Zahl der Verbrechen sinkt in Stormarn – doch in der Schlossstadt gibt es mehr Einbrüche und Gewaltdelikte. Dies belegt die neue Kriminalstatistik für den Kreis, die am Freitag vorgestellt wurde.
Ahrensburg/Ratzeburg. Die Zahl der Verbrechen steigt in Ahrensburg gegen den Trend. Kreis- und landesweit verzeichnet die Polizei eine Abnahme der Zahl von Straftaten. Das belegt die neue Kriminalstatistik für das Jahr 2013, die die Polizei am Freitag in Ratzeburg vorgestellt hat. 13.494 Taten wurden demnach im Kreis Stormarn angezeigt. Im Jahr 2012 waren es fast 700 mehr. Doch in Ahrensburg stieg die Zahl der Straftaten um 137 auf 2689 Fälle. Damit wird etwa jede fünfte Tat im Kreis in der Schlossstadt begangen.
Ahrensburg ist Einbrecher-Hochburg
„Das ist vor allem auf die hohe Zahl der Einbrüche zurückzuführen“, sagt Stormarns Kripo-Chef Hans-Jürgen Köhnke und bezeichnet Ahrensburg als Hochburg der Einbrecher. Dort ist die Zahl der Taten nämlich um 50 Prozent auf 206 Fälle gestiegen. „Ein Grund dafür könnte sein, dass Ahrensburg eine gute Infrastruktur mit S- und U-Bahnen und der Autobahn hat“, sagt Wolfgang Becker, Leiter der Polizeidirektion Ratzeburg und damit Chef aller Beamten in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Ein weiterer Grund könnten die „guten Tatgelegenheiten“ in der Schlossstadt sein, die große Wohngebiete mit wohlhabenden Hausbesitzern habe.
Die Aufklärungsquote ist dabei nur sehr gering und liegt mit 6,3 Prozent sogar noch unter dem Vorjahreswert von 10,2 Prozent. „Das liegt daran, dass es oft reisende Tätergruppen sind, die uns das Leben schwer machen“, sagt Köhnke. Wolfgang Becker versucht, diesem Phänomen mit verstärkter Präsenz sowie der Ausweisung von Gefahrengebieten zu begegnen: Dort können Polizisten verdachtsunabhängig Menschen kontrollieren. Bisher aber ohne Erfolg, wie die Zahlen belegen. „Leider wirkt sich dieses Konzept noch nicht statistisch aus, wir werden aber daran festhalten“, so Becker.
Immerhin gebe es einen Lichtblick. „Fast die Hälfte der erfassten Einbrüche enden im Versuchsstadium. Das wirkt sich zwar negativ in der Statistik aus, ist für uns aber eine erfreuliche Entwicklung“, so Becker, der dies unter anderem auf die Präventionsarbeit der Polizei zurückführt.
In Barsbüttel ist die Zahl der Einbrecher besonders deutlich gesunken: 2012 registrierten die Beamten 116 Taten – ein Jahr später nur noch 64. Auch in anderen Gemeinden und Städten ist ein ähnlicher Trend zu verzeichnen. In Bad Oldesloe schlugen Einbrecher 51-mal zu. Ein Jahr zuvor waren es 71 Taten. In Glinde sank die Zahl um 26 Fälle auf 57 Einbrüche. Ein ähnliches Bild auch in Bargteheide: Mit 64 Taten waren es 2013 zehn weniger als im Vorjahr. Dagegen verzeichnet Reinbek einen leichten Anstieg um elf Taten auf 113 Einbrüche.
Jugendkriminalität sinkt weiter
Positiv beobachten die Polizisten die Entwicklung der Jugendkriminalität. „Diese sinkt seit 2010 kontinuierlich“, sagt Wolfgang Becker. Während vor vier Jahren 1480 Taten auf das Konto von unter 21-Jährigen gingen, waren es vergangenes Jahr 1077 Taten. „Dieser Rückgang ist stärker, als es der demografische Wandel vermuten lässt“, sagt Becker und macht auch die Präventionsarbeit der Polizei für diese Entwicklung verantwortlich.
„Wir gehen an Schulen, reden mit ihnen auch über Internetkriminalität und haben an den Wachen Jugendsachbearbeiter“, so Becker. Hans-Jürgen Köhnke ergänzt, dass fast die Hälfte aller Taten, die Jugendliche und Heranwachsende begehen, Raubtaten sind. „Dazu gehört das klassische Abziehdelikt“, so der Kripo-Chef.
Luxusautos im Visier von Banden
Mit Sorge betrachten die Ermittler die Entwicklung bei den Autodiebstählen. „Organisierte Banden haben es auf Luxusautos abgesehen“, sagt Köhnke. Insbesondere Fahrzeuge der Marke Audi und BMW seien bei Kriminellen sehr begehrt. Während 2012 insgesamt 162 Autos im Kreis gestohlen wurden, waren es vergangenes Jahr 197. „Um dies zu bekämpfen, haben wir bei der Kriminalpolizei Bad Oldesloe ein Team gebildet, das sich auf solche Fälle spezialisiert hat“, sagt Becker. Außerdem kontrollieren Beamte der Autobahnpolizei verstärkt die Transitstrecke (A 24) in Richtung Osten. „Das hat durchaus Erfolgspotenzial“, so der Polizeichef.
Allerdings sei es fast unmöglich, die Strukturen der Autobanden zu durchschauen. „Die Autodiebe bekommen lediglich ein Handy, über den Auftraggeber wissen sie nichts“, so Köhnke. Er weiß, dass die Diebe bewusst dumm gehalten werden.„Wir kämpfen gegen eine Burg“, sagt Becker. Die Fahnder ständen dabei ganz unten.
Links motivierte Gewalt steigt
Während die Straftaten, die rechtsorientierten Tätern zuzuordnen sind, konstant sinken, ist ein entgegengesetzter Trend bei der linken Szene zu beobachten. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei 42 Taten aus dem rechten Spektrum, ein Jahr zuvor waren es 44. Linksorientierte Straftäter sind für 22 Taten im Jahr 2013 verantwortlich. 2012 gingen 14 Straftaten auf ihr Konto. In vier Fällen sprechen die Beamten von Gewaltdelikten. Der rechten Szene ist eine Gewalttat zuzuordnen. Den Großteil der Straftaten machen dort fremdenfeindliche Schmierereien aus.
Mehr Sexualstraftaten im Kreis
Besorgniserregend ist auch die Entwicklung bei den Sexualstraftaten im Kreis. 30 Taten, bei denen Kinder sexuell Missbrauch wurden, sind 2013 bei der Polizei angezeigt worden – zwölf mehr als im Jahr zuvor. Auch wurden mehr Frauen vergewaltigt. 18 Taten wurden 2013 zur Anzeige gebracht. Ein Jahr zuvor waren es zwölf. Die Polizisten betonen, dass es in diesem Bereich sowie bei vielen anderen Straftaten eine große Dunkelziffer gebe. „Anders sieht es bei Einbrüchen aus, dort wird fast jede Tat aus Versicherungsgründen angezeigt“, sagt Hans-Jürgen Köhnke.
Die Aufklärungsquote ist in Stormarn leicht von 42,2 auf 44,2 Prozent gestiegen. Landesweit lag sie mit 50,5Prozent deutlich höher. Den Gesamtschaden, den Verbrecher im vergangenen Jahr im Kreis angerichtet haben, schätzen die Ermittler auf rund 20Millionen Euro.