Die Leiterin und der Schatzmeister des Ahrensburger Amateurtheaters hören auf. Ihre Nachfolge ist unklar. Eine Entscheidung fällt nächste Woche bei der Mitgliederversammlung. Dennoch wird im Februar Premiere gefeiert.

Ahrensburg. Er hat alles gemacht: Hans-Jochim Eggers war Schauspieler, Souffleur, Inspizient, Geschäftsführer und Bühnenleiter. Und jetzt ist er auch noch Schatzmeister. Aber nicht mehr lange. Wenn alles klappt, ist nächste Woche Schluss. Dann treffen sich die Mitglieder der Niederdeutschen Bühne Ahrensburg, um einen Nachfolger zu wählen. Wer das sein könnte, wird nicht verraten. Offenbar ist noch nicht klar, ob derjenige wirklich antritt. Klar ist dagegen, dass Hans-Jochim Eggers raus will aus dem Vorstand, dass er frei sind will. „Nächsten Monat werde ich 65. Dann will ich reisen.“ Klar ist außerdem, dass Bühnenleiterin Andrea Rühling nicht wieder kandidiert. Und schlimmer noch: Für sie ist kein Nachfolger in Sicht.

Zwei Vorstandsposten sind vakant

Die Lage der Bühne ist kritisch. Nicht nur, dass Zuschauer fehlen (wir berichten). Nun ist auch noch die Personalsituation äußerst angespannt. „Das stimmt. Es ist kribbelig. Aber wir hoffen, dass es weitergeht“, sagt Andrea Rühling, die nach zwei Jahren an der Spitze des Vereins aufhört. „Es hat Spaß gemacht, aber es war auch anstrengend“, sagt die Ahrensburgerin offen.

Ein Jahr lang musste sie in ihrem Beruf eine kranke Kollegin ersetzen. Dazu kam dann das Ehrenamt für die Bühne: Organisation, Sitzungen und abendliche Proben. Und zum Schluss auch noch die Pressearbeit, denn zu allem Überfluss hatte vor einiger Zeit Karin Blank die Öffentlichkeitsarbeit niedergelegt. Andrea Rühling bescherte das Zwölf-Stunden-Tage. Manchmal seien es sogar 14 Stunden gewesen. So könne es nicht weitergehen.

Und die Bühne? Wie geht es für sie weiter? Von vier Vorstandsposten sind zwei vakant. Und die Bereitschaft der anderen, die Aufgaben zu übernehmen, scheint gering. Plattdeutsch zu pflegen und ehrenamtlich eine Niederdeutsche Bühne am Leben zu halten, ist eine verdienstvolle Angelegenheit, aber es ist auch hart. Andrea Rühling versucht dennoch, positiv in die Zukunft zu blicken. „Es gibt ja auch Jüngere bei uns. Ich hoffe, dass die jetzt weitermachen.“ Und Hans-Jochim Eggers sei vielleicht doch bereit, ein Jahr dranzuhängen.

Das dürfte jedoch Überzeugungsarbeit erfordern. „Ich habe mich schon einmal breitschlagen lassen“, sagt Eggers, der eigentlich längst kein Amt mehr haben wollte. Aber Nein zu sagen, ist für eine treue Theaterseele eben nicht so leicht. Mehr als 30 Jahre ist der Ahrensburger bei der Bühne. Und er will ihr auch verbunden bleiben – als Regisseur. Die Regie-Arbeit macht ihm Freude. Eine Inszenierung im Jahr, das könnte er sich vorstellen. Und das wäre für ihn als „Ruheständler“ auch machbar, ohne dass er seine Reisepläne allzu sehr einschränken müsste.

Zurzeit ist er allerdings mächtig eingespannt. Die Proben für die zweite Inszenierung der Saison gehen in die Schlussphase. Premiere ist am 13.Februar. Und Hans-Jochim Eggers führt Regie. „Plünnenball“ steht auf dem Spielplan – zum zweiten Mal. In der Saison 1995/96 hatte die Bühne die Komödie zum ersten Mal aufgeführt und war für ein Gastspiel in Ahrensburgs Partnerstadt Viljandi (Estland) gereist. „Damals spielte ich den Heinz-Werner“, sagt Eggers. „ Obwohl ich schon damals zu alt dafür war.“ Auch das ist ein Problem, und zwar nicht nur bei den Ahrensburgern. Dem Ensemble fehlen junge Darsteller. Vor allem Männer, die den jugendlichen Liebhaber spielen könnten. Für den „Plünnenball“ ist aber auch eine junge Dame gefragt. Nämlich die, in die sich Hermann verliebt – bis er erfährt, dass seine Uschi eine Bordsteinschwalbe ist. Dass er selbst kein Arzt ist, sondern in Wirklichkeit Arzneimittel ausfährt, ändert nichts. Er trennt sich von Uschi, weil er die Nase über ihren Beruf rümpft.

„Zum Glück haben wir für die Rolle der Uschi eine junge Schauspielerin vom Ammersbeker Kulturkreis ausleihen können“, sagt der Regisseur. Sie heißt Antonia Pohlmann und ist 18 Jahre alt. Ein Strichmädchen zu spielen, sei für sie kein Problem. Eggers: „Das ist mutig.“ Und es ist ein Glück für die Ahrensburger, die schon personelle Probleme genug haben.

Die Menschen in der Komödie haben nicht so viel Glück:. Hans-Werner und Uschi trennen sich. Hermann, der gerade aus dem Gefängnis gekommen ist und die versteckte Beute sucht, wird von seinem ehemaligen Gangsterkollegen Max beklaut, der mit dem Geld verschwindet. Und Pauline und Berta, in deren Plünnenhandel sich all die Gestrandeten treffen, bleiben allein.

Eggers: „Das hört sich trauriger an, als es ist. Es wird auch viel gelacht. Aber es ist eben kein Schwank, sondern eine Komödie. Und die kann auch nachdenklich stimmen.“ Trotz prekärer Lage lachen können, das passt perfekt in den Spielplan der Ahrensburger.