Die Planung der Westumgehung bringt Bürger auf die Barrikaden. Sie befürchten nach dem Bargteheider Buckel auch noch einen Bargteheider Damm zu bekommen.
Bargteheide. Die Planung der Bargteheider Westumgehung entwickelt sich immer mehr zu einer Berg- und Talfahrt: Die Höhenunterschiede machen Schwierigkeiten und bringen Bürger auf die Barrikaden. War es zuerst der Buckel, der die Autofahrer erzürnte und mit seinen 1,40 Meter Höhe in plattdeutscher Straßenlandschaft landesweit für Verwunderung und Erheiterung sorgte, droht aus Sicht von einigen Anwohnern nun das nächste Kabinettstück. Lustig finden sie das nicht: ein Damm, auf dem die Autos weit sicht- und hörbar mit 70 Stundenkilometern durch die Feldmark brausen.
„Sollen wir nach dem Bargteheider Buckel auch noch den Bargteheider Wall bekommen?“, fragt ein erboster Anlieger, der vor seinem geistigen Auge schon die Autos am Fenster vorbeifahren sieht. Denkbar wäre das, denn für den zweiten Abschnitt der Westumgehung zwischen der Alten Landstraße und der Jersbeker Straße ist die Aufschüttung eines Walls vorgesehen, um eine Senke in der Landschaft auszugleichen. Die Bagger sind schon im Einsatz. „Die Autos werden auf einem Damm fahren. Und der könnte im Extremfall tatsächlich die Landschaft in der Höhe eines Stockwerks überragen“, sagt der stellvertretende Bauausschussvorsitzende Friedrich Westerworth (CDU).
„Das Gelände fällt Richtung Klärwerk ab“, sagt Bauamtsleiter Jürgen Engfer. Der Höhenunterschied zum Normalwert liege an der flachsten Stelle beim Bauhof am Glindfelder Weg bei 90 Zentimetern, an der extremsten Stelle am Klärwerk bei 3,55 Meter. „Die Autofahrer sollen ja keine Berg- und Talfahrt unternehmen“, sagt der Bauamtsleiter. Zumal auf einer Umgehung zügiges Tempo ermöglicht werden solle. Um die Auswirkungen zu minimieren, habe man bereits das Längsgefälle für die Regenentwässerung von einem Prozent auf 0,7 Prozent verringert.
Für die Anwohner ist das kein Trost. „Natürlich gibt es Höhenunterschiede, die ausgeglichen werden müssen. Aber das kann doch nicht so schwierig sein“, sagt der erboste Bargteheider, der auch in der Stadtvertretersitzung sein Anliegen vortrug, namentlich jedoch nicht genannt werden möchte. „Warum nimmt man nicht einen Mittelwert und gleicht die Straße der Umgebung zumindest etwas an“, sagt er. „ Ich begreife das nicht.“
Er ist nicht der Einzige, der sich aufregt. Bürgermeister Henning Görtz bestätigte während der Sitzung, dass es Nachfragen im Rathaus gegeben habe. „Dabei ging es hauptsächlich um das Lärmproblem. Wir werden noch einmal nachgreifen“, sagte Görtz. Fügt jedoch hinzu: „Korrekturen sind nicht mehr möglich. Es gibt einen Planfeststellungsbeschluss. Und der gilt.“
Auch der Lärmschutz sei bei der Planung berücksichtigt worden. „Die Prognose des Gutachters lautete: Es gibt keinen Bedarf für Lärmschutz. Der Planer hat uns versichert, dass so gebaut werden könne“, sagt Görtz. Dennoch wolle er das Thema nicht schönreden. Ein Bauwerk sehe auf dem Papier immer anders aus als nachher in der Natur. Der Bargteheider Buckel – ließe sich hinzufügen – war das beste Beispiel. „Nein, das ist kein neues Buckel-Thema. Trotzdem sind die Bürger sensibilisiert“, sagt Görtz. Und das könne er verstehen. „Wir haben zugesagt, dass nach Fertigstellung des Straßenabschnitts gemessen wird.“ Wenn nötig, komme dann ein Lärmschutzwall.
„Wie toll! Dann kriegen wir zum Wall auch noch Wände auf Stelzen dazu. Und was sind das alles für Kosten!“, sagt der empörte Anwohner. Genau diese Entwicklung wolle er verhindern. Es müsse jetzt gehandelt werden. In einem offenen Brief an die Stadtvertretung schreibt er daher auch im Namen anderer Anlieger: „Ich beantrage einen kurzfristigen Informationstermin mit dem Landesbetrieb Straßenbau, dem Planungsbüro, den gewählten Fraktionen, den Verantwortlichen der Stadtverwaltung und den Bürgern.“ Die Zeit dränge. „Sonst haben wir bald asphaltierte Tatsachen und dann neben dem Buckel auch noch den Bargteheider Westwall.“
Nicht alle Anwohner teilen die Kritik. „Die Straße führt zur besseren Verkehrsanbindung. Das ist gut“, sagt Verena Kurre, die an der Neuen Straße wohnt. „Außerdem spielen hier meine drei Kinder, und Fluglärm ist auch da.“
Und Friedrich Westerworth hält nicht viel von einer Aufregungskultur. „Aber wenn wir mit Lärmschutz den Belastungen der Bürger entgegenwirken könnten, sollten wir das tun“, sagt der Stadtvertreter, der den Redeführer der erzürnten Anwohner schätze: „Das ist ein Landwirt, der mit beiden Beinen auf dem Boden steht.“