Singen ist das beste Mittel, um aus sich herauszugehen. Das ist es, was die Mitglieder der Hamfelde Singers wollen, wenn sie sich treffen: Singen aus vollem Herzen, die Seele baumeln lassen.
Hamfelde. Morgens unter der Dusche. Während das Hirn oft noch schläft, ist die Stimme längst schon wach. Der beste Zeitpunkt also, um aus voller Brust ein Lied zu schmettern. Wie befreiend das sein kann, weiß Susanne Dieudonné. Die ausgebildete Sängerin ist von Kopf bis Fuß auf Singen eingestellt. Und sie teilt ihre Leidenschaft gern.
Auf Liederabenden im Kreis Stormarn und Umgebung fasziniert die gebürtige Saarländerin mit ihrer Stimme die Zuhörer. Das ist nicht nur für die Ohren ein Genuss: Wer Susanne Dieudonné beim Singen beobachtet, erlebt, wie die Musik lebendig wird. Jedes Gefühl steht der Sopranistin ins Gesicht geschrieben: Herzschmerz, Freude, Trauer, Glück.
Repertoire reicht von Pop über Volksmusik bis zu Gospel und Jazz
„Singen ist das beste Mittel, aus sich herauszugehen und gleichzeitig ganz bei sich zu sein“, so Dieudonné. Beneidenswert. Und vor allem: nachahmenswert. Besonders viele Nachahmer versammeln sich montags von 20 bis 21.30 Uhr im Feuerwehrhaus von Hamfelde/Stormarn. Dort proben die Hamfelde Singers, deren Leitung Susanne Dieudonné vor gut zweieinhalb Jahren übernommen hat.
Der gemischte Chor wurde 2004 von Anita van Kessel gegründet, danach leitete Barbara Rupp aus Lübeck die Sangesgruppe. Heute tanzen die Stimmbänder von rund 35 Sängerinnen und Sänger nach der Pfeife von Susanne Dieudonné. Doch ein Mitspracherecht haben alle Chormitglieder. Bei der Auswahl der Stücke wird jeder musikalischen Vorliebe Raum gegeben. Popsongs, Volksmusik aus aller Herren Länder, Gospels und Kirchenlieder stehen neben Jazz-Arrangements auf den Notenblättern.
„Ich liebe es, wenn aus einem anfänglichen Wirrwarr an Geräuschen schöne Musik wird“, sagt Dieudonné. „Dieser Moment, in dem die unterschiedlichen Stimmen zu einem Klang verschmelzen, ist jedes Mal überwältigend.“ Gänsehaut und strahlende Gesichter löst das auch bei den Chormitgliedern aus.
Während „Chormutter“ Hilde Schulz als Gründungsmitglied seit der ersten Stunde dabei ist, kam die 33-jährige Enisa Kick erst vor einem halben Jahr das erste Mal zur Probe. „Ich habe eher zufällig von den Hamfelde Singers erfahren“, erzählt Kick, die als Chemielaborantin arbeitet. „Zum Glück, denn das war genau das, was ich gesucht habe. Der Zusammenhalt, die Musik – so etwas tut der Seele gut.“
Die Hamfelderin ist froh, dass sie sich getraut hat, einfach mal im Feuerwehrhaus vorbeizuschauen. Allein vorsingen musste sie nicht. Das hält erfahrungsgemäß viele Interessierte ab, weiß Susanne Dieudonné. „Dabei kann wirklich jeder singen, der gesunde Stimmbänder hat. Es kommt eben auf die richtige Technik an.“ Auch die wird regelmäßig geübt. Es geht darum, welche Muskeln beim Singen beansprucht werden, welche Haltung optimal ist und wie der Atem fließen muss.
Erlös des Benefizkonzerts geht an das Projekt „Praxis ohne Grenzen“
Nach vielen erfolgreichen Auftritten steht nun ein ganz besonderes Highlight an: ein Konzert, das die Hamfelde Singers mit dem Nusser Gospelchor geben, den Susanne Dieudonné ebenfalls leitet. „Es ist ein Wagnis, aus zwei Chören einen zu machen. Aber in diesem Fall passen die Menschen einfach gut zusammen und harmonieren auch klanglich super.“
Seit Anfang des Jahres haben die Chöre für den Auftritt an diesem Sonnabend geübt. In der Nusser Kirche singen sie beim Benefizkonzert für „Praxis ohne Grenzen“. Das Projekt wurde 2010 von Dr. Uwe Denker, einem Allgemeinmediziner im Ruhestand, gegründet. Seine Mitstreiter behandeln Menschen, die nicht oder nicht ausreichend krankenversichert sind, keine Gebühren zahlen können oder Behördenwege nicht kennen. Es werden keine Zuzahlungen fällig, weder Ausweispapiere noch eine Versichertenkarte verlangt. „Armut kann jeden treffen“, so Denker. Der Segeberger Arzt hinterfragt nicht, wertet nicht, stellt keine Bedingungen – er hilft.
„Ich habe einen Bericht über die Arbeit im Fernsehen gesehen und war von dem Engagement tief beeindruckt“, sagt Susanne Dieudonné. „Da wollte ich unbedingt etwas tun.“ Für die „Praxis ohne Grenzen“ sind Ärzte und Berater an mittlerweile sechs Orten in Schleswig-Holstein ehrenamtlich tätig. Da der Verein ausschließlich über Spenden finanziert wird, kam der Chorleiterin die Idee zu dem Benefizkonzert. „Beide Chöre haben gern zugesagt.“
Das Motto „Singing all together“ wird wörtlich genommen: Bei einigen Musikstücken werden auch die Zuschauer zum Mitsingen eingeladen. Begleiten wird die Sänger der Konzertpianist Hans-Peter Nauk. Vom Gospel bis hin zum russisch-orthodoxen Kirchenlied versprechen verschiedene Musikstile ein abwechslungsreiches Konzerterlebnis und wecken bei dem einen oder anderen vielleicht auch die Lust, nicht nur unter der Dusche, sondern auch im Chor regelmäßig lauthals zu singen.
Das Konzert in der Nusser Kirche beginnt an diesem Sonnabend um 18 Uhr. Es wird um Spenden für das Projekt „Praxis ohne Grenzen“ gebeten.