Seit 2011 hält die Glinder Initiative gegen rechts Mahnwachen vor einem Geschäft ab, das die bei Rechtsextremen beliebte Thor-Steinar-Kleidung verkauft. Jetzt bekommt sie den Hans-Frankenthal-Preis.
Glinde. Große Ehre für die Glinder Bürgerinitiative gegen rechts: Das Bündnis, das sich seit zwei Jahren mit besonderen Aktionen für Toleranz engagiert, wird mit dem Hans-Frankenthal-Preis ausgezeichnet. Die in Hamburg ansässige Stiftung Auschwitz-Komitee vergibt diesen Preis an Gruppen, Initiativen und Institutionen, die gegen das Vergessen der Nazi-Verbrechen und gegen neofaschistische Bestrebungen arbeiten. Erst im März hatte die Initiative den Olof-Palme-Preis bekommen.
„Wir fühlen uns sehr geehrt. Der Frankenthal-Preis motiviert uns noch mehr, weiter zu machen“, sagt Niels Brock. Er ist der Sprecher der Initiative, die sich im September 2011 gründete, als in der Stadt das Geschäft Tønsberg eröffnete, das die Bekleidungsmarke „Thor Steinar“ verkauft. Diese gilt in der rechtsradikalen Szene als Erkennungszeichen. Die Initiative hält Mahnwachen vor dem Geschäft ab, um zu verhindern, dass Glinde zu einem Treffpunkt für Neonazis wird. Für diesen „seit zwei Jahren beharrenden Protest" wird die Initiative nun ausgezeichnet, wie es vonseiten der Stiftung heißt.
Als weiterer Preisträger wird die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist-innen VVN-BdA Berlin für ihre Wanderausstellung „Neofaschismus in Deutschland“ ausgezeichnet. Der Preis wird am Donnerstag, 17. Oktober, in der Staats- und Universitätsbibliothek in Hamburg verliehen.
Die Auszeichnung erinnert an Hans Frankenthal (1926 – 1999). Er wurde in Schmallenberg im Sauerland geboren und im Alter von 17 Jahren mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Seine Eltern starben dort. Hans Frankenthal überlebte und war in der Nachkriegszeit Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland. Er war auch stellvertretender Vorsitzender des Auschwitz-Komitees in Deutschland.
Wie Niels Brock sagt, wollen 30 bis 40 Initiativenmitglieder mit zur Preisverleihung kommen. Zum Stand der Dinge in Glinde sagt er: „Wir haben noch eine Genehmigung bis Ende des Jahres, auf dem Fußweg vor dem Laden unsere Mahnwachen abzuhalten. Ende November werden wir die Genehmigung für das nächste Jahr beantragen.“
Die Initiative ist montags bis freitags von 17 bis 19 Uhr und sonnabends von 13 bis 15 Uhr vor dem Geschäft am Glinder Berg anzutreffen. Kunden werden mit einem Trillerpfeifen-Konzert empfangen. „Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Manche werfen Bierdosen, andere Leute kommen zu uns herüber, um zu erzählen, dass sie gar keine Nazis sind“, so Brock. „Erschreckend“ sei, dass auch Väter mit ihren Kindern in das Geschäft gingen.
Aus Glinde selbst kämen wenige Tønsberg-Kunden. Viele der Autos, die vor dem Laden parken, seien aus Ratzeburg, dem Kreis Segeberg und Mecklenburg-Vorpommern.