Es gibt Weihnachtsgeschichten, die erzählen Menschen sich in jedem Jahr gern wieder.
Ahrensburg. Und es gibt eine Weihnachtsgeschichte aus Ahrensburg, die zwar seit ein paar Jahren erzählt wird – das aber nicht gerade gerne. Sie handelt von der Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt.
„Meine Frau und ich waren die Diskussion um die Weihnachtskrone auf dem Rondeel leid“, sagt Heinz Gérard. „Deshalb fanden wir die Idee zur Aktion ‚Ein Stern, der deinen Namen trägt‘ toll. Ich habe Kollegen aus Hamburg und Krefeld davon erzählt: Als Beispiel dafür, wie man eine Stadt in der Weihnachtszeit attraktiv macht. Nun wage ich gar nicht, ihnen den aktuellen Stand durchzugeben.“ Der aktuelle Stand ist, dass weder die Stadt Ahrensburg noch das Stadtforum die etwa 20.000 Euro für das Anbringen der Sterne bezahlen will (siehe rechts). Das war schon im vergangenen Jahr so.
„Diese wiederkehrende Weihnachtsgeschichte ist doch lachhaft“, sagt Gérard. Er ärgert sich, weil er selbst die Patenschaft für einen der Sterne übernommen hat – und demzufolge auch 350 Euro dafür bezahlt hat. „Für das Geld hätten wir eine tolle Weihnachtsfeier veranstalten können. Aber wir haben damals gern die Patenschaft für einen Stern übernommen, es war nett, beim Spazierengehen in Ahrensburg daran vorbei zu kommen“, sagt er. „Gabi und Gérard“ stand auf dem Stern, in einem Jahr hing er in der Hagener Allee, im anderen Jahr dann in der Hamburger Straße.
Und in diesem Jahr wird er vielleicht in Gérards Garten aufgehängt. „Wenn die Stadt ihn nicht anbringen will, dann soll sie ihn an mich ausliefern, damit ich ihn im Garten aufhängen kann. Für den Strom sorge ich selbst“, sagt er.
So ganz ernst meint er das nicht, aber ärgern tut er sich wirklich. „Wenn ich ein Projekt beginne, muss ich es auch zu Ende führen. 2011 wurde uns zugesagt, dass die Sterne in den darauf folgenden fünf Jahren zur Weihnachtszeit angebracht werden. Aber wenn die Dinger nun nicht mehr aufgehängt werden, dann ist das Versprechen nicht gehalten worden, das geht doch nicht.“ Wenn die Verantwortlichen eine Reklamationsabteilung hätten, würde er ihnen Folgendes schreiben: „Nach Paragraf 323 BGB – Rücktritt wegen nicht oder nicht vertragsgemäß erbrachter Leistung – fordere ich von Ihnen die geleistete Summe anteilig zurück.“
Wer nun aber die Hauptverantwortung trage, wisse er auch nicht, sagt Heinz Gérard. „Ich habe ja keinen Einblick in die Vereinbarungen oder die Verträge, wenn es welche gibt. Aber das Stadtforum hat darum gebeten, dass wir Patenschaften für die Beleuchtung übernehmen und der Bürgermeister stand hinter dem Projekt. Da muss ein Weg gefunden werden. Die Stadtverordneten sollten über ihren Schatten springen und einen Etat für jedes Jahr freigeben. Alles andere ist Masochismus.“ Ahrensburg sei doch keine arme Stadt. Besonders schwer nachzuvollziehen sei, dass es eine ähnliche Diskussion schon im vergangenen Jahr gegeben hatte. „Schon damals hätte man doch darüber sprechen und nachdenken müssen, wie das Problem so gelöst werden kann, dass nicht im darauf folgenden Jahr dasselbe passiert.“
Heinz Gérard sagt, er sei sogar bereit gewesen, nochmals Geld zu geben. „Man hätte die Sternbesitzer doch anschreiben können, um zu fragen, ob wir bereit sind, nachzuschießen. Natürlich macht hier der Ton die Musik, aber wenn man freundlich bittet, dann wären sicher viele Menschen dazu bereit gewesen.“ Bei Fonds etwa sei das doch auch so, In Krisenzeiten werde nochmals investiert. „Schließlich geht es ja nicht darum, mir einen Gefallen damit zu tun, meinen Stern aufzuhängen. Sondern darum, dass wir uns als Stadt nicht lächerlich machen. Es kann doch nicht sein, dass die schöne Schwester Hamburgs zu Weihnachten so schäbige Klamotten angezogen bekommt.“
Immerhin sei der Dezember der umsatzstärkste Monat, niemand könne wollen, dass die Kunden nach Hamburg oder ins Einkaufszentrum abwandern. „Oder nach Bargteheide, wo die Beleuchtung einfach da ist und nicht öffentlich darüber diskutiert wird“, sagt Gérard. Es sei nun mal schöner, in weihnachtlicher Atmosphäre einkaufen zu gehen, mit warmem Licht und Glühweinduft. „Sonst kann ich mir auch zu Hause eine Kerze anzünden und die Geschenke im Internet bestellen.“