Jürgen Hettwer holt mit 75,5 Prozent die absolute Mehrheit. Wahlbeteiligung liegt bei 49,0 Prozent
Oststeinbek. Als Jürgen Hettwer um 18.44 Uhr zum Mikrofon griff, zitterte er. „Ich habe Herzklopfen“, gestand der 49-Jährige, der seine Frau, seine Tochter und seine Schwiegermutter zu sich nach vorn bat. Wenige Momente vorher hatte er Gewissheit, die Bürgermeisterwahl in Oststeinbek deutlich gewonnen zu haben. Der von CDU, FDP und Wählergemeinschaft OWG unterstützte Kandidat erhielt 75,5 Prozent der Stimmen. Hettwer: „Das hatte ich mir gewünscht. Mit diesem Ergebnis kann man gut arbeiten.“
Die Konkurrentinnen, Gabriela Malone und Uta Kramer, kamen auf 21,2 beziehungsweise 3,3 Prozent. „So ein klares Ergebnis hätte ich nicht erwartet, aber ich kann es gut akzeptieren“, sagte Malone. Die Wahlbeteiligung lag bei 49,0 Prozent.
Während die Kandidaten tagsüber Zeit für Privates hatten und erst gegen 17.30 Uhr im Bürgersaal eintrafen, begann die Arbeit der 36 Wahlhelfer, die sich auf vier Standorte verteilten, bereits in den frühen Morgenstunden.
Brunhilde Mach, 72, traf sich mit fünf Kollegen schon um 7.30 Uhr in der Begegnungsstätte an der Möllner Landstraße, dem Wahlbezirk eins. Dort hatten 1832 der 7388 wahlberechtigten Bürger die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben. „Ich stehe auch am Wochenende immer um sechs auf, das ist kein Problem. Schließlich bin ich ja Rentnerin“, sagt Brunhilde Mach. Vor ihr steht ein Teller prall gefüllt mit Keksen. „Die sind für unsere kleinen Besucher, die ihre Eltern begleiten.“ Getränke, Frühstück und ein warmes Essen am Abend für die Helfer stellt die Gemeinde, dazu gibt es 25 Euro Aufwandsentschädigung.
Mach engagiert sich bei Wahlen bereits seit 15 Jahren ehrenamtlich. Sie sagt: „Ich mache es sehr gern. Für mich ist der Spaßfaktor sehr hoch.“ Hoch ist auch der zeitliche Aufwand. Als Mach und ihre Kollegen die letzten Tische zurechtrücken, ist es bereits 19 Uhr. Knapp zwölf Stunden liegen hinter ihnen – inklusive eines Abstechers dreier Helfer ins Pflegeheim Kursana. Dort standen die Wähler um 11 Uhr Schlange, um ihre Stimmzettel abzugeben.
„In die Wahllokale kommen die meisten Menschen am späten Vormittag und um die Kaffeezeit“, so Mach. Reinhold Krakau gehörte nicht dazu. Der 67-jährige Rentner machte sein Kreuz im Wahlbezirk eins bereits um kurz vor neun – und war damit der 17. Wähler. „Ich erwarte von der neuen Führung, dass man angehört wird. Die Verwaltung sollte künftig auch schnell auf die kleinen Anliegen der Bürger reagieren“, sagt er. Das sei bisher nicht immer der Fall gewesen. Genauso früh auf den Beinen war Sigrid Finger, die in der Feuerwehrwache im Ortsteil Havighorst ihre Stimme abgab. Die 60 Jahre alte Hausfrau engagiert sich ehrenamtlich im Oststeinbeker Kulturring: „Ich wünsche mir, dass der neue Bürgermeister auch mal unsere Veranstaltungen besucht.“ Sie erwarte zudem, dass der Verwaltungschef Akzente im Bereich altersgerechtes Wohnen setze und sich intensiv mit dem Thema Fahrradwege befasse.
Für die Oststeinbeker war es die zweite Bürgermeisterwahl binnen knapp drei Jahren, obwohl eine Amtsperiode auf sechs Jahre ausgelegt ist. Im Januar 2011 hatten die Bürger in einer Stichwahl mehrheitlich für Martina Denecke, einer Mitarbeiterin der Deutschen Rentenversicherung aus Niedersachsen, votiert. Nach ihrem Amtsantritt im Mai geriet sie schnell in Streit mit Parteien und Vereinen, brachte mit ihrem Führungsstil auch die Mitarbeiter des Rathauses gegen sich auf. Der Suspendierung im Dezember 2012 folgte schließlich Deneckes Abwahl durch die Bürger im März dieses Jahres.