Bei viel mehr als drei Millionen Euro könnte ein erneuter Bürgerentscheid folgen
Barsbüttel. Bürgermeister Thomas Schreitmüller will heute mit dem Architekten Karl-Martin Vlcek im Kreisbauamt ausloten, wie teuer eine Sanierung des Barsbütteler Rathauses werden könnte. Sind es mehr als drei Millionen Euro, könnte es zu einem erneuten Bürgerentscheid über die Zukunft des Gebäudes kommen. "Es gibt Überlegungen in der Politik, die Bürger entscheiden zu lassen, ob sie mehrere Millionen Euro in das alte Rathaus investieren wollen", sagt Schreitmüller.
Ende September hatten die Gemeindevertreter den Vertragsabschluss für die Sanierungsplanung vertagt, weil Folgekosten geklärt werden sollten. Das ließ den Streit um das Rathaus aufflammen. Die Bürgerinitiative Ortsmitte (BIO) warf den Politikern Taktieren vor, weil der von ihr 2011 erstrittene Bürgerentscheid für den Erhalt des Rathauses im Januar 2013 seine Verbindlichkeit verliert. Nach Abendblatt-Informationen hatte jedoch auch der Architekt den Vertrag nicht unterschreiben wollen, weil darin eine Obergrenze der Sanierungskosten von drei Millionen Euro festgeschrieben werden sollte.
Seit sich die Barsbütteler vor rund eineinhalb Jahren deutlich für den Rathausstandort am Stiefenhoferplatz ausgesprochen hatten, hat die Gemeinde 400 000 Euro in den 70er-Jahre-Bau gesteckt. Doch im Eingangsbereich sind die Wände unverputzt, und das Foyer des Rathaussaals wirkt ohne die aus Brandschutzgründen entfernte Holzvertäfelung wie eine Lagerhalle. Hinzu kommen eine marode Heizung, blinde Fenster und verschlissene Teppiche.
Architekt will sich bei Gesamtkosten nicht genau festlegen
CDU und SPD betonen, sich weiter an den Bürgerentscheid halten zu wollen. SPD-Fraktionschef Hermann Hanser sagt: "Wir fühlen uns auch nach dem Ablauf der Gültigkeit des Bürgervotums an den Wunsch gebunden. Es kann und darf nicht sein, dass man zwei Jahre etwas aussitzt und dann durch die Hintertür kommt." Die SPD wolle dem Architekten aber keinen Blankoscheck ausstellen. Die CDU möchte über einen Neubau an gleicher Stelle nachdenken dürfen, bevor die Gemeinde Millionen Euro in den Altbau stecke, sagt Fraktionschef Christian Ebke.
2010 hatten die Politiker auch überlegt, ein neues Rathaus am Nahversorgungszentrum Am Akku zu bauen oder zu mieten, weil eine Sanierung zu teuer erschien. Beim Bürgerentscheid stimmten 75 Prozent der Wähler für den alten Standort. Architekt Karl-Martin Vlcek stellte im Mai sein Konzept für mehrere Umbauten in den nächsten Jahren vor. Die Kosten für eine Brandmeldeanlage, den Austausch der Fensterverglasung, eine Dämmung und Sanierung der Fassade und des undichten Daches sowie eine Heizungsanlage, einen neuen Fahrstuhl und optische Verschönerungen liegen demnach bei drei bis vier Millionen Euro. Die Gebäudesubstanz rechtfertige Investitionen in die Zukunft, sagte der Planer. Ausgaben von mehr als vier Millionen Euro seien aber unwirtschaftlich.
Im Juni 2012 waren sich die Politiker dann einig: Das alte Rathaus sollte saniert werden. Doch nun scheint alles wieder offen.