Abendblatt-Serie: Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute: Der Tierschutzverein Ahrensburg- Großhansdorf.

Ein Stück von der Straße entfernt, versteckt zwischen hohen Tannen, kurz hinter dem Bauhof liegt das Tierheim Großhansdorf. Lautes Gebell weist Besuchern schon von weitem den Weg zu der Einrichtung am Waldreiterweg. 1969, fünf Jahre nach der Gründung des Vereins Tierschutz Ahrensburg-Großhansdorf, wurde das Tierheim fertiggestellt. Seitdem finden hier Hunde, Katzen, Kaninchen, Vögel und andere Kleintiere ein Zuhause auf Zeit.

"Die Arbeit im Tierschutzverein ist eine sehr erfüllende Aufgabe", sagt Monika Ehlers, die seit 1990 in dem Verein aktiv ist. "Nach und nach habe ich immer mehr Ämter übernommen", sagt die heutige Schriftführerin und Pressebeauftragte. Mehrmals pro Woche ist Monika Ehlers im Tierheim, um nach dem Rechten zu sehen. "Tiere liegen mir einfach sehr am Herzen."

Erfolg: Im vergangenen Jahr hat das Heim 307 Tiere vermittelt

534 Tiere lebten im vergangenen Jahr in dem Heim. 307 davon konnte die Leitung an neue Besitzer vermitteln. Von den Fundtieren wurde rund ein Drittel wieder abgeholt. "Wir sind froh über jedes Tier, das vermittelt wird", sagt Monika Ehlers. Das jedoch sei nicht immer leicht. Auf der Homepage des Vereins stellen die Mitarbeiter immer einige der Tiere mit Namen, Alter und Charaktereigenschaften vor. "Manchmal kommen Leute zu uns, weil sie im Internet ein Tier gesehen und sich sofort verliebt haben", sagt Ehlers. Bei anderen laufe es dagegen ganz anders ab: "Einige sitzen stundenlang im Gehege, bevor sie sich für ein Tier entscheiden können."

Besonders bei Hunden sei die Vermittlung oft langwierig. "Da kommt es sehr auf Charakter und Rasse an", sagt Ehlers. "Wichtig ist, die Flinte nicht gleich ins Korn zu werfen." Das gelte auch für die neuen Besitzer: "Die Tiere müssen sich erst in ihrem neuen Zuhause einfinden." Darum sei es für die Mitarbeiter wichtig, ein offenes Ohr für die Tierhalter zu haben. "Die Pfleger besuchen die Besitzer nach der Vermittlung, um Fragen zu beantworten", sagt Ehlers.

"Wir nehmen uns schon im Vorfeld sehr viel Zeit für ausführliche Gespräche, um den Hundehaltern deutlich zu machen, was für eine Aufgabe sie übernehmen werden", bestätigt Julia Specht. "Durch einen Hund verändert sich der Alltag." Die 25 Jahre alte Tierpflegerin ist die Hauptverantwortliche für den Hundebereich des Tierheims und hat schon als Kind im Tierheim ausgeholfen. "So bin ich von klein auf in die Arbeit hineingewachsen", erzählt sie. Julia Specht arbeitet seit drei Jahren in Vollzeit im Großhansdorfer Tierheim und sagt von sich, sie sei "mit Herz und Seele" dabei. Ihren eigenen Hund Pita bringt sie mit zur Arbeit. Der stammt ebenfalls aus einem Tierheim. "Etwas anderes kommt für mich gar nicht in Frage."

Problem: Spenden sind im vergangenen Jahr zurück gegangen

Neben Julia Specht arbeiten zwei weitere Pflegerinnen in Vollzeit sowie zwei Kräfte in Teilzeit und fünf ehrenamtliche Helfer in dem Heim. Nach einem Streit um die Entlassung eines langjährigen Tierpflegers im vergangenen Jahr ist wieder Ruhe unter den Mitarbeitern eingekehrt. "Die kriegen jedes Tier hin", sagt Ehlers.

Viel zu tun haben die Tierpfleger vor allem mit den Katzen. "Es ist erschütternd, wie viele Katzen abgegeben werden", sagt die 68-Jährige. 149 waren es im vergangenen Jahr. Zwar konnten 127 Tiere an neue Halter vermittelt werden, das ist jedoch für das Tierheim häufig mit Kosten verbunden. "Die neuen Besitzer zahlen eine Gebühr für die Tiere, aber die Kosten für Kastration und Impfung, die oft anfallen, müssen wir übernehmen", sagt Monika Ehlers, die selbst Zeit ihres Lebens Katzen gehalten habe.

Schwer zu vermitteln seien zudem die vielen Wildkatzen. "Sie sind nicht daran gewöhnt, in einer Wohnung gehalten zu werden."

Weitere Kostenfaktoren für den Tierschutzverein sind die Bezahlung der Mitarbeiter und die Instandhaltung des Heims. Um Futterkosten einzusparen, haben die Mitglieder in einigen Geschäften Boxen aufgestellt, in denen Futter gesammelt wird. "Das hilft uns sehr", sagt Monika Ehlers. Denn zurzeit sei die Finanzlage des Tierschutzvereins düster. "Im vergangenen Jahr haben wir mit einem hohen Spendenminus abgeschlossen."

Neben den Beiträgen der Vereinsmitglieder erhält der Verein jedes Jahr eine sogenannte Fundtiervergütung in Höhe von 20 Cent pro Einwohner von rund 20 Stormarner Gemeinden. "Das reicht aber bei Weitem nicht, um unsere Kosten zu decken", sagt Monika Ehlers. Deshalb sei der Verein sehr auf Spenden angewiesen. "Am Welttierschutztag, dem 4. Oktober, machen wir immer eine Haussammlung, außerdem haben wir in Geschäften Sammeldosen aufgestellt." Für solche Aktionen sei die Hilfe der Mitglieder wichtig. Hans-Jürgen Hansen ist seit dem Jahr 2000 im Verein. Mehrmals hat der Ammersbeker in seiner Gemeinde schon Sammlungen für das Tierheim organisiert. "Ich bin ein großer Schnauzer-Fan", sagt Hansen über sich selbst. "Da fühle ich mich für alle Hunde verantwortlich."

Angela Harden haben es eher die Katzen angetan. Die Hamburgerin ist seit 24 Jahren im Tierschutzverein aktiv. "Monika Ehlers hat mir damals das Tierheim gezeigt. So habe ich erst eine Vorstellung von der Arbeit dort bekommen", sagt Angela Harden. Mittlerweile hilft sie regelmäßig bei Veranstaltungen aus. "Überall wo Not am Mann ist, gebe ich gern Unterstützung", sagt sie. Dazu zählt unter anderem der Adventsbasar, den der Verein jedes Jahr am dritten Advent auf dem Tierheimgelände veranstaltet. "Eine sehr schöne Veranstaltung", wie Monika Ehlers sagt. "Die Leute kennen unseren Adventsbasar mittlerweile schon und kommen gern, um uns zu unterstützen."

Aktuelles: Jutta Böttcher hat die Leitung des Heims übernommen

In diesem Jahr feierte der Verein zum ersten Mal ein Sommerfest. "Wir wollen uns dadurch bekannter machen", sagt Monika Ehlers. "Die Besucher lernen so das Tierheim besser kennen." Mitglieder organisierten einen Bücherflohmarkt, und steuerten selbst gebackenen Kuchen und Cocktails bei. Ehlers: "Wir hoffen, dass das Fest wie der Adventsbasar zu einer Institution wird." Sie betont jedoch, dass an diesen Tagen keine Tiere vermittelt würden. "Die Leute sollen lieber noch einmal wiederkommen und sich die Sache reiflich überlegen." Denn müsse das Tier nach der Vermittlung doch wieder zurück ins Heim, bleibe davon auch immer ein "seelischer Knacks" zurück.

Eine weitere Neuerung in diesem Jahr ist ein personeller Wechsel. Jutta Böttcher hat am 1. September die Leitung des Tierheims übernommen. Zuvor hat die 54-Jährige 35 Jahre lang als Pflegerin in dem Tierheim gearbeitet. Sie war bisher hauptsächlich für den Katzen- und Kleintierbereich zuständig. "Zu Anfang habe ich alle Arbeit als Halbtagskraft allein gemacht", sagt Jutta Böttcher. "Damals war das Tierheim noch viel kleiner als heute." Mehrfach wurde das Gebäude seit der Gründung des Vereins erweitert. 2006 konnte der Verein das Gelände, das bis dahin gepachtet war, kaufen. "Eine ältere Dame hat uns ihr Haus vererbt", erzählt Monika Ehlers. "Mit dem Geld aus dem Verkauf konnten wir das Gelände kaufen."

Heute verfügt das Tierheim neben den Hunde-, Katzen- und Kleintierbereichen über ein Auslaufgelände, ein Büro, eine Küche sowie über Quarantäne- und Aufnahmeboxen. Ein Bereich steht für Pensionstiere zur Verfügung, deren Besitzer im Urlaub sind. Das Tierheim ist an jedem Tag in der Woche besetzt. "Wir haben auch am Wochenende geöffnet, denn viele haben nur dann Zeit", sagt Monika Ehlers.

Die Polizei hat einen Schlüssel für die Auffangboxen. "Es hat ja nicht jeder die Möglichkeit, ein Fundtier über Nacht mit nach Hause zu nehmen", erläutert Monika Ehlers. Wer spät abends oder nachts ein Tier findet, kann sich bei der Polizei melden, die es dann ins Tierheim bringt. "In ein Buch wird eingetragen, wo das Tier gefunden wurde. Das ist wichtig, falls jemand es vermisst", sagt die Tierheim-Sprecherin.

Engagement: Junge Menschen werden an den Tierschutz herangeführt

"Unsere Aufgabe ist es, den Tieren Schutz zu bieten, die kein Zuhause haben", sagt Monika Ehlers. Um die Bedeutung dieser Arbeit hervorzuheben, lädt der Verein immer wieder Schulklassen ein. "Die jungen Leute kommen uns dann besuchen und wir zeigen ihnen das Tierheim", sagt die Schriftführerin. "So wollen wir versuchen, die Kinder und Jugendlichen schon früh an den Tierschutz heranzuführen und ihnen ein Gefühl für den richtigen Umgang mit Tieren geben."

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