Die Initiative Gegenwind hat den ehemaligen stellvertretenden Landeskonservator Helmut mit einer Expertise beauftragt. Das von der Stadt angeforderte Gutachten soll nächste Woche vorliegen.
Bargteheide. Der idyllische Barockgarten – und darüber kreisende Windräder. So könnte es in Zukunft in Jersbek aussehen. Das geht gar nicht, sagt der ehemalige stellvertretende Landeskonservator Helmut Behrens. Die drei geplanten Bargteheider Windenergieanlagen würden zu einer extremen Verfremdung der geschützten Jersbeker Kulturdenkmale führen. Der Windpark dürfe nicht genehmigt werden. So steht es in seinem Gutachten. Und so kann es jetzt auch der zuständige Sachbearbeiter im Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) lesen – jener Genehmigungsbehörde, die über den Bauantrag für den Bargteheider Windpark entscheiden wird.
Ob der Windpark damit gestoppt oder das Projekt grundsätzlich gescheitert ist, ist noch unklar. Das LLUR wollte eigentlich schon im Februar entscheiden, hatte die Frist wegen ungeklärter Fragen zum Natur- und vor allem Denkmalschutz um drei Monate bis zum 27. Mai verlängert. Könnte das jetzt vorgelegte Behrens-Gutachten die Entscheidung sein? „Die Untere Denkmalschutzbehörde muss es prüfen“, sagt LLUR-Pressesprecher Martin Schmidt. Das Ergebnis werde dann in das abschließende Urteil des LLUR einfließen. Grundsätzlich gelte jedoch, dass ein fachlich fundiertes Gutachten berücksichtigt werde. Schmidt: „Auch wenn es privat in Auftrag gegeben wurde.“ So wie in diesem Fall.
Die Initiative Gegenwind-Bargteheide hatte das Behrens-Gutachten angefordert – als Gegengutachten zur der von der Stadt bei Prof. Geerd Dahms in Auftrag gegebenen Expertise, die noch nicht vorliegt. „Bis jetzt waren wir im Hintertreffen und haben nur Gutachten vorgelegt bekommen“, sagt Initiativen-Mitglied Hans Pirch. Nun sei man voraus. Den Ausgang müsse man abwarten. Pirch: „Aber unsere Chancen sind auf jeden Fall gestiegen.“ Und dies umso mehr, weil vom Gutachter der Stadt ähnliche Ergebnisse zu erwarten seien.
Die Stadt hat das Gutachten noch nicht gesehen
Von zentraler Bedeutung ist die Einschätzung, inwieweit die Windkraftanlagen den Jersbeker Barockgarten und die Gutsanlage beeinträchtigen könnten. Für den von der Initiative beauftragten Gutachter Behrens ist die Sache entschieden. Aber auch der von der Stadt beauftragte Geerd Dahms habe in einer „Ersteinschätzung“ auf die große Bedeutung des historischen Ensembles hingewiesen. Das Papier von Dahms liegt der Initiative Gegenwind vor. Danach gehe Dahms bereits dann von einer Beeinträchtigung des Denkmalwertes aus, wenn „mehr als nur die Spitzen der Rotorblätter deutlich erkennbar sein sollten.“ Und das ist mehr als gegeben, schaut man auf die ebenfalls von der Bürgerinitiative Gegenwind vorgelegte Visualisierung: Die Windräder wären vom Gutspark und auch vom Eiskeller zu sehen – und zwar nicht nur die Spitzen, sondern die kompletten Rotorblätter und Teile der Masten. Außerdem, so das Urteil des Gegengutachters, befänden sich im Ensemble rund um den Jersbeker Gutshof mit dem Eiskeller, der Jersbeker Allee und zahlreichen Katen insgesamt 40 Kulturdenkmale. 23 davon seien eingetragen und damit unter Schutz.
„Wir haben das Gegengutachten noch nicht gesehen“, sagt Bargteheides Bauamtsleiter Jürgen Engfer. Deswegen könne er keine Einschätzung dazu abgeben. „Unser Gutachter Dahms hat aber mittlerweile ebenfalls Visualisierungen vorgelegt.“ In Bezug auf die Jersbeker Allee und die ebenfalls unter Schutz stehende Bargteheider Kirche seien nur geringe optische Beeinträchtigungen festzustellen. Wie es um die Sichtachse zwischen Windpark und Jersbeker Park bestellt sei, könne der Bauamtsleiter nicht sagen. Diese Visualisierung habe er noch nicht gesehen. „Wir werden die Ansichten veröffentlichen, wenn auch das Gutachten von Dr. Dahms vorliegt“, sagt Engfer. Es werde für nächste Woche erwartet.
Über kleinere Windräder müsste die Politik entscheiden
Abzuwarten sei letztlich die Einschätzung der Genehmigungsbehörde. Und die könne zum Windpark nur Ja oder Nein sagen. „Ob kleinere Windräder aufgestellt werden sollten, müsste die Bargteheider Politik entscheiden“, sagt Engfer. Das würde aber bedeuten, dass sämtliche Gutachten neu erstellt und das Baugenehmigungsverfahren erneut aufgerollt werden müsste.
Die Initiative Gegenwind-Bargteheide plädiert unterdessen für ein Aussetzen des Verfahrens. „Und zwar so lange, wie die Normenkontrollverfahren laufen“, sagt Hans Pirch. Ein Landwirt, die Gemeinde Jersbek und Pirch selbst haben Klage beim Land eingereicht – mit dem Ziel, die Windfläche am Glindfelder Weg aus dem Regionalplan zu nehmen. Pirch: „Nicht einmal der Mindestabstand von 800 Metern zur Wohnbebauung ist eingehalten.“