Bei einem Gottesdienst an diesem Sonntag teilen Besucher im Haus am Schüberg selbst gebackenes Brot und Honig aus. Und die Bildungseinrichtung feiert gleichzeitig ihr 60-jähriges Bestehen.

Ammersbek. Für einige Äpfel ist es schon zu spät, sie liegen bereits auf dem Boden. Die weitaus meisten aber hängen noch an den Zweigen der Apfelbäume, die rund um das Haus am Schüberg stehen. Sie wurden vor vielen Jahren in dem Garten der Bildungseinrichtung in Ammersbek gepflanzt. An diesem Sonntag, 6. Oktober, ist es auf den Tag genau 60 Jahren her, dass das Haus am Schüberg, dessen Träger der Kirchenkreis Hamburg-Ost ist, gegründet wurde. Dieses Jubiläum soll zum Erntedank gemeinsam mit der Kirchengemeinde Hoisbüttel gefeiert werden.

Den Gottesdienst in der Kapelle, der um 15 Uhr beginnt, leiten die Pastoren Andreas Kalkowski und Christian Dehm, der im Ruhestand ist. Die Feier wird begleitet mit Flügelmusik und dem Chor des Ammersbeker Kulturkreises. Die Pastoren wollen mit den Besuchern selbst gebackenes Brot teilen und Honig: Seit Kurzem beherbergt das Haus am Schüberg auch eigene Bienenvölker.

Agape nennt sich das Mahl, mit dem die Christen exemplarisch für die Ernte danken wollen. „Fast alle Kulturen feiern ein Erntedankfest. Bei den Juden etwa ist es das Laubhüttenfest, das an den Auszug aus Ägypten erinnern soll“, sagt Kalkowski. Gedankt wird bei dem Fest für die Lebensmittel, die durch menschliche Arbeit produziert wurden, aber auch Gott dafür, dass diese Arbeit gelungen ist.

Für das Bewusstsein, woher die Lebensmittel kommen

„Heutzutage liegt der Sinn des Erntedankfestes vor allem darin, sich ins Bewusstsein zu rufen, woher unsere Lebensmittel kommen“, sagt Kalkowski. Er selbst erlebte an seiner ehemaligen Arbeitsstätte in einem Neubaugebiet, dass Kinder auf die Frage, woher die Milch komme, antworteten: „Aus dem Kühlschrank“. Daraufhin sei er mit den Kindern auf einen Bauernhof gefahren, um ihnen die Tiere und die Produktion zu zeigen. „Es ist wichtig, dass wir darüber nachdenken, was wir essen. Auch für Fastfood hat immer irgendwer die Zutaten geerntet“, sagt der 48-Jährige, der seit dem Jahr 2011 im Haus am Schüberg tätig ist.

„Die ökologische Hauswirtschaft war hier einmal sehr ausgeprägt. Zurzeit wollen wir wieder dahin kommen, möglichst viel selbst zu produzieren“, sagt Andreas Kalkowski. Dazu gehöre neben einem Kräutergarten, der zurzeit gerade angelegt wird, auch der alte Apfelbaumbestand im Garten der Ammersbeker Bildungseinrichtung. Aus den Äpfeln wird am Erntedankfest ein Kuchen gebacken, den die Besucher im Anschluss an den Gottesdienst gemeinsam zu Ehren des 60. Jubiläums essen werden.

An Erntedank 1953 wurde das Haus am Schüberg gegründet. Zunächst wurde es von den Jugendlichen der Gemeinde genutzt, später wurde es zum Bildungshaus, dann trafen sich unter anderem die Landfrauen in der Einrichtung. Schließlich übernahm der Kirchenkreis Stormarn das Haus am Schüberg. „In den 1970er-Jahren ging hier die ganze Welt ein und aus“, sagt Andreas Kalkowski. Unter anderem habe der damalige Bundesminister Egon Bahr die Einrichtung besucht und ein Programm eröffnet.

Haus am Schüberg ist ein Umweltzentrum

Im darauffolgenden Jahrzehnt entwickelte sich das Haus am Schüberg langsam zu dem, was es seit rund zehn Jahren offiziell ist: ein Umweltzentrum. In den 1980er-Jahren trafen sich in Ammersbek viele „Energie-Freaks“, wie Kalkowski scherzhaft sagt. „Sie bauten aus alten Fässern Windräder und entwickelten Sonnenenergieanlagen.“ Heute finden in der Einrichtung 60 Übernachtungsgäste Platz, die an Seminaren und anderen Veranstaltungen teilnehmen können.

Außerdem beteiligt sich das Haus am Schüberg an diversen Programmen, wie etwa den sogenannten Schöpfungswochen in Kindertagesstätten, während derer sich Kinder mit Nachhaltigkeit beschäftigen. Um Nachhaltigkeit geht es auch bei einem Format, das sich an ältere Teilnehmer wendet, nämlich um nachhaltige Geldanlagen. „An diesem Projekt haben rund 30 Banken aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teilgenommen, dafür aber nur wenige Menschen, die eine Verbindung zur Kirche hatten“, sagt Andreas Kalkowski.

Zu dem Umwelthaus gehört auch ein Kunsthaus, in dem zeitgenössische Kunst ausgestellt und Konzerte, Führungen und Vorträge angeboten werden. Und natürlich der Skulpturengarten. In dem Garten, in dem schon die Werke diverser Künstler ausgestellt waren, stehen zwischen den angelegten Wegen, Liegestühlen und dem Teich die Apfelbäume. Für den Kuchen, der an diesem Sonntag unter den Besuchern aufgeteilt wird, werden die letzten von ihnen geerntet.