Land genehmigt Projekt der Berufsschule, die gerade um eine Lagerhalle erweitert wird. Der Kreistag muss dem Antrag jedoch noch zustimmen.
Ahrensburg. Die Stadt Ahrensburg bekommt ein Berufliches Gymnasium (BG). "Das Land hat uns die Genehmigung erteilt - vorbehaltlich der Zustimmung durch den Kreistag", sagt Joachim Steußloff, der Leiter der Berufsschule in der Schlossstadt. Der Kreistag wird sich im Dezember mit dem Thema befassen. Die Zustimmung gilt als Formsache, im Kreisschulausschuss gab es im September eine breite Mehrheit für das Vorhaben.
Die neue Bildungseinrichtung startet nach den Sommerferien des kommenden Jahres. Steußloff rechnet mit zwei Starterklassen. Das Angebot richtet sich an Jugendliche, die einen überdurchschnittlichen Realschulabschluss oder einen anderen, als gleichwertig anerkannten Schulabschluss haben.
Das Berufliche Gymnasium führt in drei Jahren zum Abitur. Die Ausbildung am BG hat einen wirtschaftlichen Schwerpunkt. Das bedeutet: Neben Fächern, die auch in "normalen" Gymnasien auf dem Stundenpan stehen, wird in Ahrensburg Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Rechtslehre unterrichtet. Danach steht den Absolventen die Möglichkeit offen, zum Beispiel ein Studium im Bereich Wirtschaft aufzunehmen. Sollten sie sich dafür entscheiden, eine Berufsausbildung anzuhängen, dürften sie dank ihres Schwerpunkts bei einer Bewerbung bessere Chancen haben als "normale" Gymnasiasten.
In Stormarn gibt es bereits ein Berufliches Gymnasium - in Bad Oldesloe. Es hat vier Schwerpunkte - neben der Wirtschaft sind es Ernährung, Gesundheit und Technik. Auffällig ist, dass dort keine Schüler aus Reinbek und Barsbüttel kommen und nur zwei aus Glinde. Steußloff schlussfolgert daraus, dass Interessenten aus dem Südkreis Berufliche Gymnasien in Hamburg besuchen, weil ihnen der Weg nach Bad Oldesloe zu weit ist.
Eine offizielle Statistik gibt es dafür nicht. Der Schulbesuch in Hamburg ist nur mit Tricks möglich. Getrickst wird auch in umgekehrter Richtung. An der Berufsschule Ahrensburg werden Schüler unterrichtet, die eigentlich in Hamburg wohnen, sich aber eine Meldeadresse in Stormarn besorgt haben.
Der Ländergrenzen überschreitende Schulbesuch läuft also in einer Grauzone ab. Bekannt ist aber, wie viele Stormarner Berufliche Gymnasien in Lübeck und in Segeberg besuchen. 76 sind es im laufenden Schuljahr, und für jeden einzelnen muss der Kreis Stormarn einen Schulkostenbeitrag bezahlen. Da ist es sinnvoll, im Kreis selbst BG-Plätze aufzubauen.
Steußloff will die neue Schule erst einmal ohne zusätzliche Lehrer stemmen. Für die hat das Land kein Geld. Allerdings müssten Schulräume umgebaut werden. Der Kreis ist bereit, dafür 180 000 Euro auszugeben. Unter anderem muss ein Fachraum für Naturwissenschaften geschaffen werden.
Der Kreis hat in der jüngeren Vergangenheit mehrfach Geld in der Berufsschule gesteckt. Im Moment wird auf dem Gelände an der Hermann-Löns-Straße eine Lagerhalle mit einem Bürotrakt errichtet. Zwei Millionen Euro kostet das schmucke Gebäude, das im Januar eingeweiht werden soll.
"Die Lagerwirtschaft wird in Stormarn immer wichtiger", sagt Joachim Steußloff, "da ist es sinnvoll, wenn wir in die Ausbildung der Logistiker investieren." In der mit Hochregalen bestückten Halle können alle Arbeitsschritte geübt werden: vom Wareneingang über die Lagerung bis hin zur Auslieferung. "Zugleich können wir dann unseren Schülern auch die Möglichkeit anbieten, den Staplerführerschein zu machen", sagt der Schulleiter.
Die Berufsschule Ahrensburg hat rund 2100 Schüler und ist damit die größere der beiden Stormarner Berufsschulen. Die meisten von ihnen - rund 1600 - sind Lehrlinge, die in Ahrensburg ihre theoretische Ausbildung bekommen.