Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek und Wentorf wollen neue Aktivregion gründen. Die Kommunen hoffen auf drei Millionen Euro Zuwendung. Das Ministerium in Kiel hat offenbar Bedenken.
Reinbek. Die Kommunalpolitiker sind sich einig und haben die Bürgermeister in die Spur geschickt: Geht es nach ihnen, sollen die vier Stormarner Kommunen Reinbek, Glinde, Barsbüttel und Oststeinbek sowie Wentorf aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg demnächst eine Aktivregion werden. Lohnend ist das allemal, denn es geht darum, EU-Fördermittel abzugreifen. Sie werden vom federführenden Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (Melur) in Kiel vergeben und dafür eingesetzt, ländliche Regionen attraktiv und zukunftsfähig zu gestalten. Für den Zeitraum von 2014 bis 2020 stehen 63 Millionen Euro zur Verfügung. Angedacht ist, je drei Millionen Euro an die derzeit 21 Aktivregionen im Land zu zahlen.
Partizipieren wollen jetzt auch Glinde, Barsbüttel und Oststeinbek. Reinbek und Wentorf werden bereits unterstützt. Sie gehören noch der Aktivregion Sachsenwald-Elbe an, zu der 57 Gemeinden und Städte zählen, müssen aber austreten, um das neue Fünfer-Bündnis zu realisieren. Zwar sind die Einnahmen bei so vielen Nehmern wie im Fall Sachsenwald-Elbe – die Zuweisung erfolgt nach Einwohnerzahl – nicht gerade üppig, doch die Zugehörigkeit zur Aktivregion hatte für Reinbek positive Nebeneffekte. Dadurch kam die Stadt an die Töpfe weiterer EU-Förderprogramme – und kassierte 700.000 Euro für die Dachsanierung der Uwe-Plog-Sporthalle.
Bereits seit Sommer vergangenen Jahres führen die fünf Verwaltungschefs Gespräche mit dem Ministerium. Dabei wurden ihnen auch die Rahmenbedingungen für die Gründung einer eigenen Aktivregion erläutert: So muss die Einheit unter anderem mindestens 75.000 Einwohner haben, die Obergrenze liegt bei 150.000. Zudem darf keine Mitgliedskommune mehr als 35.000 Einwohner zählen – und es ist Voraussetzung, dass es sich um ein zusammenhängendes Gebiet handelt. Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller sagt über die fünf Kommunen mit ihren rund 80.000 Bürgern: „Wir erfüllen die formalen Kriterien.“
Bei einem weiteren Treffen in Reinbek mit Vertretern des Ministeriums und der Aktivregion Sachsenwald-Elbe sollte das Projekt nun vorangetrieben werden. Doch so leicht ist die Sache offenbar nicht. Glindes Verwaltungschef Rainhard Zug: „Es gibt Probleme, die neue Fragen aufwerfen.“ Weitere Details wollten er und seine Kollegen nicht nennen. Auch das Ministerium schweigt dazu. Nach Informationen der Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn sieht Kiel das Mittelzentrum Reinbek/Glinde/Wentorf nicht als ländlichen Raum und äußert Zweifel, dass es dem Fünfer-Bündnis gelingt, die Anforderungen zu erfüllen.
Ungeachtet dessen werden die Kommunen in Kürze einen Vertrag unterschreiben. Mithilfe externer Experten wollen Reinbek, Glinde, Barsbüttel, Oststeinbek und Wentorf sowie die Wirtschafts- und Sozialpartner, das sind zum Beispiel Vereine und Unternehmen, eine integrierte Entwicklungsstrategie entwickeln. Geschätzte Kosten dafür: zwischen 30.000 und 40.000 Euro. Das Papier muss von den politischen Gremien bis Ende August abgesegnet werden. Spätestens am 30. September soll die Strategie dem Ministerium vorliegen. Eine Jury entscheidet dann über die Aufnahme in den Verbund der Aktivregionen. Laut Reinbeks Bürgermeister Axel Bärendorf bewerten unabhängige Berater und Wissenschaftler, die das Land beauftragt habe, die Unterlagen.
Reinbeks Verwaltungschef hofft nach wie vor auf einen positiven Bescheid. Er sagt: „Über die Programminhalte Bildung und Klimawandel/Energiewende können wir unsere regionsübergreifende Zusammenarbeit erheblich erweitern und verbessern. Zahlreiche Partner aus dem privaten Bereich stehen bereit, um uns dabei zu unterstützen.“ Eine Aktivregion für den Südstormarner Raum plus Wentorf wäre auch ein starker Partner für die angrenzenden Regionen, verspricht Bärendorf. Für Reinbek und Wentorf steht viel auf dem Spiel. Treten sie aus der Aktivregion Sachsenwald-Elbe aus und misslingt die Gründung des Fünfer-Verbundes, verlieren die beiden Kommunen doppelt und stehen am Ende mit leeren Händen da.