Polizei verzeichnet 50 Taten in nur sechs Wochen allein in der Schlossstadt. Die Aufklärungsquote ist gering. Nach einer Festnahme in Barsbüttel warnt die Polizei die Anwohner.
Ahrensburg/Barsbüttel. Es ist ein regelrechter Albtraum für Hauseigentümer oder Mieter: Ein Fremder bricht ein, durchwühlt Schränke, stiehlt Bargeld, Wertsachen und persönliche Dinge. Auch Geschäftsleute leiden darunter, wiederholt Opfer von Einbrechern zu werden. Besonders in der dunklen Jahreszeit steigt die Zahl der Taten massiv an. 50 Einbrüche registrierte die Kripo in den vergangenen sechs Wochen allein in Ahrensburg, 169 waren es in dieser Zeit im gesamten Zuständigkeitsbereich, also auch in Ammersbek, Großhansdorf, Trittau und Schmalenbeck. In 80 Prozent der Fälle werden die Täter nicht gefunden.
In Barsbüttel haben Polizisten die Anwohner an der Haustür gewarnt
Eines der Opfer heißt Ritesh Soni. Der Familienvater betreibt seit September 2012 einen Kiosk in der Nähe der Hagener Allee. „Im März haben die Täter einen Tresor mitgenommen. Der nächste Einbruch war einen Monat später“, sagt der Geschäftsmann. In dieser Woche kamen die Verbrecher erneut in der Nacht zu Donnerstag. Was am Tatort geschah, haben zwei Überwachungskameras aufgezeichnet. Die Aufnahmen hat sich Soni mit den Ermittlern angeschaut. Er beschreibt die Szenen so: „Um 3.42 Uhr haben zwei maskierte Einbrecher die Eingangstür aufgehebelt und den Laden durchsucht. Nachdem sie Zigaretten, Bargeld und vorfrankierte Briefumschläge eingesteckt haben, sind sie wieder verschwunden.“ Für ihn bedeute das einen Schaden von rund 1500 Euro in vier Minuten. Soni ist genervt von der Einbruchsserie: „Ich denke ans Aufhören.“
Im gesamten Jahr 2007 hatte die Polizei in Ahrensburg 172 Einbrüche in ihrer Statistik vermerkt, 2012 waren es 242. Auch in den Bargteheide, Glinde und Reinbek hat sich die Zahl in den vergangenen Jahren erhöht. In der Gemeinde Barsbüttel ist die Zahl der Taten von 47 (2007) auf 87 im vergangenen Jahr gestiegen. Polizeisprecherin Sonja Kurz: „Der Hamburger Speckgürtel ist oft betroffen, die Täter können aufgrund der guten Verkehrsanbindung Tat und Flucht gut planen.“ Mit dem Auto waren auch zwei Einbrecher am 20. November in Barsbüttel unterwegs. Sie sitzen mittlerweile in U-Haft. Eine Anwohnerin hatte den 31-Jährigen und seinen 29 Jahre alten Komplizen in der Nachbarschaft beobachtet. Bei der Festnahme stellte sich heraus, dass der Wagen gestohlen war. Und dass die Männer Beute aus einem Einbruch dabei hatten. Zudem stellten die Beamten eine Liste mit Barsbütteler Adressen sicher, darunter die Straßen Amselweg, Holunderstieg, Schwalbenring, Schlehenweg, Guiapavasring und Birkenweg. Das war der Anlass für Sönke Klever von der zuständigen Kripo Reinbek, nun großes Geschütz aufzufahren.
28 Polizisten der Einsatzhundertschaft aus Eutin haben jetzt an mehr als 200 Haustüren im Wohnviertel entlang der Straßen geklingelt. Klever: „Es geht darum, weitere Hinweise in dem Fall zu sichern und gleichermaßen Präventionsarbeit zu leisten.“ So verteilten die Eutiner Beamten Infozettel und baten die Anwohner, ihre Häuser auf Einbruchsspuren zu überprüfen. Sich die Sorgen der Hausbesitzer anhören, das gehörte für die Polizisten an dem Nachmittag auch dazu. Polizeimeister Christian Chrapkowski: „Das ist mal eine ganz andere, aber sehr wichtige Aufgabe für uns.“ Sonst sichert der Polizeimeister mit den Kollegen in der Regel die großen Stadien bei Fußballspielen oder begleitet Demonstrationszüge. Den Anwohnern hat die Maßnahme der Polizei gefallen. Renate Ulawski: „Es ist gut, dass die Polizei informiert. Und dass sie es persönlich machen.“
Die Taten verteilen sich in Ahrensburg über das gesamte Stadtgebiet
„Die Arbeit der Polizei im Bereich der Einbruchsprävention und der Verfolgung der Täter hat hohe Priorität“, sagt Ahrensburgs Kripo-Chef Ralf Lorenzen. Die Aufklärung der Fälle sei schwierig. Das liegt auch daran, dass die Einbrecher sich nicht länger als notwendig in den Gebäuden aufhalten, kaum Spuren hinterlassen und längst verschwunden sind, wenn die Tat bemerkt wird. „Einbrecher bevorzugen Gebäude, die versteckt liegen“, sagt Lorenzen, „in Art und Ausführung variieren die Taten.“ So gebe es Täter, die tagsüber in die Häuser und Wohnungen einsteigen. Andere brechen nachts ein. Einige Einbrecher bereiten sich auf die Tat vor, baldowern die Gebäude und ihre Bewohner aus, andere steigen spontan ein. Lorenzen: „Freistehende Häuser werden in Ahrensburg allerdings öfter aufgesucht als Wohnblöcke.“ Umso wichtiger sei, so der Kripo-Chef, die Aufmerksamkeit der Nachbarn. „Jede noch so kleine Beobachtung kann wichtig sein. Und je eher wir die Hinweise bekommen, umso besser können wir die Täter verfolgen.“