlt wird.“

Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di veranstaltete bundesweit verschiedene Aktionen, um auf die Verhältnisse in der Branche aufmerksam zu machen. Mit Flaggen und Transparenten demonstrierten Krankenpfleger vor Kliniken für mehr Personal und gute Bezahlung. In Schleswig-Holstein rief die die Gewerkschaft Krankenhäuser dazu auf, an ihrem Aktionstag „Pflege am Limit – Gesundheit braucht mehr Personal“ teilzunehmen.