In 23 Jahren machte Dieter Leitner seinen Laden zu einer Institution. Jetzt geht er in den Ruhestand, unterstützt aber noch seinen Nachfolger, der an anderer Stelle eröffnet.
Ahrensburg. Am Nachmittag um 15.30 Uhr betritt ein Mann aus Ghana den Fahrradladen von Dieter Leitner an der Großen Straße in Ahrensburg. Der Kunde, der nur ein wenig Deutsch spricht, versucht dem Geschäftsinhaber mit Hilfe von Handbewegungen verständlich zu machen, dass er eine neue Klingel benötigt. Geduldig präsentiert Leitner dem Mann die unterschiedlichen Modelle und versichert, dass in Deutschland auch eine Hupe als Warnsignal am Fahrrad von der Polizei erlaubt ist.
Dieter Leitners Fachgeschäft ist in der Stadt nicht nur bei alteingesessenen Bürgern bekannt. Doch Ende des Monats ist es Geschichte. Nur noch bis Freitag, 28. Februar, steht Leitner täglich in seinem Laden, so wie seit mehr als zwei Jahrzehnten. Dann schließt er sein Geschäft.
Man merkt, dass er sich wohl fühlt zwischen all den Rädern. Das ist einer der Gründe, weshalb er seinem Nachfolger – wenn auch an anderer Stelle – in der Startphase unter die Arme greifen möchte. Leitner weiß, wie schwer es ist, als Fachfremder ein Fahrradgeschäft zu eröffnen. Er selbst kam damals aus der Automobilbranche.
Ein Schwarz-Weiß-Bild zeigt Leitner als deutschen Meister im Straßenrennen
Allerdings kannte sich Leitner in der Branche durchaus gut aus: Er war ein erfolgreicher Radsportler. Auf den zweiten Blick ist der Geschäftsmann auf den Schwarz-Weiß-Bildern an der Wand zu erkennen. Mit einem strahlenden Lächeln und dem goldenen Siegerkranz um den Hals sitzt er auf einem weißen Rennrad. 1971 wurde er Deutscher Meister im Straßenradrennen bei den Amateuren.
Das Siegertrikot trug er auch bei späteren Rennen immer gern. Heute existiert es nicht mehr. „Damals waren die Trikots noch nicht aus Polyester, sondern aus Baumwolle. Es wurde mit der Zeit einfach immer kleiner“, erinnert sich Leitner.
Er ist bescheiden, wenn es darum geht, dass er mit seinen Mannschaften diverse Male auf dem Siegertreppchen stand. 1976 beendete er seine Karriere, die Leidenschaft fürs Radfahren blieb. Privat besitzt Leitner vier Räder. Schmunzelnd erinnert er sich an sein Erstes, das er mit fünf Jahren von seinem Großvater vererbt bekam. „Es war natürlich viel zu groß, also umstrickte meine Großmutter den Rahmen, sodass ich wenigstens halbwegs bequem darauf sitzen konnte.“
1990 eröffnete der gebürtige Ahrensburger dann das Geschäft inklusive Werkstatt in seiner Heimatstadt. Den täglichen Weg zur Arbeit legt er selbstverständlich mit dem Rad zurück. Da die Strecke aber nur gut einen Kilometer lang ist, macht er immer Umwege. Nach Feierabend folgen Touren durch Stormarn und Umgebung. „Es gibt keinen Weg, den ich nicht kenne.“
Nach der Übergabe seines Geschäfts will Dieter Leitner größere Touren und Radreisen unternehmen. Vermissen werde er aber sicher den Kontakt zu seinen Kunden, die häufig mehr als Geschäftspartner waren.
Das Nachfolge-Geschäft Rad-Werk öffnet am 1. März in einem ehemaligen Laden für Unterhaltungselektronik in der Hamburger Straße 57.