Nach Rauswurf des Leiters der Kindertagesstätte Bünningstedt: Ammersbeker nehmen Bürgermeister Horst Ansén ins Kreuzfeuer. Der hält unterdessen an seiner Personalentscheidung fest.
Ammersbek. Es war möglicherweise die längste Einwohnerfragestunde in der Geschichte der Gemeinde Ammersbek; sicher war es die unangenehmste in Horst Anséns Bürgermeisterkarriere. Rund 80 Eltern und einige Erzieher aus der Kindertagesstätte Bünningstedt (kurz Kitabü) waren mit Protestplakaten und viel Redebedarf zur außerordentlichen Sitzung des Hauptausschusses ins Dorfgemeinschaftshaus gekommen. 80 Minuten lang nahmen sie den Bürgermeister ins Kreuzfeuer. Wieder einmal. Denn den Fragen und Forderungen musste sich der Verwaltungschef bereits in der vergangenen Woche bei der Gemeindevertretersitzung stellen (wir berichteten). An Protestenergie haben die Eltern seitdem allerdings noch zugelegt.
„Wir wünschen uns die alte Kitabü zurück, mit Jan Petersen als Leiter“, sagte eine Mutter. Ihre Nachfolgerin in der Fragestunde brachte den Appell der anwesenden Eltern auf den Punkt: „Herr Ansén, revidieren Sie Ihre Entscheidung!“
Die Entscheidung war der Entschluss des Bürgermeisters, den Leiter der gemeindeeigenen Kita im Ortsteil Bünningstedt abzusetzen. Ende Februar hatte Ansén den Sozialpädagogen von einem auf den anderen Tag zum Personalgespräch ins Rathaus einbestellt und ihm nahegelegt, sich beruflich umzuorientieren. Laut Petersen habe ihn die Absetzung „aus heiterem Himmel“ getroffen. „Es hat keine Rüge oder Kritik im Vorfeld gegeben“ sagt Petersen. Die Frage nach dem Warum habe sein Dienstherr mit Defiziten im verwaltungstechnischen Bereich begründet. „Ich habe immer alle Fristen eingehalten“, sagt Petersen.
Bis Ende Juli steht Petersen noch als Kita-Leiter auf der Gehaltsliste der Gemeinde, für dieselbe Zeitspanne sei ihm eine Freistellung angeboten worden, sagt er. Im September 2012 hatte er die Leitung der Kita übernommen, mit einer Probezeit von zwei Jahren. Eine unbefristete Anstellung unterdessen hat er auf dem Stellvertreterposten – so wie sein ehemaliger Stellvertreter, der nun die Leitung übernommen hat.
Kita-Leiter fürchtet, dass er bald arbeitslos ist
„Wenn der Leitungsposten wieder besetzt ist, muss einer von uns gehen“, da ist sich Petersen sicher. Und: „Nach der Vorgeschichte muss ich natürlich befürchten, dass ich es sein werde.“ Für seine Anstellung will er allerdings bis zuletzt kämpfen. Seit seinen Gespräch beim Bürgermeister hat er keinen Tag in der Kita gefehlt. „Ich arbeite gern in der Kita und ich will wieder die Leitung übernehmen“, sagt er und hat damit rund 80 Prozent der Kitakinder-Eltern hinter sich.
„Seit Jan Petersen abgesetzt wurde, ist die Situation in der Kita beängstigend“, sagte ein Vater in der Sitzung. Wie andere Eltern sprach er vor Ansén und den Politikern des Hauptausschusses über Personalmangel, kritisierte den Führungsstil des Interimschefs. „Als Jan Petersen die Leitung innehatte, wussten wir, dass unsere Kinder gut betreut werden“, sagte eine Mutter, „jetzt wissen wir das nicht mehr.“
Die Erzieher beurteilen – teils hinter vorgehaltener Hand, da sie sich offiziell nicht äußern dürfen – die Situation ähnlich. Fachlich wie menschlich sei Jan Petersen ein guter Kita-Leiter, sagte eine Erzieherin dem Abendblatt. Über den Personalmangel klagte eine Erzieherin unterdessen öffentlich. Etwa, dass sie wie ihre Kollegen Angst habe, dass etwas passiert, dass sie permanent „mit „einem Bein im Gefängnis“ stehe. Petersen soll, so sagen Eltern und Erzieher, genau diesen Mangel durch Mitarbeitermotivation, geschickte Dienstpläne und Eigeneinsatz kompensiert haben.
Es sind Vorwürfe, die der Verwaltungschef sich bereits in der vergangenen Gemeinderatssitzung anhören musste. Ebenso angespannt war auch seine Miene beim Hauptausschuss. Ausführlicher sind allerdings seine Antworten auf die vielen Fragen der Eltern. War dem Bürgermeister in der vergangenen Woche nur zu entlocken: „Zu Personalentscheidungen äußere ich mich prinzipiell nicht“, äußerte er sich detailliert – zumindest zum Personalmangel. „Mit ist bewusst, dass die derzeitige Situation nicht zufriedenstellend ist“, sagte Ansén. Die Verwaltung unternehme derzeit alles, um die offenen Stellen zu besetzen. Am Montag will Horst Ansén die Kindertagesstätte zum Krisengespräch besuchen.
Im Anschluss an die Einwohnerfragestunde beschäftigte sich die Politik noch rund eine Stunde mit der Personalie Petersen. Der Inhalt im Wortlaut: streng geheim. Christiane Maas, Fraktionsvorsitzende der CDU: „Herr Ansén hat uns seine Entscheidung erläutert. Sie erscheint notwendig.“ Auch die Grünen stellen sich hinter den Verwaltungschef. Klaus Tim, Vorsitzender des Hauptausschusses: „Die Entscheidung ist richtig.“ Anders beurteilt die FDP die Absetzung des Kita-Leiters. Gabriele Späte: „Herr Ansén wurde schlecht beraten, er hat eine Fehlentscheidung getroffen.“
Für die Eltern hat der Kampf für Jan Petersen erst angefangen. Maike Gerstengarbe, Vorsitzende des Kita-Fördervereins, organisiert den Protest: „Wir wollen Horst Ansén zur Diskussion an einen runden Tisch holen“, sagt sie. „Wir hoffen, dass wir ihn dazu bewegen können, seine Entscheidung zu revidieren.“