Unser Bundesverkehrsminister hat voll ins Schwarze getroffen. Vorausgesetzt, er wollte eine kontroverse Debatte auslösen. Mit seinem Vorstoß, den Städten und Gemeinden bei der Wahl von Autokennzeichen die freie Wahl zu lassen, hat Peter Ramsauer ein sehr emotionales Thema gesetzt. Das zeigen die zum Teil begeisterten Reaktionen von Bürgern, Städte- und Gemeindetagen sowie diversen Landkreisen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Stimmt der Bundesrat Ramsauers Verordnungsentwurf zu, sei das zielführend bei der Stärkung regionaler Identität, frohlocken viele.
Aber es gibt auch Kritik. Natürlich. Für Familienväter und -mütter könne das beliebte Kennzeichenraten auf langen Autobahnfahrten schwieriger werden, lautet ein nicht ganz ernst gemeinter Einwand. Andere Autofahrer fragen sich, ob es angesichts vieler vom Frost zerfressenen Straßen nichts Wichtigeres zu tun gebe. Noch weiter geht die Deutsche Polizeigewerkschaft, die ein Kennzeichen-Wirrwarr fürchtet, der die Arbeit der Ordnungshüter erschweren könnte. "Kryptische Buchstabenkombinationen" seien hinderlich bei Ermittlungen. Deshalb rät der Gewerkschaftschef in einem Zeitungsinterview trocken: "Wer Lokalpatriotismus zu seinem Kuhdorf zeigen will, soll das über einen Aufkleber am Kofferraum tun - aber bitte nicht über das amtliche Kennzeichen." Basta! Auch Stormarner Bürgermeister sind der Ansicht, eine Reform sei "völlig unnötig". Das Thema scheint wie geschaffen für Schwarz-Weiß-Malerei.
Bleibt die Frage, ob das Kennzeichen nicht doch eine lokalpatriotische Botschaft sein kann, wie der Verkehrsminister glaubt. Gegenfrage: Wer außerhalb unseres Kreises kann dem aktuellen OD-Kennzeichen tatsächlich Stormarn zuordnen? Vielleicht liegt Ramsauer doch nicht vollends neben der Spur, wenn er von einer "Herzensangelegenheit" vieler Autofahrer spricht, von Identifikation und Heimatverbundenheit. STO - warum eigentlich nicht? Ein bisschen mehr davon würde Stormarn guttun.