Bank-Geheimnisse: In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Heute: Götz Westphal.
Ahrensburg. Vor rund 25 Jahren trafen sich auf dem Ahrensburger Stadtfest vier junge Männer, um Bier zu verkaufen. Sie hatten einen Wagen, genügend Flaschen mit behördlicher Genehmigung und wollten nur eines: Party machen. "Marmor, Stein und Eisen bricht", tönte aus den Lautsprechern ihres Kassettenrekorders, während sich Gäste um den Wagen scharten.
Einer von den vier Verkäufern war Götz Westphal. Inzwischen hat der damalige Jura-Student beruflich Karriere gemacht und muss längst nicht mehr einen Bierwagen zum Volkfest rollen. Der Großhansdorfer ist Inhaber von "Bild & Rahmen Götz Westphal e. K.", ehrenamtlicher Handelsrichter am Landgericht Lübeck und Vorsitzender des Ahrensburger Stadtforums. Und das schon seit 15 Jahren. "Wir sind als Interessenvertreter der Kaufleute Auftraggeber für das Stadtfest", sagt Westphal.
"Mister Stadtfest" sitzt auf dem Rondeel in der Sonne, trinkt einen Schluck Latte Macchiato und raucht Zigarillo. Es sind noch etliche Stunden, bis die große Party mit rund 120.000 Besuchern an diesem Freitag, 19 Uhr, offiziell beginnt. Götz Westphal, sonst immer auf Achse, nimmt sich diesmal Zeit zum Plaudern. Wie er wurde, was er heute ist - ein Geschäftsmann mit Kontakten in die Kunstbranche. Und sogar in die Musikszene. Doch darüber wird er erst beim zweiten Zigarillo erzählen.
Zunächst geht es um seine persönliche Verantwortung, die er mit dem Stadtforum für eines der größten Volksfeste in Schleswig-Holstein empfindet. Dass alles reibungslos funktioniert und die Gäste gut unterhalten werden. Dann berichtet er von den vielen Planungsgesprächen und dem diesjährigen Konzept, das verstärkt auf lokale Künstler setzt. Wichtig seien zudem die engen Kontakte zur Polizei, damit alles friedlich verläuft. Durch die gute Zusammenarbeit mit den Ordnungskräften und dem exzellenten Krisenmanagement der Stadtverwaltung sei es zum Beispiel vor zwei Jahren gelungen, sich auf eine schon angekündigte massenwirksame Facebook-Party auf der Schlosswiese vorzubereiten. Mit Erfolg. "Statt der 20.000 Leute kamen schließlich nur 50", erinnert er sich und lobt die gute Präventionsarbeit. THW, Polizei und Ordnungskräfte waren damals mit verstärktem Personal vor Ort.
Gewiss, der Ahrensburger Sohn eines erfolgreichen Boxers und einer Journalistin hätte nach dem Jura-Studium Volljurist werden können. Wollte er aber nicht. Statt in die Welt der Paragrafen zog es ihn in öffentliche Ehrenämter - und in die Welt der Rendite. Einst arbeitete er als Vertriebsleiter, bis er sich 1992 mit seinem Unternehmen Bild & Rahmen selbstständig machte. "Ich verkaufe eher guten Geschmack als hohe Kunst", sagt Westphal. In seiner Werkstatt passt er ausgewählte Poster, Lithografien und Fotos den Rahmen an und liefert sie, den Wünschen entsprechend, an Privatkunden.
Viele Hotels, Krankenhäuser und Büros hat er in all den Jahren mit Bildern künstlerisch ausgestattet. Selbst auf Schiffen sind seine Kreationen zu sehen - zum Beispiel an Bord der Fähre "Nils Holgersson", die zwischen Travemünde und Trelleborg (Schweden) verkehrt. "Am häufigsten werden bei mir Poster mit Werken des französischen Malers Claude Monet bestellt."
Doch das berufliche Engagement allein genügt einem Unternehmer wie Westphal nicht. "Ich will der Gesellschaft etwas zurückgeben, was ich selbst an Gutem empfangen habe. Wie zum Beispiel beim Stadtfest. "Außerdem arbeite ich gern."
Urlaub? Mangelware. Zum letzten Mal vor zwei Jahren mit seiner Frau auf Ischia - der Lieblingsinsel des Ehepaars, das seit 20 Jahren miteinander verheiratet ist. Wenn er als Handelsrichter von einer anstrengenden Verhandlung nach Hause zurückfährt, entspannt er sich in seinem Cabrio Panther Kallista. Danach kann der 56-Jährige wieder mit neuer Energie durchstarten. Und die Streitfälle von Firmen über nicht bezahlte Rechnungen vergessen.
Westphal zündet das zweite Zigarillo an. Danach schweigt er eine Weile. Man merkt dem Unternehmer an, dass er im Inneren etwas abwägt, was er nun eigentlich mitzuteilen gedenkt. "Ich", sagt er schließlich, "bin nicht nur Inhaber von Bild & Rahmen. Ich produziere Goldene Schallplatten - und zwar europaweit. Und mache vorher das Design."
Goldene Schallplatte - das ist doch der renommierte Preis der Musikindustrie für den erfolgreichen Verkauf von Ton- und Bildtonträgern? "Stimmt", sagt der Kaufmann.
Alle erfolgreichen Künstler haben sie doch zu Hause und darüber hinaus Awards für ihr Lebenswerk?
"Stimmt", sagt der Kaufmann. "Ich entwerfe und produziere auch Awards." Für wen zum Beispiel?
"Das", sagt der Kaufmann, "unterliegt der Diskretion."
Mehr möchte Westphal also nicht erzählen. Doch es zeigt eine andere Facette seiner Persönlichkeit. Er liebt nicht nur Bilder, sondern auch Musik verschiedener Genres. Anders als beim Stadtfest, wo er mit dem Stadtforum im Fokus steht, bevorzugt er hier gebotene Zurückhaltung. Westphal: "Jetzt freuen wir uns erst einmal auf das Stadtfest! Mein Tipp: Auf keinen Fall Torfrock verpassen und die ATSV-Bühne."