75 Beschäftigte der Max-Bahr-Märkte in Oststeinbek und Bad Oldesloe bangen nach der gescheiterten Übernahme des Unternehmens um ihre Jobs. Der Betrieb soll mindestens bis Ende Dezember weitergehen.

Bad Oldesloe. Sie bedienen Kunden, beraten, helfen, lächeln – wie an einem ganz normalen Arbeitstag. Doch die Mienen der Mitarbeiter des Oldesloer Max-Bahr-Marktes sind angespannt. Erst am Freitag haben sie erfahren, dass ihr Unternehmen zerschlagen wird. Was aus ihren Jobs wird – wenige Wochen vor Weihnachten – das ist völlig ungewiss.

„Wir dürfen uns öffentlich nicht äußern“, sagt eine Mitarbeiterin

Eine Mitarbeiterin steht gerade an einem Regal, sortiert Schrauben. Sie sagt: „Wir dürfen öffentlich nichts sagen – leider.“ Auch andere Beschäftigte sind wortkarg. „Kein Kommentar“, sagen zwei ihrer Kollegen. Einer, der anonym bleiben möchte, sagt: „Es ist eine sehr, sehr angespannte Situation für uns alle. Wir müssen das erst einmal sacken lassen.“ Vom Scheitern des Rettungsplanes hätten er und seine Kollegen erst aus den Medien erfahren. Nun informiere er sich über den Gesamtbetriebsrat. Niemand wisse zurzeit, wie es weitergeht. Der normale Betrieb in Bad Oldesloe laufe weiter.

Viele der Kunden, die an diesem Montag einkaufen, äußern Mitleid: „Für die Mitarbeiter täte es mir sehr leid, wenn die zu machen müssten“, sagt Heinz Pampuch aus Elmenhorst. Er sei Stammkunde: „Unser ganzes Haus besteht aus Artikeln von hier“, sagt der Rentner. An diesem Tag wollte er gemeinsam mit seiner Ehefrau Brigitte nach einem Weihnachtsbaum schauen.

40 Angestellte arbeiten in Bad Oldesloe, 35 sind es in Oststeinbek

40 Mitarbeiter hat der Max-Bahr-Markt in Bad Oldesloe, 35 jener in Oststeinbek. Für die Mitarbeiter hat sich, ebenso wie für ihre rund 3500 Kollegen in ganz Deutschland, auf bittere Art eine Hoffnung zerschlagen. Denn eigentlich galt es als sicher, dass ein Bieter-Konsortium um den Dortmunder Max-Bahr-Konkurrenten Hellweg und Ex-Chef Dirk Möhrle die 73 Filialen übernehmen werde. Doch die Verhandlungen über das 134 Jahre alte, in Hamburg gegründete Unternehmen, das zur ebenfalls insolventen Praktiker AG gehört, scheiterten auf der Zielgeraden.

Der Hauptvermieter, die ebenfalls insolvente Gesellschaft Moor Park MB, habe sich mit Hellweg nicht über die künftigen Mietverhältnisse einigen können – das teilte der Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder mit. Moor Park vermietet 66 der 73 zur Übernahme vorgesehenen Bau- und Gartenmärkte. Als Hauptgrund für das Scheitern gilt eine Konzernbürgschaft in Höhe von 700 Millionen Euro, die die Royal Bank Of Scotland, Hauptgläubigerin von Moor Park, von Hellweg gefordert hatte. Das Familienunternehmen Hellweg hätte sein Schicksal damit an Max Bahr gekettet – das Risiko wollten die Verantwortlichen nicht eingehen. Die Marke Max Bahr verschwindet nun vom Markt, die Märkte werden einzeln verkauft.

„Es hängt jetzt alles davon ab, ob für die Märkte Käufer gefunden werden“, sagt Simona Naujoks, Sprecherin der Praktiker AG. Zudem komme es darauf an, was die Vermieter mit den Standorten vorhaben. Der Vermieter der Oststeinbeker Immobilie ist Moor Park, der Vermieter des Oldesloer Gebäudes, ein „anderes Unternehmen“. Welches, konnte Simone Naujoks am Montag nicht sagen. Wie sie sagt, sollen die Märkte noch eine Weile geöffnet haben, „mindestens bis Ende dieses Jahres“. Demnächst müssten Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Sozialplan aufgenommen werden.

Einen Räumungsverkauf oder besondere Rabattaktionen gab es am Montag noch nicht. In Bad Oldesloe schauten dennoch Kunden vorbei, die hofften, verbilligte Waren zu bekommen. So etwa Bettina und Clemens Lohes aus Bargfeld-Stegen. „Wir wollen einen Ofen bauen und sind auf der Suche nach einer Bodenplatte. Und wir haben gedacht, hier gibt es die jetzt vielleicht günstiger“, sagt Clemens Lohse. Und ergänzt: „Man hat uns gesagt, Rabatte gibt es frühestens in zwei oder drei Wochen.“ Die Bodenplatte haben er und seine Frau trotzdem gekauft – „es war die letzte“, sagt Clemens Lohse.

Auch Uwe Poell sah sich am Montag bei Max Bahr um. „Ich bin eigentlich Stammkunde. Jetzt warte ich auf Schnäppchen“, sagt der Rentner aus Bad Oldesloe. Er hofft nun, Bodenplatten und Fliesen für sein Haus günstiger zu bekommen. Das Aus von Max Bahr bedauere er. „Es wäre nicht gut, wenn Hagebau-Markt jetzt ein Monopol in Oldesloe bekommt“, sagt er.

Dass das Angebot langsam weniger wird, bemerkte Manfred Kropp aus Bad Oldesloe. „Wir wollten eine Plexiglasplatte kaufen. Aber uns wurde gesagt, dass die nicht mehr hereinkommt. Schade“, sagt der Rentner. Heinz Pampuch und seine Frau Brigitte befürchten nun sogar, dass sie ein Teil ihres Guthabens bei dem Baumarkt nicht mehr einlösen können. Heinz Pampuch: „Wir haben noch eine Kundenkarte. Ob wir den darauf gespeicherten Betrag jetzt noch einlösen können, entscheidet der Insolvenzverwalter.“