Gemeinde plant Grundstücksverkauf am Rosenweg. Gegner des Vorhabens wollen eine Bürgerinitiative gründen
Barsbüttel. Die kleine Zoe, 2, gleitet die Rutsche hinunter und quietscht dabei vor Freude, während der zweieinhalbjährige Julius grinsend auf der Schaukel sitzt und mit den Beinen Schwung holt. Fast jeden Tag nutzen die beiden den Kinderspielplatz am Rosenweg im Barsbütteler Ortsteil Willinghusen. Was sie nicht wissen: Ihr Lieblingsplatz soll demnächst verschwinden, das 686 Quadratmeter große Grundstück zum Verkauf angeboten werden. „Ein Unding“, findet Vanessa Schröder-Defiori, 30, die Tagesmutter von Zoe und Julius. Mit ihrer Meinung steht sie nicht allein da. Andreas Jacubasch, Dieter Schöni sowie Eberhard und Elisabeth Stahlschmidt sind Anwohner und genauso empört. Sie wollen für den Erhalt des Spielplatzes kämpfen und planen die Gründung einer Bürgerinitiative.
Schöni, 73 und Rentner, wohnt bereits seit 35 Jahren an der Straße. Er wurde wie auch alle anderen Nachbarn an den Erschließungskosten des Spielplatzes beteiligt. 20.000 Mark betrug die Umlage damals. Jetzt ist er sauer, sagt: „Wir lassen uns unseren Spielplatz, der vor allem für Kleinkinder hervorragend geeignet ist, nicht stehlen.“ Seine Stimme klingt energisch. Schöni hat in den vergangenen drei Monaten bereits 101 Unterschriften für den Erhalt des Platzes gesammelt. Dass sich rund 40 Meter weiter noch der größere Spielplatz am Grasweg befindet, ist für Schöni kein Verkaufsargument: „Die Geräte dort sind nicht für Kleinkinder geeignet. Außerdem gibt es im Sommer keinen Schutz vor der Sonne. Hier im Rosenweg sind genug Bäume, die den Kleinen Schatten spenden.“ Diese Erfahrung hat auch Schröder-Defiori gemacht. Die Tagesmutter nutzt mit ihren Kindern ausschließlich den kleinen Spielplatz. Sie sagt: „Die Schaukel hat hier eine feste Sitzschale, drüben besteht sie aus dicken Seilen. Da können die Kleinen mit den Beinen durchrutschen. Das ist nicht optimal.“
Es geht um das Wohl der Kinder, sagt eine Anwohnerin
Bei einer Bürgerinitiative würde sie mitmachen. Anwohnerin Elisabeth Stahlschmidt kann sich noch genau daran erinnern, wie ihre Kinder auf dem Spielplatz groß geworden sind: „Ich konnte von meinem Küchenfenster direkt auf die Geräte schauen und hatte den Nachwuchs immer im Blick.“ Sie meint, das Geld sollte nicht immer an erster Stelle stehen, hier sei das Wohl der Kinder vorrangig. „Zumal in unserer Straße in den kommenden Jahren ein Generationswechsel ansteht und mehr junge Menschen hier leben werden. Zumindest rechne ich damit.“
Das fehlende Geld in der Gemeindekasse – es ist der Hauptgrund für den geplanten Verkauf des Grundstücks. Das bestätigt auch Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller: „Wenn wir keine Geldnot hätten, würden wir auch nicht veräußern.“ Ein zweites Motiv sei die Tatsache, dass die Gemeinde stark auf die Innenverdichtung zu achten habe. Schreitmüller: „Das Baugesetzbuch hat sich geändert.“ Laut Beschlussvorschlag der Verwaltung soll das Grundstück öffentlich ausgeschrieben und zum Höchstgebot verkauft werden. Das Mindestgebot beträgt 147.490 Euro. Das entspricht einem Quadratmeterpreis von 215 Euro.
Der SKS-Ausschuss der Gemeinde hat die Vorlage aus dem Rathaus bereits mehrheitlich beschlossen. Stimmt am 1. Februar kommenden Jahres auch der Finanzausschuss zu, könnten die Gemeindevertreter in ihrer Sitzung am 20. Februar dem Bürgermeister grünes Licht für einen Verkauf geben. Laut Schreitmüller würden die Einnahmen wieder in die Jugend reinvestiert: „Wir wollen es für die Schulkindbetreuung in Willinghusen nehmen.“
Um den Kleinkindern auch künftig die Nutzung von altersgerechten Spielgeräten zu ermöglichen, soll der Platz am Grasweg durch neues Inventar und umgebaute Geräte vom Standort Rosenweg aufgewertet werden. Dafür stehen finanzielle Mittel in Höhe von 5000 Euro bereit. Rosenweg-Anwohner Andreas Jacubasch befürchtet durch die geplante Verdichtung des größeren Spielplatzes vor allem eine erhöhte Verletzungsgefahr. Der Ingenieur sagt: „Teilweise sind dort bis zu 50 Kindergartenkinder, dann ist es schon eng. Jetzt sollen auch noch Spielgeräte hinzukommen. Sie verhindern den Bewegungsdrang der Kleinen und werden zu mehr Unfällen auf dem Platz führen.“ Im Fall einer Schließung des Platzes am Rosenweg stünden den Kindern im Ort nur noch knapp 1000 Quadratmeter Spielfläche zur Verfügung. Das sei viel zu wenig. Jacubasch wird sich anwaltlichen Rat einholen, um am 16. Dezember, dem Tag der Bürgerinitiativengründung, rechtlich auf dem Stand zu sein. Als Drohung möge das nicht verstanden werden. Der 65-Jährige: „Wir wollen einen Konsens mit dem Bürgermeister und den Parteien.“ Große Hoffnungen setzt er dabei auf die SPD, „weil die Partei in ihrem Kommunalwahlprogramm die Erneuerung der Spielplätze in Willinghusen aufgelistet hatte“.
Die Barsbütteler SPD will dem Verkauf des Geländes zustimmen
Auf Unterstützung der Sozialdemokraten wird die Bürgerinitiative jedoch verzichten müssen. Barsbüttels SPD-Fraktionschef Hermann Hanser: „Wir werden dem Verkauf zustimmen. Es gibt wohl kaum eine Gegend, wo zwei Spielplätze so dicht nebeneinander liegen.“ Ein zweiter Spielplatz in Willinghusen müsse an anderer Stelle gebaut werden, so Hanser. „Zum Beispiel bei der Kirche oder in Richtung Glinde.“