Unternehmen steigen beim Netzwerk „Erfolgsfaktor Familie“ ein, um Erfahrungen zu teilen und Beruf und Familie leichter unter einen Hut zu bekommen.
Bad Oldesloe . Wer Fachkräfte an sich binden will, muss familienfreundlich sein, ja. Aber wie eigentlich genau? "Diese Herausforderung ist besser gemeinsam zu schaffen", sagt Birte Kruse-Gobrecht, die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Stormarn und Geschäftsführerin der Stiftung Beruf und Familie (BuF) Stormarn. Und deshalb sind die Gründungs- und Fördermitglieder der Stiftung nun dem Unternehmensnetzwerk "Erfolgsfaktor Familie" beigetreten.
"Erfolgsfaktor Familie" ist eine Initiative des Bundesfamilienministeriums und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Die Initiative bietet ihren Mitgliedern eine Plattform, auf der Informationen zum Thema Familienfreundlichkeit in Unternehmen gesammelt werden. "Erfahrung teilen und teilbar machen", nennt das Sofie Geisel von der Initiative. "Das Netzwerk hat derzeit mehr als 4500 Unternehmen und Institutionen als Mitglieder", sagt Geisel. Die Mitgliedschaft ist kostenlos. "Aber die Unternehmen verpflichten sich, ihre Maßnahmen transparent zu machen, die sie umsetzen. Jede Firma hat ein Profil auf unserer Internetseite, dort werden die Maßnahmen dargestellt." Unter www.erfolgsfaktor-familie.de können andere Firmen diese nach der Registrierung einsehen. "So können die Unternehmen voneinander lernen."
Von Beruf und Familie etwa gebe es einiges abzuschauen. Seit Juni 2012 bietet Beruf und Familie Kinderbetreuung an: in Notfällen kostenlos, etwa wenn der reguläre Babysitter krank wird oder der Angestellte länger arbeiten muss als gedacht. Der Mitarbeiter meldet sich bei einer Koordinatorin, die einen professionellen Betreuer organisiert. Dieser kommt dann nach Hause oder in die Firma. Zudem gibt es die Möglichkeit, auch langfristig zu planen. Es gibt sowohl Sonderzeiten- als auch Ferienbetreuung, allerdings kostet letztere 80 Euro und muss in den meisten Fällen von den Eltern selbst bezahlt werden. "Ich bin im Auftrag von Erfolgsfaktor Familie viel unterwegs und sehe daher viele Angebote, die Kinderbetreuung ist ein nennenswertes und respektables Projekt", sagt Sofie Geisel. "Besonders ist, dass die Unternehmen sich gemeinsam für familienfreundliche Projekte einsetzen."
Seit Mitte des Jahres 2012 ist die Zahl der Unternehmen, die das Betreuungsangebot von Beruf und Familie nutzen, von zwölf auf 25 gestiegen, sie zahlen zehn Euro pro Mitarbeiter im Jahr. Hinzu kommt ein einmaliger Förderbeitrag, der zwischen 500 und 5000 Euro liegen kann. Birte Kruse-Gobrecht: "Uns freut besonders, dass wir unser Projekt auf dem Unternehmertag am 22. Mai in Berlin präsentieren können. Erst 2010 habe ich dort das Vorbildmodell aus dem Emsland kennengelernt." Nun geht Beruf und Familie einen weiteren Schritt.
Norbert Basler von der Basler AG ist Gründungsmitglied und Gesellschafter. "Nun können wir nach außen tragen, was wir intern organisiert haben", sagt er. "Es hat erstaunlich lange gedauert, bis es ein unternehmerisches Gebot geworden ist, sich um Familienvereinbarkeit zu kümmern. Es ist eine Erleichterung, sich auf das Netzwerk Erfolgsfaktor Familie abstützen zu können. Bei dem Netzwerk sind gute Lösungen beispielhaft zusammengetragen." So könne sich Beruf und Familie auf das "Kerngeschäft" konzentrieren: erleichternde Dienstleistungen als Service für die Unternehmen anzubieten. Bei dem Ahrensburger Unternehmen Basler können die Mitarbeiter ihre Kinder zum Arbeitsplatz mitbringen, zudem gibt es flexible Arbeitszeitmodelle, etwa Gleitzeit ohne Kernzeit. Auch wird in Teilzeit gearbeitet, und die Mitarbeiter können Sabbaticals nehmen. Ein weiteres positives Beispiel für eine Idee in Stormarn liefert die Sparkasse Holstein. Dort können die Angestellten ihre Kinder mit in die Kantine bringen.
"Dass die Firmen diese Dinge nicht selbstlos tun, schmälert nicht die Leistung", sagt Sofie Geisel von Erfolgsfaktor Familie. Es profitierten beide: Die Unternehmen werden attraktiver für Fachkräfte, die Mitarbeiter sind loyaler ihrem Betrieb gegenüber und bleiben länger. Viele Firmen wüssten nicht, was gebraucht werde. Ein großes Thema sei die interne Kommunikation, sagt Geisel. "Da können sie von den Erfahrungen anderer Firmen profitieren. Ein Unternehmen etwa hat ein Familienfest gegeben, dort kamen Mitarbeiter mit ihren Familien. In dem Rahmen wurde dann über die Wünsche gesprochen." Das habe gut funktioniert. Aber jede Firma müsse ihren eigenen Weg finden.