Politiker und Investoren klagen über die Verwaltung in Ahrensburg. Sie verzögere oder verhindere Ansiedlungspläne in der Region.
Ahrensburg. Für ihn ist es Chefsache und fällt damit in seinen Aufgabenbereich. Der Bürgermeister von Ahrensburg, Michael Sarach, war angetreten, die Beziehungen zwischen Verwaltung und Wirtschaft zu vertiefen und zu pflegen. Diesen Anspruch an sich selbst hat er nach wie vor. Nun regt sich jedoch Kritik daran, wie in Ahrensburg mit Unternehmern und Investoren umgegangen wird. Und da dies Chefsache ist, richtet sich die Kritik direkt gegen den Bürgermeister.
Abgänge großer Unternehmen wie Wesemeyer oder Boltze vom Standort Ahrensburg werden dabei als Warnzeichen ins Feld geführt. "Es gibt erhebliche Defizite dabei, wie Rathaus und Bürgermeister mit den Unternehmen umgehen", sagt etwa Tobias Koch, der für die CDU im Landtag und im Ahrensburger Stadtparlament sitzt. Doch ist der Politiker nicht der einzige, der klagt. Hinter vorgehaltener Hand spricht so mancher Investor Klartext, kritisiert langwierige Abstimmungsprozesse oder wirft der Verwaltung sogar Verzögerungstaktik vor. Häufiger fällt der Satz: "Die Verwaltung hat ein Eigenleben und geht auf die unternehmerischen Notwendigkeiten nicht ein."
Der Ahrensburger Norbert Leinius hat beruflich mit der Ansiedlung von Firmen in Stormarn zu tun. Der Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS) sucht und verkauft Gewerbegrundstücke in ganz Stormarn an Interessenten. Er sagt: "Die Stadt muss aufpassen, bei den Investoren nicht ins Gerede zu kommen." Er sehe die Tendenz, dass die Stimmung der Investoren kippe. Und er warnt: "Wenn die sehen, dass wichtige Projekte wie der Erlenhof, die Nordtangente oder die Gartenschau nicht oder nur sehr zögerlich realisiert werden, setzt sich dieser Eindruck in den Köpfen der Unternehmer fest."
Über die Bedeutung der Betriebe für die Stadt sind sich alle einig. Das Gewerbegebiet im Osten der Stadt ist eines der größten zusammenhängenden Gewerbegebiete in Schleswig-Holstein. Täglich pendeln mehr als 10.000 Menschen zu ihrem Arbeitsplatz dorthin. Insgesamt beschäftigen die Firmen in Ahrensburg rund 16.000 Menschen. Ohne die sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen wäre die Stadt schon im Schuldenmorast versunken. In diesem Jahr rechnet die Verwaltung mit Einnahmen durch die Gewerbesteuer von rund 24 Millionen Euro - bei einem Gesamtvolumen von 60 Millionen.
Tobias Koch fordert aber vom Bürgermeister, sich stärker einzubringen, wenn er hinter einem Projekt stehe. "Es reicht nicht, der Politik nur eine Vorlage zu geben und sich dann herauszuhalten", sagt er. "Er muss vielmehr für die ihm wichtigen Dinge werben, mit den Fraktionen sprechen. So wie es derzeit läuft, ist es keine vernünftige Zusammenarbeit", moniert Koch. Er erwarte einen engen Kontakt mit den Firmen. Seine Kritik untermauert der Christdemokrat mit einem konkreten Beispiel. Das Unternehmen Omnitrade, seit 1995 mit Sitz in Ahrensburg und auf den Handel mit Nüssen und Trockenfrüchten spezialisiert, verabschiedet sich aus der Stadt in Richtung Siek. Laut Inhaber und Geschäftsführer Jens Vergin lag der Umzug vor allem daran, dass er ein vier Hektar großes Grundstück gesucht und in Ahrensburg nicht gefunden habe. "Auch die Nähe zur Autobahn hat eine Rolle gespielt", sagt er. Politiker Koch kritisiert trotzdem: "Eine intensive Betreuung sind nicht zwei Kontakte in zwei Jahren." Bemühungen der Verwaltung, Omnitrade zu halten, seien viel zu spät gekommen.
Michael Sarach sieht das ganz anders. "Es gab rund 15 Gespräche mit Omnitrade", sagt er. Er sei darüber hinaus mit Unternehmen im ständigen Kontakt. So habe er bereits rund 200 Unternehmen besucht. "Bei vielen bin ich sogar regelmäßig und spreche über Bedürfnisse und Entwicklungen", sagt er. "Doch muss ich nicht jedes Gespräch an die große Glocke hängen." Wegen der wachsenden Konkurrenz und wenigen freien Flächen, müsse es vor allem darum gehen, die ansässigen Unternehmen in Ahrensburg zu halten, so Sarach. "So wollen wir bedeutende, auch international tätige Unternehmen wie etwa Hela, Stern-Wywiol oder Elbatron halten", erläutert er. Doch auch bei der Ansiedlung gebe es durchaus Erfolge. Sarach: "Wir konnten zum Beispiel ein Unternehmen aus der Reederei-Branche dafür gewinnen, seinen Sitz nach Ahrensburg zu verlegen."
Da Standorte wie Braak oder Siek näher an der Autobahn liegen, will der Bürgermeister sich vor allem auf den Dienstleistungssektor und mittelständische Unternehmen wie Handwerksbetriebe fokussieren. "Dagegen sind wir sicherlich nicht der beste Standort für große Logistikunternehmen", sagt Sarach. Für die sei die Nähe zur Autobahn entscheidend. Wegen dieses Standortvorteils will Sarach aber weiterhin die einst für Kibek vorgesehene Fläche an der A 1 vermarkten. Sogar ein gemeinsames Gewerbegebiet mit Großhansdorf und Siek sei dazu vorstellbar. Sarach: "Dazu müssen wir uns in Zukunft noch enger diesen beiden Nachbargemeinden abstimmen."