Initiative Glinde gegen rechts: Vollkommen unbenutzbare Toiletten. Eine verdreckte Dusche. Eine Küche, in der eine tote Ratte liegt: Der Togohof in Glinde ist zum Stein des Anstoßes geworden.
Glinde. Löcher im Boden. Vollkommen unbenutzbare Toiletten. Eine verdreckte Dusche. Betten mit befleckten Matratzen. Dreck im Treppenhaus. Mäusefallen. Eine Küche, die niemanden zugemutet werden kann und in der eine tote Ratte liegt: Der Togohof in Glinde ist zum Stein des Anstoßes geworden. „Wir haben uns das angesehen und sind zu dem Schluss gekommen, in diesem Haus kann kein Mensch wohnen“, sagt Hans-Jürgen Neff von der „Bürgerinitiative Glinde gegen rechts“. Aber es wohnen Menschen hier. Obdachlose. Und das sei ein Unding. „Vor allem, weil ein solcher Zustand ja nicht von heute auf morgen entsteht. Das ist ein Prozess“, sagt Neff. „Trotzdem hat die Stadt die Menschen reingelassen. In dem Wissen, dass es hier so aussieht.“
Die Mitglieder der Initiative sind durch Zufall auf die Situation im Togohof gestoßen. Elf Flüchtlinge aus Lampedusa sollen hier untergebracht werden. Neff: „Wir wollten uns die Unterkünfte ansehen. Deswegen sind wir am 9. September hingegangen.“ Natürlich sei die Unterbringung von Obdachlosen nicht das Thema der Initiative. „Aber wir schauen auch nicht weg“, sagt Neff. Damit auch andere hinschauen, hat die Initiative jetzt den Briefwechsel zu diesem Thema veröffentlicht und außerdem Bilder, die am 9. September entstanden sind.
Zwischenzeitlich ist eine Grundreinigung durch die Stadt erfolgt. Die Toilette im Erdgeschoss und die Dusche sind wieder benutzbar. „Im Erdgeschoss wurde auch gestrichen. Aber das reicht nicht“, sagt Neff, der vor allem die Haltung anprangert. „Es hat sich nichts grundsätzlich geändert. Menschen, die am äußersten Rand der Gesellschaft leben, werden genauso behandelt.“ „Das frustriert uns. Diese Starre. Dass sich nichts wirklich tut“, sagt auch Initiativensprecher Niels Brock. „Deswegen haben wir die Presse eingeschaltet.“
Ein Blick in die Küche und auf die dort liegende tote Ratte zeigt die inakzeptable Situation. Neff: „Die Küche will niemand benutzen. Auch nicht die Flüchtlinge.“ Im Obergeschoss ist noch nicht einmal gestrichen worden. Die Toilette ist nach wie vor unerträglich verschmutzt. „Und in den Zimmern wurde auch nichts gemacht“, sagt Neff, der von einer Zweiklassengesellschaft unter den Obdachlosen spricht. „Das ist ein Witz. Aber es ist so. Das Obergeschoss ist am schlimmsten. Da will keiner hin.“ Und das nicht nur wegen des Drecks. Neff: „Oben wohnt eine psychisch kranke Frau, die manchmal eine Art Altar aufbaut und Feuer macht.“ Eine Begleitung für die Frau gebe es nicht.
Bis jetzt wartet die Initiative auf ein Gespräch mit Glindes Bürgermeister Rainhard Zug. Neff: „Wir haben mehrfach angefragt. Bisher gibt es nicht einmal einen Termin.“ Allerdings habe die Einbeziehung der Presse eine erste Reaktion gezeitigt. Neff: „Zug hat sich gemeldet. Es soll ein Gespräch mit uns und mit Baufachleuten geben.“
Der Landrat ist ebenfalls eingeschaltet. Die Initiative informierte Klaus Plöger schriftlich. „Er hatte sofort angeboten, ein Gespräch mit dem Bürgermeister und uns zu moderieren.“
Auf Anfrage dieser Zeitung reagiert der Landrat jedoch zurückhaltend. „Es handelt sich um ein Glinder Problem. Wenn es nicht funktioniert, können die Beteiligten natürlich zu mir kommen.“ Im Übrigen habe er zwischenzeitlich mit Glindes Bürgermeister telefoniert. Er habe zugesagt, sich zu kümmern. Die Klientel einer Obdachlosenunterkunft, so der Landrat, sei allerdings speziell. „Da werde sauber gemacht und gemalt, und einige Tage später sieht es schon wieder so aus“, sagt Plöger. „Die Mieter zahlen 200 Euro im Monat, und zwar inklusive Reinigung“, sagt Neff.
Der für Obdachlose zuständige Rathaus-Mitarbeiter wollte sich nicht äußern. Der Leiter des Ordnungsamtes rief nicht zurück. Bürgermeister Rainhard Zug sagt: „Ja, es muss etwas getan werden. Aber eine Gesundheitsgefährdung besteht nicht.“