Startschuss für ein Fünf-Millionen-Euro-Projekt. Büros und Gebäude im Technologiepark nutzen ab sofort Wärme aus dem Abfallwirtschaftszentrum. Die Anlage gehört zu den modernsten in Schleswig-Holstein.
Trittau. Das letzte Puzzleteil ist an seinem Platz, das Bild vollkommen. In Trittau wird ab sofort Biomüll nicht nur zu Dünger verarbeitet. Das Abfallwirtschaftszentrum Trittau (AWT) mit Sitz im Trittauer Technologiepark versorgt künftig über seine Vergärungsanlage die eigenen Büroräume sowie einige Gebäude im Technologiepark mit Wärme und Strom. Damit ist die Anlage in Trittau eine der nachhaltigsten in ganz Schleswig-Holstein. 2013 war sie bereits mit dem Umweltpreis ausgezeichnet worden.
Vor zwei Jahren wurde der Kompostierung in Trittau eine Vergärungsanlage vorgeschaltet. Das Gas der Bioabfälle wird in ein Blockheizkraftwerk eingespeist. Im vergangenen Jahr konnten so 25.000 Tonnen Bioabfall aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg doppelt verwertet werden. Die daraus gewonnene Energie reicht aus für etwa 1000 Haushalte. Dabei wird der Strom nicht kontinuierlich, sondern bedarfsgerecht ins Netz eingespeist, sagt Wolfram Gelpke, Geschäftsführer der AWT.
Am Freitag wurde die Fernwärmeleitung vom Abfallwirtschaftszentrum zum Bürokomplex der Natur & Technik GmbH im Technologiepark in Trittau geöffnet. Nun wird die Energie in die Räume geleitet. 2011 hatte die AWT die Ausschreibung für das Fünf-Millionen-Euro teure Projekt gewonnen. Um möglichst viel Material für die Anlagen zu bekommen, hat die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) in diesem Jahr ihr Tarifkonzept umgestellt (wir berichteten ausführlich). „Das sollte einen Anreiz schaffen, den Müll besser zu trennen“, sagt Dennis Kissel, Geschäftsführer der AWSH. Schließlich, so stellte das Unternehmen fest, gehörten 40 Prozent der Abfälle in den Restmülltonnen eigentlich in den Biomüll. Durch die Tarifumstellung soll die Mülltrennung effektiver werden.
Und das Konzept scheint aufzugehen, seit der Umstellung konnte die AWT rund 1200 Tonnen Bioabfälle mehr verwerten. Wolfram Gelpke sagt dazu: „Unser Konzept steht auf vier Säulen. Dazu gehören einmal die Stromerzeugung, die Herstellung von Dünger sowie die Flexibilität bei der Stromeinspeisung ins Netz. Auf die vierte Säule, die Wärme, können wir jetzt auch bauen.“ Gerade dieser letzte Punkt werde oft unterschätzt. „50 Prozent des gesamten Energiebedarfes der Bundesrepublik werden für die Beheizung von Gebäuden genutzt“, sagt Gelpke. 30 Prozent würden beispielsweise für Kraftstoffe benötigt, die anderen 20 Prozent für die Stromversorgung.
Umso wichtiger sei der Schritt in Trittau, mit dem das Konzept abgerundet werden konnte. Dennis Kissel von der AWSH ist überzeugt: „Die Anlage ist ein Paradebeispiel für moderne Energienutzung.“ Holger Pfau, Geschäftsführer des Abfallwirtschaftszentrums: „Mit der Fernwärmeleitung ist das Nachhaltigkeitskonzept der erfolgreichen Nutzung der Biotonne komplett.“ Das Konzept der umfassenden Nutzung des Biomülls leiste einen Beitrag zu Klimaschutz und Ressourceneffizienz, so Pfau. Und Frank Schifferdecke von der Natur & Technik GmbH stimmt ihm zu: „Es ist ein Leuchtturmprojekt in Stormarn, mit dem wir auch etwas für die Nachwelt tun.“ Durch die Einspeisung von Biogas konnten bereits „viele Tausend Kubikmeter Erdgas eingespart werden“, so Gelpke.
Das Abfallwirtschaftszentrum rechnet damit, jährlich fast eine Million Kilowattstunden aus Biogas-Gewinnung umweltschonend für ihren Betrieb einsetzen zu können. Das entspräche einer Einsparung von etwa 100.000 Kubikmetern Erdgas, was einen geringeren CO2 -Ausstoß zur Folge hat.
Angeschoben wurde das Projekt durch eine Entscheidung der Kreistage in Stormarn und im Herzogtum Lauenburg, den Bioabfall möglichst umfassend zu nutzen. Zur Eröffnung der Fernwärmeleitung kamen daher auch Vertreter beider Kreise. Stormarns Kreispräsident Hans-Werner Harmuth (CDU) kündigte an, dass im Sommer Vertreter der anderen Landkreise Schleswig-Holsteins nach Trittau kommen wollen, um sich selbst von der Anlage ein Bild zu machen.