Bis Mitte kommender Woche dauert die groß angelegte Baumfällaktion zwischen Ahrensburg und Großhansdorf an
Ahrensburg. Mehr Himmel, weniger Baumgrün: Standen in etlichen Gebieten im Beimoorwald die Bäume kürzlich noch dicht an dicht, ist es nun deutlich lichter geworden in den Reihen. Dafür stapeln sich neben einigen Pfaden meterhoch Baumstämme. Und Spaziergänger, die an diesem Wochenende von der Straße An der Eilshorst ins Grüne stiefeln, kommen nicht weit. Dort spannt sich ein rotes Seil über den Weg. Auf dem Schild, das daran baumelt, steht: „Forstarbeiten – Vorsicht Lebensgefahr, Betreten verboten“.
Hinter dem Schild fällen der dänische Forstunternehmer Erik Kappel, 50, und seine drei Mitarbeiter auf einem Gebiet von rund 17 Hektar Fichten wie am Fließband. Rund 1000 Bäume werden der Säge seines Spezialfahrzeuges, dem Harvester, zum Opfer fallen. Es ist der letzte Abschnitt, auf dem der Eigentümer, die Schleswig-Holsteinische Landesforsten, die sogenannte Holzerntemaßnahme vornehmen lässt. Rund 80 Hektar haben Kappel und seine Helfer bereits geschafft, sprich durchgeforstet. „Mit der Maßnahme steuern wir die Ressourcen für die Bäume“, sagt Förster Fritz Wolter. Soll heißen: Zu viele Bäume haben sich zu wenig Platz geteilt. Wolter sagt, besonders die Konkurrenz um Nährstoffe, Wasser und Licht schadete den Bäumen. Welche Fichten vom elf Meter langen Greifarm des Harvester gepackt, gefällt, entästet und gegebenenfalls in Stücke geschnitten werden, erkennt Erik Kappel an einer Markierung. „Es sind die Bäume mit einem diagonalen, roten Strich auf der Rinde“, sagt Förster Wolter. Ausgewählt werden die sogenannten Bedränger meist, weil sie Mängel haben. Etwa an der Rinde oder in der Baumkrone. Mit einem zweiten Fahrzeug, dem Rückgerät, werden die Stämme anschließend gepackt und am Wegesrand gestapelt, bis ein Lastwagen das Holz abholt und zum Käufer bringt.
Die Fällaktion im Beimoorwald kommt, wie der Förster sagt, nicht nur den verbleibenden Bäumen zugute. Sie spült auch ein ansehnliches Sümmchen in die Kasse der Schleswig-Holsteinische Landesforsten. Rund 100 Euro gibt es für den Festmeter Fichte auf dem aktuellen Holzmarkt. Die 60 Jahre alten Nadelgewächse, die Kappel und seine Kollegen in dem Waldstück am der Straße Am der Eilshorst fallen, liefern ziemlich genau diesen einen Festmeter. Doch nicht alle Fichten sind gesund. „Das Holz der kranken Bäume wird zu Spanplatten verarbeitet“, sagt Wolter. Der Preis läge weit tiefer. Aus dem hochwertigen Fichtenholz werden in den Sägewerken indes Latten, Bretter oder Paletten gefertigt. Das Nadelholz ist zudem in der Papierindustrie beliebt.
Das Fällen der rund 20 Meter hohen Bäume dauert mit dem Harvester kaum eine Minute. Die Säge am Greifarm des Nutzfahrzeuges hat laut Unternehmer Erik Kappel 50 PS, das Zehnfache einer normalen Handsäge. Auch der Harvester-Motor hat Kraft: 250 PS bei Kappels Maschine, das nach Angaben des Dänen rund eine halbe Million Euro gekostet hat. Dafür kann das Gefährt bereits beim Fällen errechnen, wie viel verwertbares Holz es in seinem Griff hat. Die Daten werden anschließend beim Verkauf übermittelt und sind Grundlage für die Berechnung des Betrages, welche das Sägewerk zahlen muss.
Der Erlös bleibt im Falle des Beimoorwaldes vorerst beim Besitzer, den schleswig-Holsteinischen Landesforsten. „Von dem Geld finanzieren wir unsere Arbeit“, sagt Förster Fritz Wolter. Darunter würden neben den Personalkosten auch Kosten für beispielsweise neue Pflanzen gedeckt.
Die Maßnahme ist aber nicht für alle Spaziergänger nachvollziehbar. Fabian Joneleit, 24, geht regelmäßig mit Welpen Berti im Beimoorwald spazieren: „Dort sind wirklich viele Bäume weggenommen worden, das finde ich nicht gut“, sagt er. Der Ahrensburger ist der Meinung, dass Nutzholz nicht im Wald, sondern an anderen Orten angebaut werden sollte. Das findet auch Begleiterin Jessica Lamprecht, 23: „Es gibt immer weniger Natur“, sagt sie. Anders sieht es Spaziergänger Edwin Berg: „Ab und zu muss der Wald halt durchgeforstet werden.“