Im Interview erzählt der Ahrensburger Restaurantbetreiber Axel Strehl, welche Aufgaben er als neuer Präsident der Dehoga in Schleswig-Holstein als Erstes anpacken möchte.

Ahrensburg. Er führt seit 28 Jahren ein Restaurant am Reeshoop in Ahrensburg und war knapp sieben Jahre Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Kreis Stormarn. Jetzt haben Gastronomen im Land Axel Strehl zum Präsidenten des Hotel- und Gaststättengewerbes in Schleswig-Holstein gewählt. Der 51 Jahre alte Ahrensburger erzählt im Interview mit dem Abendblatt, wie er in seinem neuen Amt den Tourismus im Norden voranbringen möchte und vor welchen Problemen die Branche steht.

Hamburger Abendblatt: Herr Strehl, sie wirken bei der Dehoga in Stormarn mit. Sie engagieren sich in der Kaufleute-Vereinigung Stadtforum in Ahrensburg, führen ein eigenes Restaurant, sind Familienvater. Jetzt noch die zusätzliche Aufgabe – wie wollen Sie das alles unter einen Hut bekommen?

Axel Strehl: Ich habe mir für diese Aufgabe Zeit freigeschaufelt. Vor 14 Tagen gab ich das Amt des Kreisvorsitzenden der Dehoga in Stormarn ab, das ich seit 2007 innehatte. Außerdem sind die Aufgaben auf Landesebene nicht neu für mich. Zuvor war ich drei Jahre Vizepräsident des Landesverbandes Schleswig-Holstein und wusste, vorauf ich mich einlasse. Es ist ein ehrenamtlicher Job, den ich in meiner Freizeit mache. Deswegen werde ich auch mein Restaurant genauso weiterführen. Und für die Familie bleibt auch noch Zeit.

Was ist Ihre Motivation, das Amt des Dehoga-Präsidenten in Schleswig-Holstein zu übernehmen?

Strehl: Wenn wir uns nicht selbst um unsere Branche kümmern, wer soll es dann machen? Wir haben viel in der Vergangenheit erreicht. Ich bin seit 27 Jahren Mitglied im Dehoga und erinnere zum Beispiel, wie das Land vor mehreren Jahren eine Getränkesteuer einführen wollte. 2013 war die Gema ein großes Thema, die ihre Gebühren fast verdoppeln wollte, dann gab’s die Hygieneampel. So tauchen immer wieder Belastungen auf, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen. Zum Beispiel wird es laut einer EU-Richtlinie ab dem 13. Dezember eine Deklarationspflicht für allergene Lebensmittel geben. Das sieht auf einer Speisekarte natürlich sehr bescheiden aus und wird das kreative Kochen auch mindern. Wir versuchen, eine Lösung zu finden, wie wir diese Auflage umsetzen können.

Welche Themen werden Sie vorrangig anpacken?

Strehl: Ich möchte mit der Landesregierung darüber sprechen, wie wir den Tourismus voranbringen können. Davon profitieren beide Seiten. Außerdem laufen auch mit dem Wirtschaftsministerium Gespräche über den Fachkräftemangel in Schleswig-Holstein.

Wie wichtig sind Fachkräfte aus dem Ausland für die Gastronomie im Land?

Strehl: Die Gastronomie und Hotellerie war schon immer eine weltoffene Branche. Überall auf der Welt findet man unsere gut ausgebildeten Kräfte und das ist natürlich auch umgekehrt so. Dennoch müssen wir Anreize schaffe, damit junge Menschen auch aus dem Ausland zu uns kommen und sich hier ausbilden lassen. Dazu gibt es derzeit tolle Aktionen. Einige Kreisverbände haben Kooperationen mit Spanien oder Griechenland. Auf Sylt gibt es ein Modell mit Dänemark. In Ahrensburg gab es im vergangenen Jahr eine ähnliche Kooperation mit der spanischen Partnerstadt Esplugues. Eine Delegation aus Ahrensburg hatte die Ausbildungsberufe in der Partnerstadt vorgestellt. Doch leider gab es keine Interessenten. Dies entmutigt uns aber nicht, an dieser Idee festzuhalten. Und so werden wir ähnliche Modelle auch im Kreis Stormarn vorantreiben.

Wie wollen Sie junge Menschen dafür begeistern, diesen Beruf zu erlernen? Schließlich müssen diese am Wochenende und oft bis spät in die Nacht arbeiten?

Strehl: Genau wie bei allen anderen Berufen haben wir das Problem, unsere Ausbildungsplätze zu besetzen. Wir versuchen über Aktionen, junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern. 2013 hatten wir einen tollen Stand bei „BIZ bei Nacht“, einer Ausbildungsmesse der Agentur für Arbeit in Bad Oldesloe. Dort konnten junge Interessenten sehen, wie Obst geschnitten und flambiert wird und sie haben es dort gleich gelernt. Mit solchen Aktionen möchten wir die Leidenschaft für solche Berufe wecken. Schließlich wollen wir Auszubildende haben, die gern zur Arbeit gehen und ihren Beruf lieben. Ich biete auch Praktika in meinem Restaurant an, damit junge Menschen reinschnuppern können, ob sie diesen Beruf tatsächlich machen wollen.

Beschreiben Sie bitte die Gastronomie-Landschaft in Stormarn im Vergleich mit der des Landes.

Strehl: Wir in Stormarn gehören zur Metropolregion Hamburg. Für Städte wie Ahrensburg, die an der Landesgrenze liegen, ist von Herbst bis Frühjahr die stärkste Jahreszeit. Ausflugsziele wie Lütjensee, Reinfeld oder Betriebe mit großen Terrassen haben im Sommer Hochsaison. Das gleiche gilt für die Ostsee und Nordsee. Viele Hotels und Gastronomiebetriebe haben sich etwas einfallen lassen, um auch in der Nebensaison Gäste anzuziehen. Zum Beispiel mit Wellness-Angeboten.

Sowohl das Land Schleswig-Holstein als auch der Kreis Stormarn wollen neue Anreize für Touristen schaffen. Welchen Beitrag leistet ihr Berufsverband?

Strehl: Wir müssen Ideen finden, um saisonbedingt schwache Zeiten zu überbrücken. In Stormarn hoffe ich jetzt auf die gute Zusammenarbeit mit dem neuen Tourismus-Management. Deswegen werde ich mich auch weiterhin beim Dehoga-Kreisverband Stormarn um das Thema Tourismus kümmern. Gemeinsam sollten wir Angebote erarbeiten. Beispielsweise eine Kombination aus Kultur, Kulinarik und Natur. Ausflüge zum Ahrensburger Schloss mit anschließendem Rundgang durch den Barockgarten in Jersbek und einem kulinarischen Angebot. Solche Pakete müssen wir schnüren. Ich glaube auch, dass dies Erfolg haben wird. Auch die Golfplätze, die Stormarn zu bieten hat, findet man nicht überall. Daraus lässt sich doch etwas machen, von dem alle profitieren.

Thema Mindestlohn. Wie sehen Sie die Einführung für Gaststätten und Hotels?

Strehl: Ich sehe das mit gemischten Gefühlen. Wir im Kreis Stormarn haben mit den 8,50 Euro nicht das Problem, weil unsere Tarifverträge diesen Verdienst größtenteils vorschreiben. Dennoch werden wir unsere Preise anheben müssen. Denn der Mindestlohn wird auch beispielsweise für Spargelstecher und Erdbeerpflücker gelten. Die Lieferanten werden ihre Produkte teurer an uns verkaufen müssen. Ein weiteres Problem ist, dass der Mindestlohn ab 18 Jahren gilt. Aushilfskräfte wie Studenten werden für die Betriebe zu teuer. Denn die Unternehmer entscheiden sich lieber für eine vollwertige Arbeitskraft, die nicht mehr eingearbeitet werden muss und genauso viel kostet. Das wäre dann natürlich schade für junge Leute, die sich etwas dazuverdienen möchten.

Ein Blick in die Zukunft: Wie wird die Gastronomie-Landschaft in 15 Jahren im Kreis und im Land aussehen? Wird es noch die kleinen Eckkneipen geben?

Strehl: Es gibt keine Branche, die wohl so vielfältig ist wie unsere. An der Großen Straße in Ahrensburg gibt es zum Beispiel für jeden Geschmack etwas. Aber diese Vielfalt kann schnell verloren gehen. Wie eben angesprochen durch neue Gesetze, die uns zwingen, mehr Geld vom Gast zu verlangen. Zwar werden es die Kunden befürworten, dass wir Produkte aus der Region verwenden. Aber sie kommen dann statt zweimal im Monat nur noch einmal zu uns. Für einige lohnt sich das Geschäft dann nicht mehr. So besteht die Gefahr, dass es in 15 Jahren mehr Ketten geben wird, die ihre Ware nicht in der Region kaufen, sondern in großen Mengen von Importeuren beziehen und schon geputzte und geschnittene Produkte aus Fabriken beziehen. Sollte auch das Rauchverbot verschärft werden, bin ich mir sicher, dass es die kleinen Eckkneipen nicht mehr geben wird.