Geschäfte am Glinder Berg leiden unter Protesten. Vor allem sonnabends sinken die Umsätze

Glinde. Vor drei Monaten eröffnete der umstrittene Modeladen "Tønsberg" in der Möllner Landstraße in Glinde - nun spüren die umliegenden Geschäfte die finanzielle Folgen. Vor allem an den Sonnabenden, wenn kleine Protestaktionen, aber auch Großdemonstrationen vor der Ladenzeile Glinder Berg stattfinden, kommen kaum noch Kunden.

"Das ist sehr deutlich zu spüren. Gerade ältere Menschen trauen sich dann gar nicht in die Läden", weiß Torsten Mielke, Inhaber eines Fahrradgeschäftes in unmittelbarer Nachbarschaft des Thor-Steinar-Ladens. Während unter der Woche noch die Kasse bei dem 47-Jährigen klingelt, sieht es am Wochenende schlecht aus. "Dass ist bei den anderen Geschäftsleuten hier nicht anders. Wir leiden alle darunter", sagt Mielke. Wie stark die Umsätze seit den Protesten zurückgegangen seien, werde er jedoch erst nach der Inventur zum Jahreswechsel wissen.

Gerüchte, denen zufolge einige Mieter bereits einen Nachlass von der Vermieterin Margarita H. genehmigt bekommen haben, wollten gestern weder die betroffenen Ladeninhaber noch der Anwalt der Vermieterin bestätigen. Aber: "Es gibt Schwierigkeiten auch mit den übrigen Mietern", sagte der Hamburger Jurist Christian Verstege, der Margarita H. seit September vertritt.

Über eine Kürzung seiner Mietzahlungen denkt der Fahrradhändler Mielke derzeit noch nicht nach. "Wenn allerdings die Sonnabende weiterhin so schlecht laufen, muss auch ich mir Gedanken machen", sagte Mielke, der seit 1992 den Laden am Glinder Berg betreibt. So unruhig wie in den vergangenen drei Monaten sei es nie gewesen. "Wir haben auch anfangs nicht geglaubt, dass sich das so lange hinziehen würde."

Anwalt Christian Verstege rechnet damit, dass sich die Situation am Glinder Berg bis zum Frühjahr nicht ändern wird. Denn noch immer stehe kein Gerichtstermin fest. Anfang Oktober hatte er vor dem Landgericht Lübeck für seine Mandantin Räumungsklage gegen den Betreiber der Thor-Steinar-Ladens erhoben. "Die Gegenseite hatte darauf Klageerwiderung eingelegt, zu der wir jetzt Stellung bezogen haben. Jetzt warten wir auf eine Nachricht vom Gericht", sagte Verstege, der bereits im vergangenen Jahr einen Berliner Hausbesitzer in einem ähnlichen Fall vertreten und vor dem Bundesgerichtshof (BGH) mit seiner Räumungsklage gegen einen "Thor-Steinar"-Ladeninhaber Erfolg gehabt hatte.

Wie die Glinder Vermieterin hatte sich auch der Berliner Vermieter von den Geschäftsleuten getäuscht gefühlt. Der Laden musste nach dem Urteil schließen. Denn die Richter erklärten, dass Mieter von Gewerberäumen auch ohne Nachfrage "außergewöhnliche Umstände" mitteilen müssen.