Lütjenseer liefern Ausweiskarten nach Panama, Chile, Abu Dhabi, Kambodscha und halb Europa
Lütjensee. "Ein traditionelles Familienunternehmen, das sich durch eigene Innovationen mittlerweile weltweit einen guten Ruf erarbeitet hat: Davor ziehe ich meinen Hut." Johannes Callsen, CDU-Fraktionsvorsitzender im schleswig-holsteinischen Landtag, ist sichtlich angetan von der Leistung der beiden Frauen, die ihm und dem gesundheitspolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Karsten Jasper, sowie Ulrike Stentzler, der Bürgermeisterin von Lütjensee, gerade einen exklusiven Blick hinter die Kulissen ihrer Firma gewährt haben. PAV Card GmbH heißt der Betrieb, eine Anfang der 90er-Jahre gegründete Tochterfirma des Paul Albrecht Verlags.
Das Unternehmen an der Hamburger Straße in Lütjensee bietet Druckerzeugnisse aller Art an, erstellt individuelle Direktmailings, produziert Plastikkarten, biometrische Dokumente und RFID-Lösungen (RFID steht für radio-frequency identification, übersetzt: Identifizierung mit Hilfe elektromagnetischer Wellen) - und das für Global Player in allen Branchen. Ob im Hotel, beim Einkauf, am Flughafen, auf Reisen oder beim Arzt, überall sind die Produkte von PAV Card zu finden. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im eigenen Geldbeutel.
Ingrid Toebe-Albrecht, die 1967 ins Familienunternehmen einstieg und mittlerweile gemeinsam mit ihrer Tochter Isabel Höftmann-Toebe die Geschäfte führt, könnte wahrscheinlich ganze Bücher mit den Erlebnissen der vergangenen Jahrzehnte füllen. Sie stellte 1991 mit der Spezialisierung auf Plastik-Versichertenkarten die Weichen für die Zukunft des Unternehmens. "Auch wenn uns viele prophezeiten, dass das nicht gut gehen kann." Doch der Erfolg gab Toebe-Albrecht recht. "Das war wie ein Sechser im Lotto", erzählt sie ihren Gästen, und man merkt ihr an, wie sehr sie das noch immer freut. Noch bevor die erste Karte gedruckt wurde, lagen von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen bereits Aufträge vor. Mittlerweile hat die Lütjenseer Firma seit mehr als 20 Jahren Erfahrung mit der Produktion von Versichertenkarten. Etwa 20 Millionen Versicherte habe eine solche Karte im Portemonnaie.
Seit 2011 versorgt die PAV Card GmbH nun auch 70 Krankenkassen mit der neuen elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Die eGK enthält Informationen in einem hochsicheren Mikrochip, ein Foto des Versicherten schützt vor Missbrauch. Isabel Höftmann-Toebe: "Wir beschaffen die Fotos, implantieren die Chips, personalisieren und codieren die Karte und sorgen zu guter Letzt für einen portooptimierten Versand an die Mitglieder." Zehn Millionen Exemplare der neuen elektronischen Gesundheitskarte sind bis heute gut und sicher bei ihren Besitzern gelandet.
Sicherheit wird in dem Familienunternehmen besonders großgeschrieben. In die Produktionsräume gelangen ausschließlich autorisierte Personen. Im Hochsicherheitsbereich werden unter anderem besonders hitzebeständige ID-Cards für die Polizei in Abu Dhabi und Mitarbeiterausweise für zahlreiche europäische Konzerne erstellt.
"Die Maschinen, mit denen wir arbeiten, haben wir selbst entwickelt", sagt Isabel Höftmann-Toebe. "Die gibt es nicht von der Stange zu kaufen." Doch die 250-Mitarbeiter-Firma ist nicht die einzige auf dem Markt, die Karten mit und ohne Chip, Transponder oder Magnetstreifen anbietet. Bei Ausschreibungen müssen sie sich regelmäßig mit starken Konkurrenten messen. Trotzdem sind Ingrid Toebe-Albrecht und Isabel Höftmann-Toebe mit der Auftragslage zufrieden. Im Gespräch mit Bürgermeisterin Stentzler und Johannes Callsen begründen die Firmenchefinnen ihren Erfolg so: "Unser großer Vorteil ist, dass uns die Kunden vertrauen. Wir überzeugen durch unsere Technik, bringen jahrelange Erfahrung und Know-how ein, haben eine gute Entwicklungsabteilung."
Einen Zehn-Jahres-Auftrag hat die PAV Card GmbH nun aus Kroatien erhalten: Für das Land stellt das Lütjenseer Unternehmen unter anderem die sogenannten Inlays für die elektronischen Reisepässe her, außerdem Führerscheine und Aufenthaltstitel. Weitere internationale Partner: Panama, Chile, Abu Dhabi, Kambodscha und viele europäische Länder.