Serie im Abendblatt: Jeden Sonnabend stellen wir einen Verein und dessen Mitglieder vor. Heute im Portrait: Der Gospelchor Stormarn Singers.

"Das Besondere an den Stormarn Singers ist die Gemeinschaft", sagt Julia Kuschel. Die 19-Jährige sagt, sie habe sich sofort herzlich und freundlich aufgenommen gefühlt, als sie vor etwa vier Jahren zu den rund 70 Mitgliedern des Gospelchors stieß. Ihre Mutter, Anne Kuschel, ebenfalls Chorsängerin, sagt: "Auch privat haben wir viel Kontakt zueinander. Wir singen zusammen Karaoke, gehen ins Theater und wir treffen uns sonntags zur Leserunde." Stefanie Santag, sie zweite Vorsitzende, ergänzt: "Wenn man dem Chor erzählt, dass man umzieht, stehen plötzlich 50 Leute vor der Tür, die helfen wollen."

+++ Der Verein in Zahlen +++

Aktuelles: Die Stormarn Singers geben Konzert zum 25. Jubiläum

Die Stormarn Singers seien einer der ersten Gospelchöre in Schleswig-Holstein gewesen, sagt Chorleiter Eggo Fuhrmann. Dieses Jahr feiern sie ihr 25-jähriges Bestehen. Das große Konzert, das der Chor anlässlich des Jubiläums plant, beginnt am Sonntag, 18. November, um 19 Uhr in der Tymmo-Kirche (Möhlenstedt 3) in Lütjensee. Auch der in der Szene bekannte Gospelkomponist Wayne Evans aus den USA und andere Gäste werden dabei sein.

Gospel sei in den vergangenen 15 Jahren immer beliebter geworden, sagt der Komponist, Produzent und Chorleiter Fuhrmann. "In der Region sind wir immer noch einer der bekanntesten Gospelchöre", sagt Anne Kuschel.

Erfolg: Chormitglieder werden Zweite beim Happy Gospel Contest

Die besten Gospelchöre aus den Kreisen Stormarn und Segeberg werden beim Happy Gospel Contest in Norderstedt gekürt. Den Wettbewerb richten das Hamburger Abendblatt, die Sparkasse Holstein, die Sparkassen-Stiftung Holstein und die Kulturstiftung Norderstedt aus. Die Stormarn Singers bewarben sich 2011 mit ihrer Demo-CD und einem Kurzportrait und kamen zusammen mit zehn weiteren Chören in die engere Auswahl.

"Wir hatten zehn Minuten Zeit mit unseren Liedern die Jury zu überzeugen", sagt Anne Kuschel. Die Stormarn Singers belegten den zweiten Platz und gewannen 750 Euro für die Vereinskasse. Mit dem Gewinn finanzierten sie eine Chorreise nach Goslar und Workshops. Der erste Platz ging an das Gesangsensemble Just8 aus Bargteheide.

Die Stormarn Singers geben durchschnittlich ein Konzert pro Monat. Sie singen auf Firmenfeiern, Hochzeiten und in Gottesdiensten. Regelmäßig zu Gast sind sie in der Tymmo-Kirche in Lütjensee, der Martin-Luther-Kirche in Trittau, der St. Andreas-Kirche in Kuddewörde und der Evangelischen Kirche Barsbüttel. Oft zu sehen sind sie auch in der Kreuzkirche und der Schlosskirche in Ahrensburg, in Sülfeld und im Kloster Nütschau.

Die Stormarn Singers veranstalten auch Workshops und Konzerte mit Gospelgrößen aus den USA, unter anderem Joel Thomas, Debbie Cameron und Love Newkirk. "In unseren Ordnern haben wir 250 verschiedene Lieder. Etwa 40 bis 50 haben wir aktuell im Repertoire", sagt Anne Kuschel. "Die müssen wir alle können. Auf Konzerten entscheidet Eggo je nach Stimmung, was wir singen."

Verschiedene Songs der Stormarn Singers sind auf einer neuen CD zu hören, die im vergangenen Winter aufgenommen wurde. Sie umfasst 16 Titel und kann auf der Homepage der Stormarn Singers oder direkt bei Chorleiter Eggo Fuhrmann für zwölf Euro gekauft werden. Die Produktion übernahm Fuhrmann selbst. "Die Chorteile wurden im Proberaum aufgenommen. Die Solisten sind zu mir ins Tonstudio gekommen", sagt er. "Insgesamt stecken 268 Stunden Arbeit in dieser CD."

Probleme: Die Gruppe sucht dringend männliche Tenöre

Auf der neuen CD erklingen vor allem Frauenstimmen. Chorleiter Eggo Fuhrmann klagt über Nachwuchssorgen: Die Stormarn Singers haben nicht genug Bässe und vor allem fehlen männliche Tenöre. "Der Markt an brauchbaren Tenören ist sehr dünn", sagt er. "Die, die wir haben, machen es sehr gut. Aber wir brauchen mehr." Weil es nur drei männliche Tenöre gibt, müssen sie schon von vier Frauen unterstützt werden.

Peter Rüffert, eines der wenigen männlichen Chormitglieder, kann sich vorstellen, warum nur wenige Herren dabei sind: "Beim Fußball werde ich deswegen veräppelt. Singen scheint irgendwie unmännlich zu sein", sagt er. "Aber als ich zum ersten Mal bei den Stormarn Singers war, habe ich gleich gemerkt: Die sind fetzig. Das möchte ich auch machen." Insgesamt sind zehn Männer Mitglied der Stormarn Singers. Viele wurden von ihren Frauen mitgebracht. Umgekehrt brachten aber auch zwei Männer ihre Frauen mit.

Aber auch neue Partnerschaften sind schon entstanden. Ulrike Dreyer, 44, und Werner Evers, 57, kamen beide 2006 zu dem Chor. Sie im Sopran, er im Bass. "Damals standen wir u-förmig. Da konnte ich Ulrike beim Singen immer anschauen", erzählt Werner Evers. "Er hat so nett zu mir rübergelächelt", sagt sie. Bei den vielen Proben, Konzerten und gemeinsamen Unternehmungen kamen die beiden sich schnell näher und sind seitdem ein Paar.

"Der Altersdurchschnitt im Chor liegt etwa bei 50 Jahren", sagt Chorsänger Sven Pröpper. "Wir haben aber auch einige Sängerinnen, die jünger als 20 Jahre sind." Leider zögen viele von den jungen Leuten weg, wenn sie mit Schule oder Ausbildung fertig seien. So auch Julia Kuschel, die für einen Europäischen Freiwilligendienst ein Jahr in England verbringt.

Wer Lust hat, bei den Stormarn Singers mitzusingen, kann donnerstags um 19.45 Uhr zur Probe nach Großhansdorf (Wöhrendamm 80) kommen. Wer sich für eine Mitgliedschaft entscheidet, muss ein kleines Vorsingen absolvieren. "Man sollte nicht ganz schief singen und möglichst Englisch können", sagt Eggo Fuhrmann. "Aber eigentlich darf jeder mitsingen."

Engagement: Die Stormarn Singers spenden Konzert-Erlös für Haiti

Im Februar 2010 gaben die Stormarn Singers ein Benefizkonzert für die Opfer des Erdbebens auf Haiti. Erlöse anderer Konzerte spendeten die Sänger schon für Unicef und den Lions Club. Außerdem sammeln sie einmal im Jahr bei einem Weihnachtskonzert Spenden für das Krankenhaus Großhansdorf. "Als kleines Dankeschön dafür, dass wir bei ihnen proben dürfen", sagt die zweite Vorsitzende, Stefanie Santag.

Der größte Teil der Mitglieder ist religiös, sagt Anne Kuschel. "Viele von uns engagieren sich in der Kirche." Bevor ein Lied einstudiert werde, übersetzten die Sänger zunächst den Text. "Gospels sind schließlich gesungene Bibelsprüche. Man kann sie nur mit Herz und Seele singen, wenn man sie versteht und auch an sie glaubt."