Der Discounter eröffnet nach nur vier Monaten Bauzeit eine Filiale am Eilbergweg. Die Kunden sind geteilter Meinung. Der Großhansdorfer Einzelhandel hofft auf Mitnahme-Effekte.
Großhansdorf. Aldi hat es geschafft. Schon seit Jahrzehnten will das Unternehmen nach Großhansdorf. Nun hat der Discounter seine Filiale am Eilbergweg hochgezogen, und das in vier Monaten. Am Donnerstag war Eröffnung. „Das ging in Rekordzeit“, sagt Jan-Dieter Mohr, Leiter von Aldi Immobilien und Expansion und damit für jetzt 68 Filialen in der Hamburger Metropolregion zuständig. „Wir freuen uns sehr.“ Ob auch in Zukunft alles reibungslos klappt und überall eitel Freude in der Gemeinde herrscht, wird sich zeigen.
Im Vorfeld hatte es heftige Diskussionen gegeben. Nicht nur dass vier Wohnhäuser abgerissen werden mussten, um eine Grundstücksfläche von 6000 Quadratmetern und eine Verkaufsfläche von 950 Quadratmetern erreichen zu können. Das Unternehmen wollte auch, dass der Kundenparkplatz direkt über den Eilbergweg angebunden wird und machte außerdem einen Kreisverkehr am U-Bahnhof Großhansdorf zur Bedingung. Die Gemeinde wollte die Ampel jedoch zur Sicherheit für die Fußgänger behalten, besonders für die älteren Bewohner des Rosenhofs. Nun befürchten Kritiker, dass der Kreisel angesichts des Lieferverkehrs zum Unfallschwerpunkt werden könnte und der vermehrte Kundenstrom zu Staus auf der Einkaufsstraße führt.
Von Stau war am ersten Tag nichts zu sehen. Aber auch nichts von langen Schlangen vor dem Laden. Schon um 6Uhr hatten Filialleiterin Karina Rath und 15 Mitarbeiter Obst und Gemüse einsortiert, Frischfleisch verpackt und für Kunden und Belegschaft Kaffee gekocht. Eine doppelt so starke Mannschaft wie an normalen Tagen stand bereit. Um 8 Uhr wurden die Türen geöffnet. Der Ansturm blieb jedoch aus. „Das war genau richtig so“, sagt Jan-Dieter Mohr, der es positiv sah. „Wir wollten uns so präsentieren wie jeden Tag und haben deswegen auf eine große Sonderaktion verzichtet.“ Die Filialleiterin sah es ähnlich. „Wenn es zu voll ist, können die Kunden den Laden ja gar nicht richtig wahrnehmen.“ Wie es wird, wenn Aldi einen günstigen Computer anbietet, wird sich zeigen.
Noch eine andere Frage war im Vorfeld immer wieder laut geworden: Braucht die Waldgemeinde mit Penny, Edeka und jetzt noch Aldi wirklich drei Supermärkte? „Diese Diskussion wird auch weitergehen“, sagt Joachim Wergin, Zweiter Vorsitzender des Großhansdorfer Heimatvereins, während er einen der großen Einkaufswagen fast leer durch die Gänge schob. „Der neue Laden ist in Ordnung. Aber er sieht natürlich aus wie alle anderen Aldi-Filialen. Und das Angebot bei Penny ist sehr ähnlich. Das ist doch ein Überangebot.“ Für Gerd Warncke hätte Aldi dagegen schon viel früher kommen sollen. „Wir kaufen hier gern ein. Es wurde höchste Zeit“, sagte der Großhansdorfer.
„Aldi versucht ja schon seit 30 Jahren, nach Großhansdorf zu kommen“, sagt Jan-Dieter Mohr. Weil hier Kaufkraft sei. Deswegen sei Edeka auch kein Problem. „Bisher ist Kaufkraft in Nachbargemeinden abgeflossen. Mit dem abgerundeten Angebot durch Aldi kehrt sich das um. Neue Kunden werden kommen“, sagt der Aldi-Immobilienverwalter, als er die neue Filiale inspizierte. Sein Urteil: „Perfekt“.
Auch viele Kunden waren begeistert. So wie Simone Bethge. „Ich bin heute schon das zweite Mal hier“, sagt die 34-Jährige, die sich zuerst wattierte Gummistiefel für sechs Euro gesichert hatte. „Der Laden ist super. Hell. Übersichtlich. Und die Bedienung ist freundlich“, sagt die Mutter einer eineinhalbjährigen Tochter. „Und vor allem sind die Gänge so breit, dass man mit dem Kinderwagen gut durchkommt. Auch an der Kasse.“
Bürgermeister Janhinnerk Voß, der die Aldi-Ansiedlung forciert hatte, war ebenfalls hochzufrieden. Mehr noch. „Ich bin glücklich“, bekannte er freimütig. Und das als Bürgermeister wie als Privatmann. „Aldi ist ein Frequenzbringer und stärkt den Einzelhandel am Eilbergweg. Außerdem bin ich selbst seit Jahren Aldi-Käufer. Wir kaufen hier alle Lebensmittel.“
Voß nutzte den Besuch der Aldi-Filiale gleich zu einer ersten Lagebesprechung. Denn auch Bauamtsleiter Stefan Kroll und Jens Heinrich (CDU), Vorsitzender des Bau- und Umweltausschusses hatten sich nach einem Rundgang im Besprechungszimmer des Discounters versammelt. Die Verhandlungen mit Aldi seien vorbildlich verlaufen. Das Ergebnis sei sehr gut. „Eine Kröte mussten wir allerdings schlucken“, sagte Jens Heinrich. „ Es wäre besser, wenn die Kunden den Parkplatz nur über den Postweg verlassen“, sagte der Bauausschussvorsitzende. Das wollte Aldi nicht. Aber schon der Eröffnungstag zeigte, dass es wuselig werden kann, wenn Zu- und Abfahrt nur über den Eilbergweg abgewickelt werden. „Das muss sich einspielen, sagt der Bürgermeister und fügt hinzu: „Sicher wird es auch mal zu Staus kommen. Da muss man ein bisschen Geduld mitbringen.“ Im Übrigen wolle er darauf achten, dass der Aldi-Parkplatz nicht als Park-and-Ride-Fläche genutzt wird.
„Wir brauchen den Parkplatz“, sagt Christian Fleischhauer, der einen Delikatessenladen am Eilbergweg betreibt und hofft, von Aldi profitieren zu können. „Die Kunden können parken und werden auch zu uns rüber kommen.“
Ob Großhansdorf Aldi braucht? Die Meinungen sind geteilt. „Nein“, sagt Renate Lentfer, 77, aus Hoisdorf. „Mir fehlen die Markenartikel. Und den sonstigen Plünnkram brauche ich auch nicht.“ Ihr Nachbar Rudolf Siegmund, 78, ist da ganz anderer Meinung. „Meine Frau Luise und ich, kaufen nur bei Aldi ein. Bislang sind wir nach Ahrensburg gefahren. Jetzt kommen wir nach Großhansdorf.“