53-jähriger Iraner in Reinbeker Asylbewerberunterkunft getötet. Offenbar ging es um Drogen
Reinbek. Den Ermittlern der Mordkommission aus Lübeck bot sich ein schreckliches Bild, als sie am Donnerstag in die Obdachlosen- und Asylbewerberunterkunft am Reinbeker Mühlenweg eintrafen. Ein 53 Jahre alter Iraner war getötet worden. Der mutmaßliche Täter, ein 44-Jähriger, der ebenfalls aus dem Iran stammt, hatte versucht, die Leiche unter dem Fußboden seines Zimmers verschwinden zu lassen. Dazu hatte er offenbar den Bodenbelag abgezogen. Der 44-Jährige wurde festgenommen und am Freitag einem Haftrichter vorgeführt. Die Mordkommission Lübeck ermittelt.
Woher die Polizei den Tipp bekam, in dem Zimmer des Iraners nach dem Rechten zu sehen, dazu macht die Mordkommission bislang keine Angaben. Bekannt ist aber, dass das Opfer mit großer Sicherheit bereits am Sonntag zu Tode gekommen ist und seine Leiche seitdem in dem Raum am Mühlenweg versteckt gehalten worden war.
Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei war der 53-jährige Iraner, der in Köln gemeldet war, über das Wochenende zu Besuch in Reinbek. Am späten Sonntagabend soll es zwischen ihm und dem mutmaßlichen Täter zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein, vermutlich stritten sich die beiden Männer über Drogen. Der 53-Jährige kam dabei ums Leben. Auf welche Art genau, das soll eine Obduktion klären. Wie die Polizei mitteilt, wies der Oberkörper des Opfers Spuren von massiver Gewalteinwirkung auf.
In der Obdachlosen- und Asylbewerberunterkunft in der Nähe der Schönningstedter Mühle hat die Stadt Reinbek zwölf Menschen untergebracht. Sie wohnen in Einzelzimmern und verlassen die Unterkunft in der Regel nach einigen Monaten wieder: entweder weil ihr Asylantrag abgelehnt worden ist und sie in ihre Heimatländer zurückmüssen, oder aber weil sie ein Bleiberecht erhalten und bei Freunden und Verwandten unterkommen.
Betreut wird die Unterkunft nicht. Die Bewohner versorgen sich selbst und leben meist zurückgezogen. Die Stadt habe lediglich eine Pflicht, die Menschen unterzubringen, heißt es aus der Verwaltung. Allerdings bemüht man sich in Reinbek darum, den Bewohnern in Zusammenarbeit mit freien Trägern Beratungsmöglichkeiten anzubieten.
So hat die Arbeiterwohlfahrt (Awo) für die Städte Glinde und Reinbek eine Migrationsberatungsstelle. Zuletzt hatte es für die Bewohner der Reinbeker Unterkünfte eine Sprechstunde im Jürgen-Rickertsen-Haus gegeben. Da diese aber nur wenig frequentiert war, versucht man es aktuell mit dem Ansatz aufsuchender Arbeit. Dazu hat die Arbeiterwohlfahrt gerade einen Sprachmittler eingestellt. Viele der Flüchtlinge im Kreis Stormarn stammen aus arabischen Ländern, sprechen Arabisch oder Farsi. An sie richtet sich das neue Angebot.
In Kürze will die Stadt Reinbek außerdem auch für die Obdachlosen in ihren Unterkünften mehr tun. "Eine niedrigschwellige Betreuung läuft gerade an", sagt Sozialamtsleiter Torsten Christ. Erst kürzlich hatte die Stadt nach dem Auszug eines Obdachlosen seine total verwahrloste Unterkunft aufwendig sanieren müssen.