Autohaus und Werkstatt in der Hamburger Straße 40 werden am 30. Juni zum letzten Mal geöffnet sein. Damit verschwindet innerhalb von sieben Monaten der dritte von ehemals sechs VW-Betrieben in Stormarn.
Ahrensburg. Die Volkswagen Automobile Hamburg GmbH zieht sich aus Ahrensburg zurück. Autohaus und Werkstatt in der Hamburger Straße 40 werden am 30. Juni zum letzten Mal geöffnet sein. Das hat die Volkswagen Hamburg GmbH auf Abendblatt-Anfrage bestätigt. Heute will der Volkswagen-Konzern eine Pressemitteilung herausgeben. Die gut 40 Mitarbeiter sind informiert. Und Kunden, die jetzt nach einem Werkstatttermin in der zweiten Jahreshälfte fragen, bekommen bereits eine Visitenkarte mit der Anschrift der Niederlassung in Glinde (Glinder Weg 2) ausgehändigt.
Nach der Insolvenz der inhabergeführten Autohäuser Russmeyer in Bargteheide und Trittau schließt damit innerhalb von nur sieben Monaten der dritte VW-Betrieb in Stormarn. Im Ergebnis wird damit jeder zweite der ehemals sechs vom Markt verschwunden sein. Die Filiale in Ahrensburg ist ebenso wie die in Glinde kein Vertragspartner, sondern über die Volkswagen-Tochter VGRD direkt beim Wolfsburger Konzern aufgehängt.
Das Aus für den Standort Ahrensburg mag zum jetzigen Zeitpunkt überraschen. Noch vor gut einem Jahr hieß es, dass Volkswagen „auf jeden Fall in Ahrensburg bleiben“ wolle. Das sagte Mitte Januar der damalige Geschäftsführer der Volkswagen Automobile Hamburg GmbH, Gert Schardey, im Gespräch mit dem Abendblatt. Er kündigte Investitionen in Höhe von 300.000 Euro auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Grundstück an, auf dem seit den 70er-Jahren Volkswagen verkauft und repariert werden. Von neuen, zumindest von renovierten Werkstatthallen war die Rede. Unter anderem war geplant, die Zahl der Hebebühnen in der Werkstatt von derzeit zehn auf dann zwölf, womöglich sogar auf 14 zu erweitern. Auch die Verkaufsräume sollten ordentlich modernisiert werden.
Auch wollte die Volkswagen Automobile Hamburg GmbH mehr Platz für Autos schaffen. Das Gelände werde entweder erweitert, oder Stellflächen an anderer Stelle müsste angemietet werden, hieß es. Tenor seinerzeit: Sobald der Schnee geschmolzen sei, werde sich an der Hamburger Straße etwas tun.
Der Bauausschussvorsitzende äußerte Bedenken
Gert Schardey blieb nach dem Gespräch noch zwei Wochen Geschäftsführer, dann wurde er Fachmedienberichten zufolge befördert und wechselte in die Konzernzentrale. Der Schnee schmolz. Doch gebaut wird in der Hamburger Straße 40 bis heute nicht.
Genau genommen zeichnete sich schon im Januar 2013 ab, dass es zumindest nicht leicht sein werde, in das Autohaus zu investieren. Denn das Viertel ringsherum ist im Bebauungsplan als reines Wohngebiet ausgewiesen, bestehende Hallen genießen zwar Bestandsschutz und dürften saniert werden, der Bau neuer wäre aber problematisch. Jörg Hansen (Grüne), damals Vorsitzender des Ahrensburger Bauausschusses, sagte: „Ich kenne die konkreten Pläne nicht. Aber es scheint nicht so einfach zu sein, wie sich die Herren das vorstellen.“
Sind jemals konkrete Pläne an die Stadt herangetragen worden? Im Rathaus kann diese Frage offenbar nicht genau beantwortet werden. „Möglicherweise hat es mal eine Bauvoranfrage gegeben“, sagt Andreas Zimmermann, Sprecher der Stadtverwaltung. „Aber ein Bauantrag ist nie eingereicht worden.“
Ursprünglich wollte VW im Gewerbegebiet neu bauen
Die angekündigte 300.000-Euro-Investition war für die Volkswagen Automobile Hamburg GmbH offenbar ohnehin nur der Plan B. Ursprünglich sollte das Autohaus aus der Ahrensburger Innenstadt ins Gewerbegebiet Beimoor ziehen. Die Firma hatte nach den Worten des damaligen Geschäftsführers schon eine Option auf ein Grundstück. Die sei aber Ende 2012 nicht verlängert worden. Dazu sagte Gert Schardey im Januar vergangenen Jahres: „Prognosen besagen, dass der Neuwagenmarkt eher rückläufig sein wird. Deshalb haben wir von der Investition Abstand genommen.“
Seit intern und in Kundenkreisen bekannt ist, dass sich Volkswagen aus Ahrensburg zurückzieht, stellt sich auch die Frage nach der Zukunft des Audi-Autohauses am Gänseberg. Beide Betriebe sind historisch eng miteinander verbunden. Bis Anfang der 2000er-Jahre waren sie ganz offiziell eine Firma: die Autohäuser Warnke. Ein Audi-Manager sagt auf Abendblatt-Anfrage: „Die Audi Hamburg GmbH hat dieses Jahr nicht vor, den Betrieb zu schließen.“