Verwaltung soll noch mögliche Folgekosten prüfen. Bürgerinitiative wirft Gemeinderat bewusste Verzögerung vor
Barsbüttel. Die Sanierung von Barsbüttels Rathaus verzögert sich. Im Gemeinderat am Donnerstag riet Bürgermeister Thomas Schreitmüller den Politikern ab, den vorliegenden Architektenvertrag zu beschließen. Erst müsse das Risiko weiterer Folgeinvestitionen geklärt werden. Kämmerei und Bauamt sollen nun bis November prüfen, welche weiteren Kosten die Sanierung auslösen könnte. Die Politiker folgten dem Vorschlag mehrheitlich.
Bürgerentscheid für Erhalt des Rathauses ab 2013 nicht mehr gültig
Bei der Bürgerinitiative Ortmitte (BIO) löste das Empörung aus. Sie hatte vor zwei Jahren einen Bürgerentscheid für den Erhalt des alten Rathauses initiiert und gewonnen. Das Bürgervotum ist indes ab Januar 2013 nicht mehr bindend für die Gemeinde. "Das ist den Bürgern nicht mehr zu erklären", sagte Sprecherin Margarete Hoffmann und warf den Politikern vor, die Verzögerung bewusst zu betreiben.
"Die Lage, in der wir uns befinden, ist uns allen nicht recht. Aber wir müssen den Bürgern hinterher erklären, warum es mehr Steuergelder gekostet hat", sagte dagegen CDU-Fraktionschef Christian Ebke. Nur Klaus-Jürgen Krüger (SPD) stimmte gegen den Vorschlag der Verwaltung.
"Wir haben den Bürgern eine Zusage gegeben. Es gibt keinen Grund, die Planung jetzt zu verschieben. In welchem Umfang wir sanieren, können wir entscheiden, wenn das Konzept vorliegt." Bisher war Barsbüttel davon ausgegangen, dass es für das Rathaus einen Bestandsschutz gibt und der 70er-Jahre-Bau damit nicht zwingend an die neuesten Verordnungen im Baurecht angepasst werden muss. Das scheint vier Monate nach Beginn der Verhandlungen mit dem Planungsbüro aber plötzlich fraglich. "Es gibt viele Ansatzpunkte, die darauf hindeuten, dass es keinen Bestandsschutz mehr gibt", sagt Bauamtsleiterin Rita Dux.
Neue Verordnung könnte Pläne für Spar-Sanierung durchkreuzen
Eine Sanierung, die auch Fenster und Teile der Fassade betrifft, könnte demnach weitere Anforderungen der Baubehörde zur Energieeinsparung nach sich ziehen - zumal in 2013 auch eine neue Energiesparverordnung ansteht. Damit stünde die teure Dämmung der kompletten Rathausfassade wieder im Raum, was die mit drei Millionen Euro veranschlagten Sanierungskosten bis auf fünf Millionen hochtreiben könnte. Für die CDU wäre dies ein Anlass, über einen Abriss und Neubau nachzudenken. "Für das Geld können wir dann auch etwas Neues bauen", sagt Christian Ebke. Architekt Karl Martin Vlcek sagte im Gemeinderat, sein Büro müsse die Planungen erst erstellen, um sie mit der Bauaufsicht abstimmen zu können. "Wir können nicht in die Glaskugel blicken und ihnen sagen, was in der Energiesparverordnung 2013 steht", erklärte Partnerin Ariane Zimmermann. Das Kostenrisiko sei nach Ansicht des Architekten dennoch als relativ gering anzusehen.
Rainer Eickenrodt (BfB) sieht das ganz anders: "Wir wollen kein Fass ohne Boden." Er sei enttäuscht vom Architekturbüro. "Ich habe heute ein Stück Vertrauen verloren. Wenn das schon jetzt so anfängt, wie soll sich das dann im Auftragsverhältnis erst weiterentwickeln."