Lasbeker Straße soll ausgebaut werden. Hermann Thaele (SPD) und seine Frau fürchten um das Ortsbild
Tremsbüttel. Für den Ausbau der Lasbeker Straße (K 12) in Tremsbüttel müssen drei mehr als 100 Jahre alte Bäume gefällt werden. Ursprünglich sah der Plan vor, die drei ortsbildprägenden Eichen zu erhalten. "Doch beim Abstecken der Baustelle bemerkten die Arbeiter, dass die Bäume zu nah an der Fahrbahn stehen", sagt Elena Schneider vom Fachdienst Planung und Verkehr der Kreisverwaltung.
Da mit den Bauarbeiten bereits Anfang dieses Monats begonnen werden sollte, mussten Kreis und Gemeinde schnell eine Entscheidung treffen. Bei der konstituierenden Sitzung der Gemeindevertretung ließ der neu gewählte Bürgermeister Norbert Hegenbart (Kommunale Wählergemeinschaft Tremsbüttel) darüber abstimmen. Elf der 13 Gemeindevertreter sprachen sich für den Ausbau und damit gegen die Bäume aus. "Es gab nur zwei Gegenstimmen", sagt Hegenbart (KWG).
Hermann Thaele von der SPD-Fraktion ist einer, der dagegen gestimmt hat. Er fühlt sich von Kreis und Bürgermeister falsch informiert und sogar getäuscht. Der Ausbau der Lasbeker Straße und damit das Schicksal der Eichen wurden erst kurzfristig auf die Tagesordnung gesetzt.
Das sei nicht rechtens, meint er. Der Sozialdemokrat beantragte deshalb den sofortigen Baustopp und setzte sich bei der Versammlung für den Erhalt der Eichen ein. Vergebens, die Anträge wurden abgelehnt. Zudem reichte Thaele Beschwerde beim Kreis ein. Dieser sollte die ganze Angelegenheit "verwaltungs- und kommunalverfassungsrechtlich" überprüfen. Die Arbeiter haben bereits die Straße abgesperrt und damit begonnen, Leitungen freizulegen. Ginge es nach Hermann Thaele und seiner Frau Rita, würde die Straße gar nicht ausgebaut. "Die Lasbeker Straße ist eine der im Ort am besten erhaltenen Straßen. Sie wurde im 14. Jahrhundert gegründet und sie hält immer noch", sagt er. Das gesamte Ensemble vom "Schloss mit dem historischen Schlosspark, der Alten Schmiede in der Kurve, dem historischen Amtshof und der ehemaligen Schule" sei von der Straßenführung geprägt.
Das Ehepaar befürchtet, dass das historisch geprägte Bild des Ortes durch einen Ausbau zerstört würde. Außerdem seien die drei Eichen eine natürliche Verkehrsberuhigung. Thaele: "Wenn die Autofahrer der Kurve näher kommen und auf die Bäume zufahren, bremsen sie automatisch ab." Durch die enge Kurve und die Eichen ist Gegenverkehr nicht sofort erkennbar, die Fahrer müssen vorsichtig sein. Weil die Straße aber den Standards eines Autobahnzubringers angepasst wird, soll es keine andere Verkehrsberuhigung geben. Für Thaele unverständlich, überqueren doch täglich Kinder und ältere Menschen die Straße, um zum Gemeindezentrum zu gelangen.
Der Kreis plant, die Lasbeker Straße zu erweitern. Dazu gehört, dass die Fahrbahn verbreitert wird, teilweise bis auf sechs Meter, und dass die Kurvenradien vergrößert werden. "Auch Lkw mit Anhänger sollen die Kurven gefahrlos passieren", sagt Elena Schneider. Zusätzlich wird ein Geh- und Radweg angelegt. "Der Ausbau ist nötig, denn die Straße hat eine entsprechende Bedeutung für den Verkehr, ist sie doch die Verbindung zur Autobahn 21", sagt die Verwaltungsfrau. Bemessungsgrundlage dafür, wie groß eine Straße sein muss und welche Anforderungen erfüllt sein müssen, ist die sogenannte Querschnittsbelastung. 2010 sind laut Schneider im Durchschnitt 2200 Kraftfahrzeuge pro Tag die Straße entlang gefahren. Das sei im Vergleich nicht sehr viel. Darum werde die Straße nur den Mindestanforderungen angepasst. Den Bau eines Radwegs hält auch Hermann Thaele für sinnvoll. "Dafür kämpfen wir schon seit 30 Jahren. Aber ein Geh- und Radweg ist das Einzige, was nötig ist."
Der Straßenausbau wurde schon lange geplant. Und dass jetzt die Entscheidung für das Fällen der Bäume so schnell getroffen wurde, hält der Sozialdemokrat für "nicht rechtens". Es sei ein "gezielter Handstreich" des neuen Bürgermeisters. Dieser hatte sich zusammen mit der Verkehrsaufsicht, der Unteren Naturschutzbehörde, dem Denkmalschutz, Vertretern des Kreises sowie der damalige Bürgermeisterin Erika Mosel (CDU) die Situation vor Ort angesehen, um mögliche Alternativen des Ausbaus zu besprechen. "Ich bedauere auch, dass die Bäume weg müssen. Aber eine andere Lösung war nicht umsetzbar", sagt Hegenbart.
Elena Schneider bestätigt: "Eine abschnittsweise Einengung der Straße ist nicht möglich." Die Bäume stehen im Kurvenbereich. Die Fahrsicherheit wäre gefährdet, wenn dort die Fahrbahn verengt würde. Letztendlich habe es nur zwei Möglichkeiten gegeben: Entweder die Eichen bleiben stehen, oder die Lasbeker Straße wird erweitert. Die Verwaltungsangestellte sagt: "Wenn die Straße nach den bestehenden Mindestanforderungen ausgebaut werden soll, müssen die Bäume leider weichen. Auch wenn das so nicht geplant war."
Die Genehmigungen zum Abholzen der Bäume hat der Kreis bereits eingeholt. Klaus Kucinski, Bauamtsleiter des Kreises: "Alle erforderlichen Genehmigungen liegen uns bereits vor oder wurden uns auf jeden Fall zugesichert." Der Landesbetrieb Verkehr habe die Bürger rechtzeitig informiert.
Thaele aber hält dagegen. Die Informationen seien eben nicht rechtzeitig 'rausgegangen. Außerdem wurde die Entscheidung direkt von der Gemeindevertretung getroffen, ohne sie zuvor in den Ausschüssen zu besprechen. Auch das sollte vom Kreis geprüft werden. Doch Tim Woidtke von der Kommunalaufsicht konnte keinen Fehler finden. "Aus unserer Sicht ist alles rechtens gelaufen." Wenn eine Entscheidung kurzfristig getroffen werden müsse, könne diese noch auf die Tagesordnung gesetzt werden, selbst bei einer konstituierenden Sitzung. Es müssten lediglich zwei Drittel aller gewählten Gemeindevertreter der Erweiterung der Tagesordnung zustimmen.
"Wir haben in der Gemeinde darüber abstimmen lassen, was passieren soll", sagt Bauamtsleiter Kucinski. Jörg Müller (KWG) bedauert ebenfalls, dass die Bäume jetzt doch gefällt werden. "Schön ist es nicht, aber es ist auch nicht zu ändern." Für den Vorsitzenden des Bau- und Umweltausschusses in Tremsbüttel gibt es keine andere wirtschaftliche Lösung. "Eine Umgehung wäre zu teuer. Das hat der Kreis bereits geprüft." Sämtliche Alternativen seien besprochen worden, wenn auch in einem Schnellverfahren. "Ich denke, wenn wir länger diskutiert hätten, wäre das Ergebnis nicht anders ausgefallen", sagt Müller. Doch Thaele gibt noch nicht auf. Er hofft auf die Bürger. "Noch können Alternativen beim Kreis eingereicht werden." Die Bäume werden wegen der natürlichen Schonfrist erst im Oktober gefällt.