Ulrich Kewersun rückt an die Spitze der Bauverwaltung vor. Angelika Andres werden „neue Aufgaben“ übertragen
Ahrensburg. Sie hatte sich viel vorgenommen. Als Angelika Andres am 1. April 2011 die Nachfolge von Wilhelm Thiele als Leiterin des Bauamtes übernahm, wollte sie gestalten und weiterentwickeln. „Ahrensburg ist eine lebendige Stadt, die aus sich heraus leben und sich positiv weiterentwickeln kann“, sagte die Architektin damals im Gespräch mit der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn. Nicht einmal drei Jahre später ist die Ära Andres vorbei, bevor sie wirklich begonnen hat. In dieser Woche bekam die 47-Jährige, die seit mehreren Monaten krankgeschrieben ist, Post von Verwaltungschef Michael Sarach. In dem Schreiben wird Andres mitgeteilt, dass ihr neue Aufgaben übertragen werden. Neuer Chef der mehr als 40 Mitarbeiter in der Baubehörde ist von diesem Wochenende an Ulrich Kewersun, der bisherige Stellvertreter Angelika Andres’.
Für Kenner des Rathauses kommt die Ablösung der Amtsleiterin nicht überraschend. Seit Wochen wird darüber spekuliert, warum die Chefin des Bauamtes nicht mehr in der Verwaltung oder in der Stadt anzutreffen ist. Die Antwort auf diese Frage gibt der Bürgermeister mit folgenden Worten: „Frau Andres ist seit geraumer Zeit erkrankt, ein Ende der Situation ist nicht absehbar.“ Dann folgt in geschliffenem Amtsdeutsch: „In Abstimmung mit dem Personalrat und dem Hauptausschuss ist Ulrich Kewersun mit Wirkung vom 1.März 2014 Leiter der Bauamtes.“
Über den Gesundheitszustand seiner Mitarbeiterin äußert sich Sarach ebenso wenig wie über mögliche andere Hintergründe dieser Entscheidung. Auf Anfrage dieser Zeitung sagte er am Freitag: „Das sind Interna, über die ich weder sprechen darf, noch sprechen will. Das gebietet schon die Loyalität gegenüber meinen Leuten, natürlich auch gegenüber Frau Andres.“ Er habe ihr schriftlich eine Beschreibung der Aufgaben übermittelt, die er ihr für die Zeit nach ihrer Rückkehr ins Rathaus übertragen habe. Eine Reaktion darauf habe er bislang nicht erhalten. Bei diesem neuen Job handele es sich gemäß Vorschriften um „eine amtsangemessene Beschäftigung, darauf hat ein Beamter Anspruch“, sagt Michael Sarach. Die bisher von Andres geleistete Arbeit wolle er nicht bewerten.
Die gebürtige Erfurterin war als eine von 17 Bewerberinnen und Bewerbern ins Rennen um die Nachfolge von Wilhelm Thiele gegangen. Andres, die bis dahin die Geschicke des Reinbeker Bauamtes geleitet hatte, setzte sich schlussendlich gegen acht Mitbewerber durch, die in die engere Auswahl gekommen waren. Insbesondere die Diskussionen in der Ahrensburger Zukunftswerkstatt und die Debatten um das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) habe sie damals bereits von Reinbek aus „mit großem Interesse“ verfolgt. In Ahrensburg wolle sie auf Teamarbeit setzen, „wir“ sagen, nicht „ich“. Ob und auf welche Schwierigkeiten sie dabei hinter den Mauern des Rathauses gestoßen ist, bleibt zunächst unklar. Auf Anfragen des Abendblattes hat Angelika Andres bisher nicht reagiert. Und sowohl der Bürgermeister als auch Andres’ Nachfolger hüllen sich dazu in Schweigen.
Wer ist nun eigentlich der Neue an der Spitze der wichtigen Behörde? „Ein Ahrensburger Gewächs“, sagt Kewersun über Kewersun. 51 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder. Seine Tochter ist 15, sein Sohn 18 Jahre jung. Sein Abitur baute er an der Heimgartenschule, absolvierte im Anschluss ein Verwaltungsstudium. Er war früh bei der Stadt Ahrensburg beschäftigt, zwischenzeitlich bei der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) in Lauenburg. Seit 1992 arbeitet er im Bauamt der Schlossstadt, war Vize von Wilhelm Thiele, mit dem er ein „kollegiales und freundschaftliches“ Verhältnis gepflegt habe. Die neue Herausforderung nehme er gern an. „Durchaus mit einem gewissen Respekt“, sagt Kewersun, der privat gern Tennis und Karten spielt, viel joggt im Waldgut Hagen. Schon seit Jahresbeginn habe sich abgezeichnet, dass zusätzliche Aufgaben auf ihn zukämen, sagt er. Doch die scheue er nicht, und fügt dann hinzu: „Eigentlich ist das für mich ein Heimspiel.“
Bei der Ausübung des wichtigen Amtes setze er nach innen und außen auf Transparenz. „Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Bau- und Planungsausschusses sei ihm dabei sehr wichtig. Als große Herausforderung bewertet er die Umsetzung des ISEK und die Schaffung neuen Wohnraums. „Wir wollen moderat wachsen, aber das geht nicht alles über Neubaugebiete. Nachverdichtung gewinnt in Ahrensburg zunehmend an Bedeutung.“
Des Vertrauens von Michael Sarach kann sich Ahrensburgs neuer Bauamtschef jedenfalls schon mal sicher sein. Der sagt: „Ulrich Kewersun genießt ein hohes Maß an Akzeptanz in der Verwaltung und in der Politik. Ich erwarte, dass er den Fachbereich mit hoher Qualität führt und das Leistungspotenzial der Mitarbeiter abruft. Ich glaube, das wird ihm gelingen.“